Bob Lennce und der fremde Klang. Sanne Prag

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Bob Lennce und der fremde Klang - Sanne Prag

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Größte.

      „Muss er drinnen bleiben und weiter klopfen.“ Die Mittlere klang sehr zufrieden.

      Die Kleinste nahm ein Tonmännchen und ließ es davonhüpfen. „Jetzt klopft er im Keller“, rief sie.

      Ezra trat hinter seiner Säule vor. Die drei sahen ihn und ließen die Männchen stehen. Quietschend liefen sie davon. Ezra stand vor der kleinen Sandbühne mit ihren Schauspielern. Einige waren umgefallen. Er konnte mit dem seltsamen Dialog der Kinder nichts anfangen.

      Das Spiel fand er bezaubernd, aber sein Planungshirn drängte sich vor, mit anderen Aufgaben: Zuerst musste er sich um den Presseempfang kümmern. Und zwar sofort. Walthen hatte irgendetwas gemurmelt und dann gemeint, er würde ein wenig zu spät zum Empfang kommen. Das war seine Methode, um sich aus der Organisation heraus zu stehlen, für die er zuständig war.

      Der Wetterbericht war schlecht, und daher war das ursprüngliche Konzept, das Ganze in der „Kathedrale“ stattfinden zu lassen, out, keine gute Sache. Der Gemeindesaal wurde gerade ausgemalt, und so hatte Ezra nach weiteren Räumen gesucht, in denen man Ansprachen und Journalisten unterbringen könnte. Gab es nicht. Die letzte Möglichkeit: Er hatte mit der Pensionsinhaberin vereinbart, die Kegelbahn hinter dem Haus nützen zu dürfen.

      Preisvergleiche beim Catering und Organisieren einer mobilen Heizung hatte er vollbracht, denn der Frühling hatte sich noch nicht wirklich vom Eise befreit. Ezra rannte mit Handy am Ohr durch die Straße.

      Was hatten die Kinder wohl damit gemeint? Wer klopft? Wieso klopft einer?

      SPÄTER NACHMITTAG

      Eine Stunde vor dem Presseempfang. Das Budget hatte nur für ein billiges Catering gereicht und Ezra spürte ein leises Vibrieren in den Nervenbahnen. Billige Caterings waren normalerweise eher unverlässlich.

      Die Kegelbahn war schon einige Zeit außer Betrieb gewesen. Verschlafen hatten einige Holzkegeln an Fäden gebaumelt und Holzkugeln, die nicht mehr wirklich rund waren, hatten zwischen Laub vom vergangenen Herbst gelegen. Das war das Bild der ersten Besichtigung. Die Türe war wohl aus irgend einem Grund offen geblieben und der Wind hatte die Last von den Bäumen hineingeweht. Mit zwei mühsam organisierten Helfern wurde der Raum von Ezra geräumt. Die Reste der Kegelbahn waren inzwischen zur Dekoration geworden. Ein Blumenarrangement tat so, als ob dieser Raum immer gemeint gewesen wäre. Ein geliehenes Heizsystem versuchte, das Ganze zu heizen wie einen Empfangsraum. Das Catering war noch nicht da. Schlimmstenfalls würden sie leise ihr Buffet aufbauen, wenn die Ansprachen schon begonnen hatten. Einige Doppler Wein und einige Flaschen Mineral hatte er gekauft, falls gar nichts klappte. Gläser hatte er von der Hausfrau geborgt.

      Wolfgang hatte die Akustik eingemessen und gesagt, es wäre keine vorhanden. Die Kathedrale war ein wundervoller Raum, aber, so großartig er aussah, kein Konzertsaal. Wolfgang als Techniker meinte, man könnte ein System mit schwebenden Objekten entwickeln. Das wäre aber nicht erprobt.

      Das versprach ein Riesenproblem zu werden, aber zu einem späteren Zeitpunkt – ein andermal, nicht an diesem Tag. Jetzt war angesagt, mit der Hausfrau klarzukommen. Die hatte festgestellt, dass sie sich ihre schönen geputzten Kloanlagen nicht von irgendeinem Journalistenpack verschmutzen lasse, es gäbe noch aus den Zeiten der Kegelbahn im Garten ein Plumpsklo. Ezra führte mit ihr harte Verhandlungen, aber beide wussten, dass so knapp vor der Veranstaltung wenige Möglichkeiten blieben. Er musste das Budget zusätzlich belasten.

      Da kam Bob Lennce.

