Ich nannte dich Kate. Nicole Beisel

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Ich nannte dich Kate - Nicole Beisel

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Jones sich morgen ein ganz anderes Haus als das der Blakes an.

      "Hat Josefine gesagt, wer vorbei kommt, um sich das Haus anzusehen oder wann?" Betty versuchte sich an das Gespräch im Supermarkt zu erinnern. "Ich glaube, sie sagte, eine Frau sollte vorbei kommen. Morgen Vormittag, aber wann genau hat sie nicht gesagt."

      Betty versuchte nicht, sich anmerken zu lassen, dass erneut eine Angst in ihr auftauchte, eine Befürchtung, die sie am liebsten schnell wieder vergessen wollte. Diesmal waren es ihre Gedanken, die zurückgingen zu der Frau, die Linda gestern erwähnt hatte. Betty dachte an ihre lederne Mappe in ihrer Kommode, in der sie jedoch auf den ersten Blick keine näheren Informationen finden konnte, die ihre Befürchtungen in irgendeiner Art und Weise hätten begründen können. In diesem Moment hatten Betty und Linda die gleichen Gedanken im Kopf, die gleichen Fragen, die gleichen Vermutungen, und doch sprachen sie sie nicht aus, sondern blieben in dem Glauben ein Geheimnis bewahren zu können, nicht ahnend, dass es genau genommen gar kein Geheimnis mehr war, denn tief im Inneren teilten sie es bereits miteinander. Lediglich ihre Ängste, von denen Linda nichts ahnen konnte, behielt Betty tatsächlich für sich.

      Auch wenn Betty die Antwort schon kannte, stellte sie ihrer Enkelin die Frage trotzdem. "Warum möchtest du das denn wissen? Kennst du jemanden, der ein Haus sucht?" Ja, hätte Linda am liebsten laut ausgerufen. Aber stattdessen schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich kenne niemanden. Ich hoffe, dass sie bald einen geeigneten Käufer finden. Schade, dass sie wegziehen." Betty fühlte ähnlich. "Das stimmt, aber das Haus ist für die beiden einfach zu groß. Zumindest empfindet Josefine das so. Sie werden mir fehlen, alle beide."

      Mit diesen Worten war das Mittagessen beendet. Linda half beim Abräumen, dabei war sie sehr ungeduldig und konnte es kaum erwarten, sich in ihrem Zimmer zu verstecken, um den Zettel erneut hervorzuholen, auf dem Worte standen, die für sie eine größere Bedeutung hatten, als man annehmen sollte.

      Noch während Linda die letzten Töpfe abspülte, stellten sie und Betty sich erneut die gleiche Frage – heimlich, still und leise, unausgesprochen, tief verborgen in ihrem Inneren.

       Warum sollte eine alleinstehende Frau ein so großes Haus kaufen wollen?

      Die potentielle Käuferin

      Während Betty im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß und gedankenverloren auf die gläserne bunte Scheibe starrte saß Linda in ihrem Zimmer an ihrem großen, hölzernen Schreibtisch, ebenfalls grübelnd. Schon viel zu oft hat sie den Zettel mit leicht feuchten Händen auseinander- und wieder zusammengefaltet. Beinahe so oft, dass sie befürchtete, er könnte beim nächsten Mal auseinanderfallen. Und doch brachte er sie nicht weiter. Die Informationen auf diesem Stück Papier vermittelten ihr nichts, erzählten ihr keine Geschichte, weder über diese Frau, noch über sich selbst. Sie konnte froh sein, dass Tony ihr diese Informationen überhaupt gegeben hatte, und sie war ihm auch wirklich dankbar dafür. Aber ihre Gedanken fuhren weiterhin Karussell, noch immer mit der gleichen Geschwindigkeit wie am Abend zuvor.

      Ihr würde nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten, ob Fiona Jones die Bank noch einmal aufsuchen würde, um weitere Details zum Darlehensvertrag zu klären, sollte sie tatsächlich ein Haus finden, in dem sie leben konnte. Sie musste am Montag dringend nochmal mit Tony sprechen. Er musste ihr versprechen sie zu informieren, sobald es Neuigkeiten von Miss Jones gab. Sie war sich dessen bewusst, dass diese Bitte in Tonys Ohren ziemlich verrückt klingen musste, aber ebenso sicher war sie sich, dass er ihrer Bitte nachkommen würde, sobald er wieder von seiner Kundin hörte.

      An diesem Freitagnachmittag hatte sie noch nicht gewusst, dass ihr Gespräch mit Tony zum Beginn der neuen Arbeitswoche ganz anders verlaufen würde.

      Nachdem Linda ein Mal mehr erkannte, dass sie nicht weiter kam, faltete sie den Zettel ein letztes Mal wieder zusammen und schob ihn unter ihre Schreibtischunterlage. In ihrer Hosentasche konnte sie ihn nicht lassen, denn wenn Betty sich um die Schmutzwäsche kümmerte durchsuchte sie stets sämtliche Taschen um auszuschließen, dass etwas verloren ging. Es war ihr festes Ritual, eine Angewohnheit, über die sie nicht mehr nachdachte, obwohl sie noch nie etwas gefunden hatte.

