Danke Duke!. Jürgen Ruhr
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„Was soll ich damit?“, fragte ich und sah angeekelt auf die Fleischfetzen, die daran hingen.
„Entsorgen“, brummte er. „Tu den Müll in deine Tasche. Dann taugt die wenigstens zu etwas. Und jetzt komm.“ Ohne einen weiteren Kommentar wandte er sich um und ging auf die Treppe zum Kellergeschoss zu.
„Hallo, sie mit dem Bier dort“, rief plötzlich der schmächtige Mann vom Bierfass, „keine Getränke oder Speisen im Modellbahncenter. Habe ich ihnen das denn nicht schon einmal gesagt?“
Martin trank sein Bier leer und brachte den Becher zu dem Mann. Dann eilte er die Treppe hinunter. Ich hielt den Kotelettknochen immer noch in der Hand, versteckte ihn aber hinter meiner Umhängetasche, so dass der Schmächtige ihn nicht sehen konnte. Den Rollkoffer ächzend die Treppe heruntertragend, folgte ich ungehindert meinem Mann.
„Willkommen im Modellbahncenter“, vernahm ich schon im Flur die Stimme des Dicken, der Martin mit seinem Standardspruch begrüßte. Ich fragte mich, ob er sich denn nicht an uns erinnerte. „Die nächste Vorführung beginnt in einer Stunde. Bis dahin dürfen sie sich aber umschauen und wenn sie Fragen haben, können sie sich vertrauensvoll an mich wenden.“
Endlich erreichte ich ebenfalls den Raum mit der kleinen Eisenbahn.
„Willkommen im Modellbahncenter.“ Man hätte auch einen Sprachcomputer aufstellen können.
„Danke“, säuselte ich und das Teufelchen lachte. „Das ist ja herrlich hier. Haben sie das alles selber gebastelt?“
„Liebe Frau.“ Der Dicke sah mich strafend an. „Wir basteln nicht. Das ist hochwertige Modellarbeit. Wir haben endlose Stunden damit verbracht, diese wundervolle Modelllandschaft zu kreieren.“
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Martin gegen die Tennisplatte torkelte und ein paar Bäume umknickte, als er sich darauf abstützte. Gut, dass der Dicke sich um mich kümmerte. Dafür lief mein Teufelchen jetzt zur Hochform auf. „Können sie denn auch mal einen fahren lassen?“
Der Dicke blickte mich entsetzt an.
„Einen Zug, meine ich.“
„Aber natürlich, gerne. Passen sie auf.“ Er drehte an dem Traforegler herum und wirklich setzte sich der Zug, der vorhin noch entgleist war, in Bewegung. Rasch näherte ich mich meinem Gatten, dessen eine Hand auf den Schienen lag und zog ihn von der Platte fort. Nicht, dass der Gute noch von dem Zug überrollt wurde.
Der dicke Eisenbahner hinter dem Steuerpult war nun voll und ganz damit beschäftigt, den Zug zu steuern und als die Lok mit den Waggons an uns vorbeifuhr, gelang es mir unbemerkt den Knochen auf einen offenen Güterwagen zu legen. Wenigstens wurde jetzt auch etwas transportiert. Der Dicke hatte es nicht bemerkt.
„Boah ist das langweilig“, meckerte Martin und seine Sprache klang ein wenig undeutlich. „Können sie nicht schneller fahren?“
„Das hier ist keine Rennbahn“, gab der Mann pikiert zurück. „Außerdem kann der Zug entgleisen, wenn er zu schnell fährt. Da darf man die Gesetzmäßigkeiten der Schwerkraft einfach nicht außer Acht lassen.“ Er tat ziemlich wichtig und drehte den Regler hin und her. Der Zug fuhr mal schneller und mal langsamer, doch das Teufelchen und mich freute, dass ich den Knochen so gut platziert hatte, dass er nicht vom Wagen fiel.
