Das Halbmondamulett.. Jens Petersen

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Das Halbmondamulett. - Jens Petersen

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euch gerne verraten, vielleicht übt ihr euch darin. Ich spreche vom Abschütteln eines Zaubers, der alle Menschen zu allen Zeiten gleichermaßen betäubte. Ihr nennt ihn, glaube ich, den Zeitgeist. Lernt ihn zu durchschauen und ihm wenigstens immer einen Schritt voraus zu sein!“

      „Wie gelingt einem das?“

      „Zugegeben, es ist nicht einfach. Aber es gibt da einige Übungen. Fangt am besten damit an, nicht das zu tun, was alle tun. Stellt grundsätzlich alles in Frage. Das, welches ihr meint davon ausnehmen zu müssen, als erstes. Nur seid auf der Hut, mit dem Zeitgeist war noch nie spassen. Er wird nicht müde, sich jedes Mal aufs Neue für die unwiderruflich letzte aller Wahrheiten zu halten. Wer daran zweifelte, und unvorsichtig genug war, sich das anmerken zu lassen, der wurde zu jeder Zeit erbarmungslos als Ketzer verfolgt.“

      „Aber wieso ausgerechnet Hyänen?“

      Wollten wir wissen.

      „Das genau geht zurück auf die Ereignisse bei der „Burg der Schande.“

      „Wo liegt die, ist das hier in der Gegend?“

      „Er übersetzte unsere Frage den drei anderen, deren interessierte Teilnahme bislang nur mit gelegentlich eingeworfenen Stichworten auf Amharisch bedacht wurde. Alle vier schienen sich beträchtlich zu amüsieren. Als das Gelächter wieder abebbte, erklärte uns der Englisch sprechende, diese Burg liege weit entfernt in einem Lande, welches den meisten noch nicht einmal dem Namen nach bekannt sei. Es hieße Hadramaut und läge am östlichen Ende der Weihrauchstraße. Unsere ungläubige Verblüffung war erneuter Anlass zur Freude. Ich erinnerte mich, von einer solchen Burg gelesen zu haben, die einst den Eingang zum Weihrauchland bewachte. Nur soviel war aus Büchern zu erfahren, dass irgendein Forschungsreisender - sein Name war mir entfallen - in der Ruine herumgestöbert hatte, ohne zu spektakulären Erkenntnissen zu gelangen. Was, fragte ich mich, sollten äthiopische Silberschmiede in jener fernen Burg in einem unzugänglichen Land zu tun haben?

      „Kein Grund zum Lachen“,

      protestierte ich.

      „Dieses Land ist uns nicht nur recht gut bekannt, zufällig haben wir sogar vor, dorthin zu reisen.“

      Kein bisschen erstaunt, wie ich heimlich gehofft hatte, eher besorgt schauten uns alle Vier an, nachdem er in wenigen Worten meine Antwort übersetzt hatte.

      „Wisst ihr wirklich, was ihr da wollt?“

      „Absolut!“

      „Ich habe meine Zweifel. Gar zu viele Dinge tut man mechanisch, ohne zu wissen warum. Warum z.B. fahrt ihr in diese Richtung, wo doch euer Ziel in der entgegengesetzten liegt?“

      „Da hast du recht, wir sind da einem plötzlich entstehendem Impuls gefolgt, etwas, was über uns kam. Übrigens“,

      fiel mir rechtzeitig dazu ein,

      „hätten wir das nicht getan, so wären wir euch nicht begegnet.“

      „Da würde ich mir nicht so sicher sein.“

      Schmunzelte er.

