Bob Lennce und der fremde Klang. Sanne Prag

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Bob Lennce und der fremde Klang - Sanne Prag

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in der Ferne einige kleine Bäume mit den ersten Blättern. Wenige tapfere, grüne Pflanzenstände wurden vom Frühling aus der Erde gezwungen. Ziemlich öde lag die große Fläche da und wartete auf irgendein Ereignis.

      Das Kind lief mit Wolfgang an der Hand an der hohen Mauer entlang. Schließlich erreichten sie eine Nische. Eine der riesigen Säulen war vorgerückt und die Mauer sprang zurück. So entstand ein kleiner Flecken wie ein Garten hinter der Säule, eingerahmt von einem kostbaren, alten Schmiedeeisen-Gitter. Dort war es sonnig und sehr geschützt, und der Boden war schon von einem grünen Kraut bewachsen.

      „Schau, da sind sie“, sagte das Kind fast stolz.

      „Was ist das?“, fragte Wolfgang.

      „Die Mädchen.“

      Wolfgang bückte sich und zupfte an einem Blatt.

      „Nicht!“, rief sie. „Du tust ihnen weh, wenn du an ihnen ziehst, dann schreien sie vielleicht.“

      „Wieso?“, Wolfgang war nicht sicher, worum es da ging.

      Die Kleine bückte sich. Sie grub ein wenig Erde von einer großen Pflanze weg. Da kam etwas wie ein brauner Kopf zum Vorschein. Es hatte nicht wirklich ein Gesicht, aber es waren zwei dunkle Stellen, da wo die Augen hätten sein können.

      Sie grub noch ein bisschen, vorsichtig, mit einem kleinen Stock, ohne die Pflanze zu berühren. „Sie mögen es nicht, wenn man sie angreift“, sagte sie dazu. Da kam etwas wie eine Schulter und der Ansatz von zwei Armen zum Vorschein, ein kleiner Mensch, obwohl es eine Wurzel war, die in der Erde steckte. Der eine Arm war verkrümmt nach oben gebogen, und aus ihm wuchsen kleine Blätter, dort wo die Hand gewesen wäre. „Das ist ein Galgenweibchen“, erklärte sie. „Hat Ivy gesagt.“

      Wolfgang hatte sich neben sie gehockt. „…und was tun die?“

      „Manchmal husten sie. Ivy sagt, sie wollen mit dir schlafen.“ Wolfgang bohrte mit seinem Finger in den sandigen Boden neben dem Galgenweibchen, um nachzuschauen, was weiter unten in der Erde los war. „Nicht!“ rief das Mädchen. „Nicht, die mögen das nicht.“

      „Schreien sie dann wieder?“

      „Nein sie husten aber, oder sie pfeifen, und das ist dann schlimm.“

      „Wieso schlimm?“

      „Sie holen den Gaukler.“

      „…und was tut der?“

      Sie schaute ihn angstvoll an, aber sagte kein Wort.

      Wolfgang wollte nicht, dass sie sich fürchtete. „Schau, das Weibchen guckt aus der Erde, wer da kommt.“ Tatsächlich hatte sich durch das Graben um die Wurzel ein kleiner Krater gebildet, und es sah aus, als ob sie über den Rand schauen würde.

      Das kleine Mädchen richtete sich auf. Sie hielt das Stöckchen in der Hand, an dem noch Sandkörner klebten. „Nein“, sagte sie. „Die schaut nicht, die ist ja blind.“ Sie legte den kleinen Ast vorsichtig neben die Pflanze murmelte noch: „… muss gehen“, und ging.

      Ezra blieb mit Wolfgang ein wenig verunsichert zurück.

      VORMITTAG

      Nachdem die Zwischenstationen, vor allem Larry, der Bodyguard, und Odine Lennce überwunden waren, war Bob sofort bereit, sich mit dem Akustikproblem auseinanderzusetzen. Er kam in das zukünftige Gotteshaus. Wolfgang hatte einige seltsame Formen aus seinem Pickup gepackt. Aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt, erinnerten sie an überdimensionierte Keksformen.

