Danke Duke!. Jürgen Ruhr
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Читать онлайн книгу Danke Duke! - Jürgen Ruhr страница 13
„Guten Tag“, grüßte mein geliebter Gatte freundlich und deutete auf das Fass. „Ich hätte gern ein Bier.“
„Willkommen, willkommen“, antwortete ihm ein schmächtiges Männchen und zog einen Plastikbecher hervor. „Macht vier Wertmarken.“
Mit dem Bier in der Hand näherten wir uns einer Treppe, die offensichtlich in den Keller führte. Auch hier fand sich ein Hinweisschild, das uns den Weg zur ‚Modellbahnausstellung‘ zeigte.
„Hallo, sie da!“, rief das Männchen hinter uns her. „Bitte keine Getränke oder Speisen mit in die Ausstellung nehmen. Gegessen und getrunken wird hier draußen!“
Martin leerte den Becher mit dem inzwischen durch den Regen verdünnten Bier in einem Zug. Dann wollte er das Plastikgefäß neben der Treppe abstellen, doch wieder rief uns das Männchen an: „Den dürfen sie nicht einfach dorthin stellen. Die Becher müssen wieder zu mir zurückgebracht werden!“
Endlich betraten wir den Keller des Hauses, nachdem ich den schweren Rollkoffer die Treppenstufen hinuntergetragen hatte. Ich war nass und kalt und fragte mich, ob es hier vielleicht auch einen Kaffee oder einen Tee zum Aufwärmen geben würde. Draußen hatte ich lediglich das Bierfass gesehen.
„Birgit, hier sind wir richtig. Wie spät haben wir?“
„Viertel vor Zwölf. Was ist mit deiner Uhr, hast du sie nicht mehr gestellt?“
Martin druckste ein wenig herum. „Tja ... nun. Ich hab’s versucht, doch die Zeit war zu knapp. Das muss ich mal in Ruhe machen.“
„Du hast es nicht einmal versucht?“
„Doch natürlich, aber nachdem im dreimal den ADAC am Telefon hatte, hab ich’s aufgegeben. Du hast doch auch eine Armbanduhr, was soll also die Fragerei?“
Wir standen in dem engen Kellerflur und plötzlich erklang wieder die Stimme des Bärtigen hinter mir: „Nun gehen sie doch endlich weiter. Sie blockieren hier ja alles. Oder machen sie Platz, meine Kinder und ich wollen endlich die Modellbahn sehen!“
Martin und ich eilten rasch weiter, während uns der Bärtige mit seinen lärmenden Kindern folgte. Dann erreichten wir eine Tür, über der ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift ‚Modellbahncenter‘ prangte.
„Birgit, hier sind wir richtig.“
Ohne Martins fachkundigen Hinweis wäre ich da niemals draufgekommen.
Das ‚Modellbahncenter‘ hatte die Größe einer mittleren Waschküche, was dieser Raum auch einst gewesen sein musste. An einer Wand stand die Modelleisenbahn, die auf einer ehemaligen Tischtennisplatte aufgebaut worden war. Ein dicker Mann befand sich gerade dabei, mehrere entgleiste Waggons auf die Schienen zurückzustellen. Beim Lärm der Kinder drehte er sich erschrocken um.
„Willkommen, willkommen beim Tag der offenen Tür“, ließ er sich dann vernehmen und mit einem Blick auf die Kinder fügte er hinzu: „Ich muss sie bitten, hier nichts anzufassen. Eltern haften für ihre Kinder.“ Dann sah er uns an. „Das gilt auch für sie!“ Abrupt drehte er sich wieder um und fuhr in seiner Tätigkeit fort.
„Die ist aber mickrig“, krähte eines der Kinder und aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein anderes an einem Modellbahntrafo herumdrehte.
