Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
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Читать онлайн книгу Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs страница 16
Die Träger blieben vor dem Weißen stehen. Das habt ihr mit eurem Gold erkauft, sagte der eine der beiden Träger. Sie setzten die Bahre auf die Erde, wandten sich und verschwanden in Richtung nach dem Dorfe im Dunkel der Dschungelnacht.
Malbihn blickte mit einem sauersüßen Lächeln auf Jenssen. Die Bahre war mit einem Gewand verhüllt.
Nun? fragte Jenssen. Nimm das da weg und sieh, was du gekauft hast? Wir werden schrecklich viel Geld zu sehen bekommen, nicht wahr? Für eine Leiche ...! Und vor allem nach den sechs Monaten unter der glühenden Wüstensonne! Denn so lange brauchen wir ja sicher, ehe wir sie ans Ziel gebracht haben.
Der Narr hätte wissen können, daß wir sie nur lebend haben wollten, polterte Malbihn unwillig heraus. Er faßte das Gewand, das über die Bahre gebreitet war, an einem Ende und zog es beiseite.
Beide traten entsetzt einen Schritt zurück ..., denn das hatten sie nicht erwartet: Vor ihnen lag tot Mbeeda, der Verräter seines Herrn. Unwillkürlich stießen sie ein paar kräftige Verwünschungen hervor – und schon fünf Minuten später bahnten sich die Safari Jenssens und Malbihns rasch den Weg nach Westen, während die sehnigen Askaris, jeden Augenblick eines Angriffs gewärtig, den Rückzug deckten.
Erste Dschungeltaten
An seine erste Nacht in der Dschungel mußte Tarzans Sohn immer und immer wieder denken. Die Raubtiere der Wildnis hatten ihn in Ruhe gelassen, kein Wilder oder sonst irgendein zweifelhaftes Menschenwesen war ihm zu Gesicht gekommen, und wäre es doch der Fall gewesen, so würde der Junge bei seiner damaligen Gemütsverfassung kaum davon besondere Notiz genommen haben. Er machte sich nämlich die schlimmsten Gewissensbisse, wenn er daran dachte, wie sehr seine arme Mutter jetzt unter den Sorgen um ihn zu leiden haben mußte. Und unter diesen Selbstanklagen versank er fast in die tiefsten Tiefen eines nicht minder unglücklichen Daseins. Den Tod des Amerikaners hatte er an sich leichthin abgetan, denn der Bursche verdiente dieses Ende. Was ihn aber im Zusammenhang mit Londons Tod am meisten bekümmerte, war die entscheidende Einwirkung dieses Todesfalls auf das, was er vorgehabt hatte. Er konnte jetzt einfach nicht mehr direkt zu seinen Eltern zurückreisen, wie es doch schon beschlossen gewesen war. Er fürchtete die Macht des Gesetzes hier in dem einfachen Kolonialstaate, wo man zweifellos gleich kurzen Prozeß machte, wie er aus all den gelesenen buntschillernden und im Grunde unwahrscheinlichen Abenteurergeschichten ohne weiteres schließen zu müssen glaubte, und so hatte ihm die Flucht in die Dschungel als einziger Ausweg vorgeschwebt. Hier in dieser Gegend durfte er sich auf keinen Fall zur Küste zurückwagen, das stand bei ihm fest. Seine Furcht war dabei nicht etwa in erster Linie von einer gewissen Besorgnis um sein eigenes Wohl und Wehe diktiert. Viel mehr beschäftigte ihn die Frage, wie er Vater und Mutter das Schmerzliche und Beschämende einer Gerichtsverhandlung ersparen könnte, bei der er als Mörder angeklagt und bei der somit der gute ehrliche Name unabwendbar in den Schmutz gezogen werden mußte.
Doch mit dem neuen Tage wichen die Gespenster, und als die Sonne aufging, fühlte Jack neue Hoffnung in der Brust. Es mußte sich ein anderer Weg zurück in die zivilisierten Länder finden lassen. Niemand sollte dann auch nur ahnen, daß er mit dem Tode jenes Fremden in dem weltentlegenen Küstenhandelsplatz irgend etwas zu tun gehabt hatte.
Fröstelnd hatte er sich im Gabelgeäst eines Baumes dicht an den großen Affen angeschmiegt und die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Sein leichter Pyjama konnte ihn nur wenig vor der Zudringlichkeit der naßkalten Nachtluft der Dschungel schützen, und nur die Seite seines Körpers, mit der er sich an den warmen zottigen Leib seines Kameraden gepreßt, war behaglicher gebettet. Kein Wunder, daß er die Strahlen der aufgehenden Sonne mit Freuden begrüßte. Wärme und Licht zugleich verhieß dieses glückspendende Gestirn, das von Körper, Geist und Gemüt die Plagegeister der Nacht verscheuchen mußte.
