Die Schwarze Biene. Jean-Pierre Kermanchec

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Die Schwarze Biene - Jean-Pierre Kermanchec

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      „Das Hotel heißt Le Fromveur und liegt an der Rue du Fromveur.“

      „Gibt es hier auf der Insel irgendetwas, das einen anderen Namen als Fromveur trägt?“

      „Aber natürlich, Ewen, was hast du denn gegen diesen Namen? Wir haben diese gefährlichste Strömung Europas problemlos passiert. Es war doch ganz harmlos.“

      Ewen sah das anders, wollte sich aber auf keine längere Diskussion einlassen.

      Die Ankunft der Fähre schien das Hauptereignis auf der Insel zu sein. Es standen zahlreiche Menschen auf dem Kai und sahen zu, wie die Ankömmlinge von Bord kamen. Ewen hatte den Eindruck, als wäre das die tägliche Erheiterung für die Inselbewohner, mangels anderer Möglichkeiten der Belustigung. Auch Ewen verließ das Schiff und es kam ihm vor, als ob auch die Insel hin- und herschaukelte. Es dauerte einige Minuten, bis sich sein Gleichgewichtsorgan wieder auf den ruhigen festen Untergrund eingestellt hatte. Carla strebte zielsicher zu einer der bereitstehenden Navettes, die hier auf der Insel die Aufgaben eines Taxis übernahmen. Sie nannte dem Fahrer den Namen des Hotels. Der Mann, der ein großes Schild in Händen hielt, auf dem der Preis für eine Fahrt vom Hafen zum Hauptort Lampaul mit 2 Euro angegeben war, ging an die Rückseite seines Ford-Transit, öffnete die Hecktür und nahm Ewens Koffer entgegen. Carla sah, dass das frisch vermählte Ehepaar eine andere Navette ansteuerte. Gerade als Ewen in das Auto einsteigen wollte, erblickte er ein kleines Flugzeug, das sich der Insel näherte und bereits im Sinkflug war. Der Flughafen musste in unmittelbarer Nähe liegen. Der Navettefahrer schien zu ahnen, was Ewen gleichen fragen würde und beantwortete die unausgesprochene Frage.

      „Die Landebahn liegt etwa 600 Meter entfernt von hier. Wir haben nur einen kleinen Flughafen auf unserer kleinen Insel.“

      „Kommen viele Besucher mit dem Flugzeug?“, wollte Ewen wissen.

      „Es hält sich in Grenzen, die überwiegende Zahl der Touristen kommt mit dem Schiff an. Das ist billiger. Ein einfacher Flug kostet immerhin um die 60 Euro pro Person. Die Finist’Air fliegt auch nicht das ganze Jahr über. Die Privatflugzeuge sind noch teurer. Zudem bleiben die Besucher meistens nur einige Stunden und fahren am späteren Nachmittag wieder mit dem Schiff zurück. Aber immerhin muss der Flughafen über 3000 Fluggäste im Jahr verkraften.“

      Carla und Ewen bestiegen ihre Navette und fuhren die vier Kilometer zu ihrem Hotel, im Ortsteil Lampaul, dem Hauptort der Insel.

      Alle Hotels, die Schule und die Geschäfte konzentrierten sich hier. Lampaul lag, vom Hafen aus gesehen, ziemlich exakt auf der gegenüberliegenden Seite der Insel.

      „Früher hatten wir 1000 Einwohner, 1000 Schafe und ungefähr 500 Autos. Jetzt haben die Schafe die Mehrheit.“

      „Hoffentlich nicht im Rathaus!“, meinte Ewen und grinste.

      „Ha, ha, ha, dort hatten sie schon immer die Mehrheit!“, feixte der Mann und lachte.

      „Im Sommer kommen bis zu 2500 Einwohner dazu. Leute, die hier auf der Insel ein Ferienhaus besitzen. Jetzt sind wir beinahe wieder unter uns.“

      „Die Preise für Kraftstoff und für die nötigen Nahrungsmittel sind bestimmt hoch auf der Insel?“

      „Ja, der Kraftstoff ist bis zu 35 Cent pro Liter teurer. Aber wir brauchen nicht so viel davon. Manchmal füllen wir den Tank nur alle zwei Monate auf. Die Entfernungen, die wir hier zurücklegen, sind nicht groß. Übrigens, wenn Sie eine Rundfahrt über die Insel wünschen, dann können Sie mich anrufen. Auf der Rundfahrt besuchen wir die Leuchttürme, die verschiedenen Aussichtspunkte und die religiösen Sehenswürdigkeiten der Insel. Kostet 14 Euro für zweieinhalb Stunden, natürlich mit allen Erklärungen!“

      Er händigte Ewen sein Visitenkärtchen aus und fuhr davon.