Plötzlich schoss die Lok, die der dicke Mann auf die Gleise gestellt hatte, vorwärts, kam aber nur bis zur nächsten Kurve und entgleiste dort. „Nichts anfassen, nichts anfassen“, schrie der Dicke voller Panik. „Nehmen sie die Kinder zurück!“ Er stapfte zu dem Transformator und riss die Anschlusskabel heraus. „Das ist kein Kinderspielzeug“, wetterte er. „Die Bedienung hat nur durch zertifiziertes Fachpersonal zu erfolgen.“
„Dann bedienen sie doch mal“, hörte ich mich und das Teufelchen sagen. „Das ist aber wirklich eine kleine Modellbahnanlage. Die in Hamburg war viel größer ...“
„Dann müssen sie nach Hamburg fahren“, knurrte der Dicke und kehrte zu seiner entgleisten Lok zurück. Kaum wandte er um, drehte wieder eines der Kinder an dem Regler, doch dank der abgerissenen Kabel zeigte die Aktion keinen Erfolg.
Endlich stand die Lok auf den Schienen und der Dicke schob sie vor und zurück, dann koppelte er die Waggons an. Ich wartete darauf, dass er ‚tuuut tuuut‘ machen würde, doch stattdessen trat er an seinen Modellbahntrafo.
„Meine Damen und Herren“, verkündete er schließlich. „Kommen wir nun zur Vorführung unserer Anlage.“
Die Kinder zankten sich wieder, was ihren bärtigen Vater aber nicht zu stören schien.
„Ich bitte um Ruhe! Hallo, sie da, sorgen sie bitte dafür, dass die Kinder ruhig sind und meinem Vortag lauschen. Wenn sie den Ablauf stören, muss ich sie bitten, das Modellbahncenter zu verlassen.“
Die Kinder krakeelten weiter.
„Ruhe!“, brüllte der Dicke plötzlich und erschrocken hielten die Kinder inne.
Der Modellbahner zog einen Zettel hervor und las ab: „Willkommen zum Tag der offenen Tür in unserem Modellbahncentrum. Was sie hier vor sich sehen, ist das Werk jahrelanger Arbeit unserer Modellbahnspezialisten. Insgesamt haben wir rund fünftausend Stunden investiert, um dieses Wunderland hier entstehen zu lassen. Dabei orientierten wir uns an der Realität - zumindest so weit wie möglich. Einige Häuser sind sogar beleuchtet, wie sie später während der Nachtvorführung selber feststellen werden.“
„Nachtvorführung?“, fragte Martin jetzt entgeistert. „Ich hatte nicht vor, bis heute Nacht hier zu bleiben.“
„Bitte stören sie nicht die Vorführung“, grollte der Dicke, der durch Martins Frage aus dem Konzept gebracht worden war. „Nachtvorführung bedeutet, dass wir später einmal das Licht ausmachen. Dann ist für unsere Modellbahn Nacht.“
„Birgit, wie spät haben wir?“
Ich sah auf die Uhr, doch das kleine Teufelchen wollte ebenfalls seinen Spaß haben. „Oh“, machte ich erschreckt, „meine Uhr ist stehengeblieben.“
Martin sah mich böse an, dann drückte er auf einen Knopf an seiner Smartwatch. „ADAC Notruf, was kann ich für sie tun?“, klang es überlaut in dem Raum. Alle Augen wandten sich Martin zu.
„Äh ... verwählt“, stammelte der und drückte jetzt auf dem Display herum.
„Wenn sie telefonieren wollen, dann verlassen sie bitte das Modellbahncenter“, krähte der Dicke. „Ich fahre jetzt fort mit der Vorführung.“
„Meine Uhr ist doch nicht stehengeblieben“, flüsterte ich meinen geliebten Ehemann zu. „Zwölf Uhr fünfzehn.“
„Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut“, dozierte jetzt wieder der Dicke, „um dieses einzigartige Wunderwerk auf die Beine zu stellen. Insgesamt wurden von uns hier ...“
Er rasselte eine Reihe von Daten herunter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu, sondern beobachtete unauffällig die Kinder, von denen eines jetzt unter die Tischtennisplatte kroch. Der Dicke, der unablässig auf seinen Zettel schaute und davon ablas, bemerkte es nicht.
„Und jetzt ist der große