Er weckte Akut.
Komm mit! sagte er zu ihm. Mich friert und ich habe Hunger. Wir müssen uns Nahrung suchen, dort drüben, wo die Sonne scheint. Und er zeigte hinüber nach einer weitgeöffneten Lichtung, auf der ein paar kümmerliche Bäume und hier und da verstreut zackiges Felsgestein zu erkennen waren.
Während er dies sagte, ließ er sich vom Baume heruntergleiten. Der Affe war nicht so voreilig; er schnupperte erst mit Bedacht in die Morgenluft und sah sich von seinem hohen Sitz aus gehörig um, ob nicht vielleicht irgend etwas Verdächtiges in der Nähe war. Dann kletterte er befriedigt zu seinem Genossen, ohne sich dabei sonderlich zu beeilen.
Numa und sein Weibchen Sabor machen sich mit Wonne über alle die her, die erst vom Baume heruntersteigen und sich dann umsehen. Wer aber zuerst die Augen aufmacht und dann herunterklettert, wünscht oder bekommt die beiden selber zum Schmause. Das war das erste Stückchen Dschungelweisheit, das der alte Menschenaffe Tarzans Sohn offenbarte. Seite an Seite überquerten sie dann die unwegsame, aber sonnenbestrahlte weite Lichtung, denn Jack wollte vor allem erst einmal wieder warm werden. Der Affe zeigte ihm unterwegs auch gleich, wie und wo man am besten die kleinen Nagetiere und eßbares Gewürm auftrieb. Doch den jungen Tarzan ekelte es bei dem bloßen Gedanken, daß er solch widerliches Zeug über die Zunge bringen sollte. Man fand ein paar Eier, die Jack gleich roh trank; dann verzehrte er auch die von Akut ausgegrabenen Wurzeln und Knollen.
Am Ende der Lichtung ging es so etwas wie einen kleinen Damm hinauf; dahinter gewahrte man einen seichten Wassertümpel, der durch allerlei Unrat getrübt und am Rande wie nach der Mitte zu von Tieren aufgewühlt zu sein schien. Und richtig, da galoppierte eine Zebraherde davon.
Jack war viel zu durstig, um jetzt erst lange über dieses Wasser, das zwar alles andere als Trinkwasser war, die Nase zu rümpfen. Er trank nach Herzenslust, während Akut mit erhobenem Kopfe sich erst einmal vergewisserte, ob nicht irgendwie Gefahr im Anzug war. Ehe er dann selber trank, schärfte er dem Jungen ein, ja aufzupassen, und selbst während des Trinkens warf er ab und zu rasch einen Blick hinüber nach der dichten Gebüschgruppe, die in etwa hundert Meter Entfernung das jenseitige Ufer des Wassertümpels säumte. Schließlich wandte er sich in der Sprache, die sie beide ererbt, an Jack.
Ist es jetzt hier gefährlich? fragte er in den primitiven Lauten der Menschenaffensprache.
Nein, kam die Antwort. Ich sah nicht, daß sich irgend etwas bewegte, während du trankst.
Deine Augen werden dir in der Dschungel nur wenig nützen, fuhr der Affe fort. Wenn du hier überhaupt am Leben bleiben willst, mußt du dich auf deine Ohren und auf deine Nase verlassen; am meisten auf deine Nase! Als wir hierher kamen, um zu trinken, und die Zebras uns witterten, wie ich beobachtete, da wußte ich gleich, daß auf dieser Seite des Tümpels keine Gefahr lauerte; denn sonst hätten die Zebras sie schon entdeckt und wären vor unserem Auftauchen auf und davon gegangen. Aber drüben auf der anderen Seite kann gut das Unheil in den Büschen liegen, zumal der Wind nicht herüberweht. Wir können es nicht einmal wittern, weil das Verräterische uns von dort nicht in die Nase kommt. Meine Nase ist jetzt machtlos, dafür lasse ich in dieser Richtung Ohren und Augen arbeiten.
Und du findest ... nichts! warf Jack lachend ein.
Ich sehe, daß Numa dort drüben in dem dichten Gebüsch und dem hochwuchernden Gras herumkriecht. Und Akut deutete hinüber.
Ein Löwe? rief Jack. Woher willst du das wissen? Ich kann nichts sehen.
Und Numa ist doch dort, erwiderte der große Affe. Erst hörte ich ihn, wie er tief atmete. Für dich gibt es vielleicht bis jetzt noch keinen Unterschied zwischen diesem eigenartigen Atemgeräusch Numas und den Tönen, die an dein Ohr dringen, wenn der Wind durch Gras und Bäume streicht. Aber du mußt in Zukunft