„Gehen wir, Birgit“, gab Martin plötzlich von sich. „Hier ist ja gar keine Action drin.“
„Willst du nicht doch noch ein paar Fotos machen?“ Schließlich schleppte ich diese dämliche Fotoausrüstung doch nicht umsonst die ganze Zeit mit mir herum.
„Fotos? Ach so, ja.“ Martin hob die Kamera hoch.
„Hallo? Entschuldigen sie, aber hier ist fotografieren verboten. Sehen sie denn nicht das Schild dort?“ Der Dicke hatte den Zug außerhalb unserer Sichtweite gestoppt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Offensichtlich musste das Steuern eines Modellbahnzuges sehr anstrengend sein. „Sie können aber bei mir Fotografien der Bahn käuflich erwerben. Vier Wertmarken pro Bild.“
„Nein danke“, knurrte mein Mann. „Ich mache immer meine eigenen Fotos. Ich bin Profi, wissen sie.“
„Das ist schön für sie, doch auch Profis dürfen hier nicht fotografieren. Wir haben unsere eigenen Bilder.“ Der Dicke wies mit dem Zeigefinger auf das handgemalte Schild an der Wand. „Sehen sie, da hängt das Schild.“
„Ein schönes Schild“, stichelte mein Teufelchen. „Darf man das wenigstens fotografieren?“
„Das Schild?“ Der Dicke merkte nicht, dass wir uns einen Scherz erlaubten. „Ja, davon haben wir keine Bilder zu verkaufen.“ Er überlegte eine Weile, dann nickte er. „Meinetwegen, das Schild dürfen sie fotografieren. Aber mehr auch nicht.“
„Und was ist mit dem Trafo?“ Das Teufelchen in mir war nicht mehr zu halten. „Darf man den vielleicht auch fotografieren?“
„Nein, auf keinen Fall.“ Der dicke Modellbahnmann war entsetzt. „Das ist die Steuereinheit der Modellbahn. Die gehört zur Modellbahn.“
„Dann können sie uns ein Foto davon verkaufen?“ Ich war nicht mehr zu halten.
„N...ein. Davon haben wir auch keine Fotos.“
„Aber gerade von so einem wichtigen Teil müssen doch Fotos vorhanden sein. Also darf mein Mann den Trafo nun fotografieren?“
„Na gut. Aber das nächste Mal haben wir selbst Bilder davon.“ Der Dicke gab sich geschlagen.
Ich sah Martin an. „Nun mach schon, du hörst doch, was der nette Mann sagt. Mach ein paar Fotos!“
Mein Gatte nickte ergeben, hob die Kamera und fertigte ein paar Bilder des Verbotsschildes an der Wand an. Dann schwankte er zu dem Transformator, schob den Dicken zur Seite und knipste auch das Gerät. „Ich brauche noch eine Aufnahme mit dem Regler in einer anderen Stellung“, nuschelte er und bevor der Dicke noch reagieren konnte, drehte er den Regler voll auf.
Der Zug schoss hervor, geriet in einer Kurve, die sich in der hintersten Ecke der Bahn befand, ins Trudeln und sprang knirschend und scheppernd aus den Schienen. Ich zog mich langsam zur Tür zurück.
„Oh Gott, oh Gott, was haben sie getan?“ Der dicke Mann schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Der Zug ist entgleist! Was soll nun aus meiner nächsten Vorführung werden?“
Nun, das hatten wir auch gesehen und als der Dicke meinen Martin zur Tür schob, wusste ich, dass wir uns diese ‚Vorführung‘ auf keinen Fall mehr ansehen würden.
Minuten später standen wir wieder im Garten.
„Gehen wir nach Hause, Martin“, schlug ich vor. Für heute war mein Bedarf an Modellbahnromantik gedeckt.
Mein Göttergatte blickte mich aus treuen Augen an. „Vielleicht noch ein letztes Bier, Birgit? Es ist doch so gemütlich hier.“
Als