      Auch Odine, die Gattin von Bob Lennce, kam dann. Sie sah interessant aus. Schick. Keine Barbie, eine besondere Frau, eine sichtlich zurückhaltende Frau. Jede ihrer Gesten schien zu sagen, ich bin klein, ich bin schwach neben ihm. Sie nannte sich Designerin, aber ihre wesentliche Lebensaufgabe schien es, um Bob zu sein.

      Wolfgang erklärte das akustische Problem. „Kein Klang, der in richtiger Form den Raum erfüllt. Ein Amphitheater würden wir brauchen. Ganz im Gegenteil sind hier in Wellenform gebaute Ecken und Riffe…“ Dann zeigte er seine metergroßen Formen. „Es gibt eine Wahrscheinlichkeit, dass diese Formen Klang in besonderer Form reflektieren, weil sie Klangfiguren nachgebildet sind. Das Muster von Schwingungsfiguren, die aus Klang entstehen, wurde so verarbeitet, mit Keramik und Kupferteilen. Sie könnten Klänge in einer neuen Art mit Energie anreichern, verstärken. Ich denke wir können sie im Raum aufhängen und genau auf einzelne Instrumente einrichten. Sind auch recht dekorativ…“ Das war ein Nachgedanke, um Bob das Experiment schmackhaft zu machen.

      Bob war sehr angetan. Man unterhielt sich über Frequenzen und Bässe. Ezra nahm aus der Entfernung wahr, dass die Konstruktion von noch größeren Formen überlegt wurde. Er versuchte inzwischen ein Gespräch mit der Gattin: „Das war ein Schock gestern...“

      Sie schaute ihn nur abwartend an.

      Er fuhr fort: „Eve, so plötzlich. Es tut mir wirklich leid um sie…“ Er hätte die Frau gerne sprechen gehört, aber sie befasste sich mit einem Papiervogel, den sie aus ihrer Tasche geholt hatte. Sie hielt den Papiervogel gegen das Licht, das durch das Gerüst der Kuppel fiel. Ezra durchsuchte seine Erfahrungen, um ein Gespräch mit ihr zustande zu bringen. Was würde sie wohl veranlassen, etwas zu sagen?

      Schließlich verkündete er laut: „Eve war eine tolle Frau, reizvoll, gescheit und sehr, sehr mutig.“ Er hatte recht. Sie schaute ihn scharf an, plötzlich war der Vogel nicht mehr so interessant. „Eve war oft bei uns“, sagte sie. Ihre Stimme war lieblich.

      „Hatte sie ein Projekt mit Bob?“

      „Ach nein“, meinte sie wegwerfend. „Sie wollte Bob benützen.“

      „Wofür benützen?“

      „Über ihn schreiben.“

      „Eve war eine gute Journalistin…“ Ezra blieb bei seiner Linie, um mehr aus ihr herauszuholen.

      „Bob hielt sie auf Abstand. Er wollte nicht, dass ständig über ihn geschrieben wird.“

      „Eigentlich lebt er davon, dass gute Journalisten über ihn schreiben.“

      „Ja, aber Menschen sind auch neugierig auf Texte über ihn. Ein Schreiberling, der gelesen werden will, schreibt über Bob. Und dann schreiben sie, was er gegessen hat, und was er angezogen hat, und was er im Bett treibt. Nur, damit noch mehr geschrieben werden kann. Sie entkleiden ihn öffentlich und kriechen in seine Unterhosen.“ Sie sagte das abwertend und in einem Nachsatz: „Aber angezogen ist er interessanter… Er will geheimnisvoll bleiben, aber er muss auch, das ist sein Markenzeichen.“

      „Ich hätte nie geglaubt, dass Eve die Art von Journalistin gewesen wäre, die billige Intimitäten breittritt.“

      „Eve war auch nicht anders als alle, sie wollte gelesen werden. Ganz einfach.“

      „Und da hat sie Intimes über Bob geschrieben?“

      „Nein, so weit ist es dann doch nicht gekommen. Bob hat sie nur nicht rausgeschmissen.“ Eine Weile war es still.

      „Hat er Angst gehabt, dass sie etwas schreibt, was er nicht will?“

      „Angst

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