      „Bis in den Hadramaut ist der Weg noch weit und mit vielen Hindernissen gepflastert, ganz zu schweigen von "plötzlichen Impulsen." Was wisst ihr z.B. über dieses Land?“

      „Zumindest so ziemlich alles, was bei uns darüber zu erfahren war.“

      „Auch wenn das, wie ich vermute, nichts Wesentliches berührt, so sehe ich doch eine gewisse Entschlossenheit. Trotzdem: Ihr solltet euch das gut überlegen. Nur sehr wenigen ist es bisher gelungen, und warum sollte es euch anders ergehen?“

      „Nun, immerhin haben die Engländer uns schon ihre vorläufige Einwilligung gegeben.“

      „Die Engländer, müsst ihr wissen“,

      erläuterte er geduldig und dehnte dabei die Arme und Schultern zu einer Geste, die wortlos um Entschuldigung bat für die Unzulänglichkeit der Engländer,

      „sie sind dort nur so etwas wie die Wachtposten vor dem Eingang. Selbst wenn es euch gelingen sollte, mit ihrer Zustimmung hereinzukommen, so hilft euch das noch wenig. Drinnen im Lande werdet ihr kaum einen von ihnen mehr antreffen. Ihr werdet ganz auf euch allein gestellt sein, so allein wie ihr mit Sicherheit noch nie in eurem Leben wart. Viele Dinge sind dort völlig anders, anders noch, als ihr euch nur vorstellen könnt. Ihr werdet eure Gewohnheiten, euren Stil zu leben total umstellen müssen. Vor allem aber wird niemand sich um euren Schutz, eure Sicherheit kümmern.“

      „Das klingt alles, als hättet ihr Kontakte dorthin.“

      „Die haben wir“,

      nickte er.

      „Könnt ihr uns einen Rat geben?“

      „Ja, fahrt nicht dorthin!“

      Ich schüttelte den Kopf.

      „Wir sind fest entschlossen.“

      „Dann hütet euch vor so manchen unreinen Geistern, die neuerdings wieder auferstanden sind, und auf die ich noch zu sprechen kommen werde. Ferner haltet die Augen offen nach den beiden gekrümmten Linien des bewussten Strebens, nach dem Kreis der Vollendung und nach der makellosen Geraden des Ziels.“

      „Könntest du das bitte näher erläutern, so sagt es mit nichts.“

      „Tut mir leid, ich habe eigentlich schon zuviel gesagt. Aber denkt trotzdem an diese Worte, ihr werdet sie verstehen, wenn ihr dem Beschriebenen begegnet. Und hofft, dass dieses geschieht, bevor es zu spät ist.“

      Sein Gesicht drückte unmissverständlich aus, alles weitere Fragen wäre sinnlos.

      „Ihr müsst wissen“,

      fuhr er fort, als wollte er das Thema mit Worten endgültig vom Tisch fegen,

      „wir als Volk der Habascha lebten ursprünglich jenseits des Meeres in der Nähe dieses Landes Hadramaut.“

      „Davon habe ich ebenfalls gelesen“,

      warf ich ein.

      „Aber das war vor gar zu langer Zeit, noch bevor Äthiopien ein christliches Land war, und sogar noch vor dem Axumitischen Reich. Unmöglich,dass...“

      „Du meinst, unsere Erinnerung könnte nicht bis dahin zurückreichen, weil eine so große Spanne von Zeit dazwischen liegt? Es würde zu weit führen, wollte ich euch jetzt auseinandersetzen, als was wir die Zeit betrachten. Nur soviel will ich sagen: Der Mensch ist der Narr der Zeit. Und es ist wichtig, mit der Vergangenheit sich zu befassen, weil wir mit ihr verbunden, ein Resultat von ihr sind und aus dieser Kenntnis großen Nutzen ziehen können. Schon immer war es in unserem Stand notwendig, alles Wissen genauestens weiter zu geben vom Meister auf den Lernenden. Dazu gehörten neben den beruflichen Kenntnissen auch die wichtigsten Geschehnisse von den frühesten Tagen an. Das verhalf uns mit der Zeit zu einem gewissen Durchblick, langfristige Entwicklungen als solche zu begreifen, die für andere Augen, die nicht das Ganze erfassten, nur wie einzelne Zufälle aussahen. Ihr fragtet, warum gerade Hyänen, ein Tier welches zwar gefürchtet, aber nie sonderlich geachtet war? Die Frage ist berechtigter, als ihr annehmen mögt, war doch ursprünglich die Rede von Löwen, und das in ganz anderer Bedeutung. Uns begann man

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