      Der Schriftzug Le Fromveur prangte in weißer Farbe auf schwarzem Grund über den beiden Eingangstüren des Hotels. Darüber standen links daneben restaurant und rechts brasserie. Vor den Fenstern der ersten Etage waren schwarze, halbhohe schmiedeeiserne Fenstergitter angebracht, die wohl verhindern sollten, dass jemand aus den Fenstern fallen konnte. Links neben der rechten Eingangstür hing ein Schaukasten mit der Speise- und Getränkekarte des Restaurants.

      Sie betraten das kleine Hotel durch die linke Tür, die zum Empfang zu führen schien. Ein Durchgang führte in die Bar des Hotels. Ein großer Billardtisch stand quer im Raum, gleich unterhalb der Stufe, die die Theke von dem restlichen Raum trennte. Mehrere Tische standen hinter dem Billardtisch. An der Stirnseite des Raumes hing ein riesiger Bildschirm, dort lief gerade ein Fußballspiel. Die junge Frau am Empfang hieß sie willkommen und fragte nach ihrer Reservierung.

      „Kerber aus Quimper“, antwortete Carla und nahm von der jungen Frau den Schlüssel für das Zimmer in Empfang.

      „Einige kurze Erklärungen, Frühstück gibt es ab 7 Uhr 30 und Abendessen ab 19 Uhr. Das Restaurant befindet sich zu ihrer linken Seite.“

      Sie zeigte dabei auf einen Durchgang.

      „Das Frühstück servieren wir in der Bar. Bitte achten Sie auf die Stufe, nicht dass Sie stürzen.“

      Dann wünschte sie ihnen einen schönen Aufenthalt und zeigte ihnen den Weg zu ihrem Zimmer.

      Das Zimmer lag zur Frontseite des Hauses. Die Einrichtung war zweckmäßig aber nicht gerade luxuriös, was Ewen überhaupt nicht störte. Er war sowieso der Meinung, dass man keine Unsummen ausgeben musste, um eine Nacht in einem Hotelbett zu verbringen. Das Auspacken des Koffers überließ er gerne Carla. Er ging in die Brasserie und bestellte einen Lambig, um seinen geplagten Magen zu beruhigen.

      Hinter dem Tresen stand ein leicht korpulenter Mann um die 50, der ihn bediente.

      „So, haben Sie ihr Zimmer schon bezogen? Tanguy Kerlann, mein Name.“ Der Mann reichte Ewen seine Hand.

      „Ja, gerade eben, meine Frau ist noch dabei unseren Koffer auszupacken. Ewen Kerber, angenehm.“

      „Kerber? Stammen Sie von der Insel?“

      „Nein“, antwortete Ewen dem Mann.

      „Wir haben nämlich einen Lieu dit Kerber hier, unweit von Lampaul. Verbringen Sie zum ersten Mal Urlaub auf der Insel?“

      „Ja, das erste Mal.“

      „Wenn man die Insel erst einmal kennengelernt hat, will man sie nicht mehr verlassen“, meinte Monsieur Kerlann.

      „Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte Ewen und dachte dabei mehr an die Überfahrt als an die Schönheiten der Natur.

      „Was sollte man denn gesehen haben, um die Insel zu kennen?“

      „Alles!“, war die erste knappe Antwort.

      „Wenn es Ihnen nur auf die Sehenswürdigkeiten ankommt, dann auf jeden Fall den Phare du Creac´h. Unseren, in den bretonischen Farben gehaltenen, schwarzweiß gestreiften Leuchtturm.“

      Dann fuhr er fort:

      „Der stärkste Leuchtturm Europas. Sein Lichtstrahl reicht mehr als 50 Kilometer weit, und ist das erste, was ein Schiff sieht, wenn es den Golf der Biskaya überquert hat. Zwischen Ouessant und Amerika liegt dann nur noch Wasser. Beim Leuchtturm gibt es auch ein kleines

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