      Linda ging ins Wohnzimmer und nahm neben ihrer Großmutter Platz, die erst aufblickte, als das Sofapolster neben ihr einsank.

      "Oh, hallo meine Kleine. Hast du heute noch etwas vor?" Linda dachte einen Moment lang nach. Sie hatte nichts mehr geplant, aber es gab da tatsächlich etwas Nützliches, das sie gemeinsam hätten erledigen können. "Grandma, könnten wir den Wocheneinkauf vielleicht schon heute erledigen? Dann kann ich die Zeit morgen Vormittag zum Lernen nutzen." Betty sah sie zuerst verwundert, dann ein wenig erschöpft an. "Puh, ich war ja vorhin erst einkaufen, aber wenn du möchtest…?" "Das wäre toll. Ich glaube nämlich nicht, dass ich mich heute noch konzentrieren kann." Linda hielt inne als sie erkannte, was sie gerade sagte. Irgendwie musste sie dafür sorgen, dass sie morgen Vormittag zuhause war, aber sie hätte sich wenigstens eine bessere Ausrede einfallen lassen können. Betty ahnte bereits, dass Lindas zerstreuter Blick mit dieser Dame zu tun haben musste, wollte es aber nicht ansprechen in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht doch täuschte. Linda war dankbar für das Schweigen ihrer Großmutter. Was hätte sie ihr auch sagen sollen? Dass sie noch immer an diese Fiona Jones dachte, ohne ersichtlichen Grund? Dass sie die Vermutung hatte, dass diese Frau sich in wenigen Stunden das Haus der Blakes ansehen würde? Dass sie nicht wusste, warum sie diese Frau nicht einfach wieder vergessen konnte, so, wie sie nach Feierabend zahlreiche andere Kunden vergaß?

      "Gut, dann lass uns gleich aufbrechen." Betty stand schwerfällig auf, blieb eine Sekunde lang stehen und lief anschließend in die Diele, um ihre Tasche von der Kommode zu nehmen. Linda eilte in ihr Zimmer, schnappte sich ebenfalls Tasche und Autoschlüssel und begleitete ihre Großmutter hinaus. Die Autofahrt dauerte nicht sehr lange, aus dem Radio strömte leise Musik, die Lippen der Fahrzeuginsassen waren fest geschlossen. Man hätte denken können, sie hätten sich gestritten.

      Der Einkauf war schnell erledigt. Betty achtete weiterhin auf gesunde Lebensmittel, mageres Fleisch und wenig Fett. Linda wunderte sich ein wenig, sagte jedoch nichts. Vielleicht wurde Grandma einfach nur alt und hatte sich spontan zu einer gesünderen Ernährung entschlossen. Trotzdem war Linda sich sicher, dass ihr der leckere Sonntagsbraten fehlen würde.

      Linda befuhr die Auffahrt und brachte ihren Kleinwagen auf dem knirschenden Kies zum Stehen. Betty und Linda stiegen aus, um die vollbepackten Taschen ins Haus zu bringen, als sie einen fröhlichen Ausruf vernahmen. Es war Josefine, die gerade den Müll rausbrachte.

      "Huhu! Na? Ich dachte, du warst schon einkaufen?" Betty lachte stöhnend. "Das ist richtig, aber den Wocheneinkauf kann ich alleine nicht mehr bewältigen. Da bin ich doch sehr froh, wenn Linda mich fährt. Und du steckst mitten in den Vorbereitungen?" Josefine verstand nicht gleich. "Welche Vorbereitungen meinst du?" Betty fragte sich, ob ihre Nachbarin mittlerweile vergesslicher war, als sie selbst.

      "Na, der Besichtigungstermin morgen. Du räumst doch sicher das Haus auf, oder nicht?" Josefine fing an zu lachen, während Linda mit zwei schweren Tüten in den Händen still dastand und dem Gespräch neugierig lauschte. "Ach so, natürlich. Ja, du hast recht. Ich wäre froh, wenn wir es sehr bald verkaufen könnten."

      Linda überlegte einen Moment, ob sie Josefine auf die potenzielle Käuferin ansprechen sollte, wollte dabei aber nicht von ihrer Großmutter belauscht werden. "Ich bringe eben schon mal die Tüten ins Haus." Betty eilte beinahe hinterher während sie über ihre rechte Schulter blickte und ihrer Nachbarin winkte. "Ich wünsche euch viel Glück! Linda, stell' die Tüten einfach in die Küche, ich räume sie gleich aus." Linda tat, wie ihr geheißen und ging noch einmal zurück an ihr Auto. "Ich hole noch schnell die Getränke rein."

      Während Betty in der Küche

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