      Der Musiker war das Herz und die Seele der Veranstaltung, erhob aber keinen Anspruch. „Wer kommt denn da heute?“, fragte er interessiert. Ezra erklärte ihm, dass eigentlich geplant gewesen sei, dass er, Bob Lennce, das Projekt vor der Journalistenriege vorstelle. Bobs Blick ging ins Leere. Das war ihm entfallen.

      Ein Rumpeln war vor der Türe zu hören, während einzelne Gäste mit suchendem Blick in den Raum kamen. Das Rumpeln war das Cateringservice. Die Vorhut brachte einige große Körbe mit weißen Tüchern. Der Häuptling blickte um sich und meinte zu Ezra: „Und wo bitte soll man hier die Tische aufstellen?“ Ezra machte Vorschläge, und gerade in diesem Moment kam Walthen. Er hatte eine sehr teure Aktentasche unter den Arm geklemmt, schick, flott…

      Bob Lennce heftete ihn mit seinem stahlharten Blick nieder: „Ich habe die Unterlagen vergessen, ich denke, das Projekt wirst du vorstellen.“ Er lächelte freundlich wie eine Kobra und ging. „Ich komme dann wieder“, sagte er noch an der Türe.

      Walthen war überfordert. Panische Blicke, Suche nach einem Haltegriff, nach etwas, das er kannte, mit dem er Erfahrung hatte, nicht leere Seiten einer Rede in seinem Hirn. So überkam ihn das Bedürfnis, jemanden niederzumachen. Er schaute sich um und meinte zu Ezra: „Sie wissen aber schon, dass dieser Raum völlig ungeeignet ist? Das ist schlechte Organisation.“

      In Ezra stieg eine mörderische Wut hoch. Seine Fantasie machte einen Ausflug in die Gewaltszene. Lustvolle Bilder von unendlicher Grausamkeit erstrahlten auf dem Bildschirm seines gereizten Hirnes. Mit einer Garotte köpfen und im Plumpsklo vergraben fand er eine zu schwache Strafe. Gleichzeitig spross aber gewohnheitsmäßig Rechtfertigung auf seinen Lippen…

      Aber wofür sollte er sich rechtfertigen? Tatsächlich hatten die vom Cateringservice gerade ein wirklich buntes Buffet aufgebaut. Die fünf Mikrophone funktionierten nachweislich. Die Heizung war noch nicht ausgefallen und verbreitete angenehme Wärme. Die Journalisten kamen eben in kleinen Gruppen durch die reparierte Türe und Walthen würde halt das Projekt vorstellen müssen, wenn der Meister keine Lust hatte…

      „Wo sind denn die Handouts für die Journalisten?“

      „Ich weiß nicht, wo Sie die Projektbeschreibungen hingelegt haben.“ Ezra war abwehrend.

      „Das wäre doch wohl Ihre Aufgabe gewesen“, stellte Walthen fest. Ezra knirschte mit den Zähnen: Selbst wenn er sofort zum Kopierer lief, war die Zeit für ein umfassendes Handout zu kurz.

      Er brauchte eine schnelle, elegante Notlösung.

      Er erinnerte sich an Karten mit einem Bild des gigantischen Skelettes der Kuppel, ein schönes Bild vor Gottes blauem Himmel, ragte sie hoch wie der schwebende Brustkorb eines Walfisches. Ja, die Karten! Er fand sie tatsächlich. Dort schrieb er die E-Mail-Adresse drauf – etwa fünfzig Mal. Dann lief er damit zu jedem einzelnen Journalisten, gab die email Adresse her, erklärte, dass die Information direkt in die Redaktion geschickt würde. Schrieb eine lange Liste von Namen und Standorten und fluchte in sich hinein.

      Der Raum füllte sich mit Männern und Frauen der Zeitungen die Kontakte knüpften wollten oder Rechtfertigungen für die letzten Falschmeldungen abliefern. Ein ganz normales Treffen in animierter Stimmung.

      Dass am Ende eine Person tot dort liegen würde, hätten die meisten nicht gedacht.

      ABEND

      Der Raum hatte sich langsam mit Journalisten gefüllt. Zwischen ihnen die auffallende Gestalt von Eve Lesnault, Ausnahmeerscheinung, groß und schlank, mit langen, grauen Haaren, aus guter Familie, wohlhabender Klan, ein bisschen adelig, großes Haus. Man kannte Eve.

      Sekt-Orange und Rotwein, Bob Lennce war noch nicht da. War ja auch nicht zu erwarten gewesen, dass er pünktlich kommen würde. Man hoffte auf nicht allzu große Verspätung. Aber es war immerhin alles versammelt, was Rang und Namen hatte. Man konnte einiges besprechen. Zwischen den Gläser-Haltenden schob sich die beleibte Gestalt von

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