Danke Duke!. Jürgen Ruhr
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Meine Mutter betrachtete ihn eine Weile und aus ihrem Blick sprach eine gewisse Genugtuung. „Das Tier kommt weg, Thomas“, ließ sie sich dann vernehmen. „Und ich will kein Widerwort hören. Was du damit machst, ist mir vollkommen egal. Bind es an der Laterne an oder bring es ins Tierheim.“
Mittlerweile hatte mein Vater seine Arbeit beendet und wir folgten ihm in die Küche. Er warf einen Blick auf die Wanduhr und meinte: „Das Tierheim wird schon geschlossen sein. Und an der Laterne kann ich den Hund nicht mehr anbinden, dann ruft der Mann von gestern die Polizei. Ich wette, der kontrolliert dort genau, ob ich den Hund wieder angebunden habe. Außerdem weiß der, wo wir wohnen.“
„Dann lass dir etwas anderes einfallen. Du bist schließlich der Mann im Haus, Thomas. Und du hast das Vieh angeschleppt.“
Steffi trug immer noch den Hund herum, der ihr unablässig durchs Gesicht leckte. Wenn das nicht wahre Hundeliebe war, was dann? „Papi, wir wollen Duke behalten. Der gehört doch jetzt zur Familie. Papiii.“
Doch ‚Papiii‘ ignorierte die Worte seiner Lieblingstochter. Er hatte schon genug Ärger und setzte sich seufzend vor den Teller mit den verbrannten Nudeln. Dann griff er zum Bierglas und trank den kargen Rest in einem Zug aus.
„Sabine, das ist nicht so einfach. Was soll ich denn machen? Ich kann das arme Tier doch nicht ertränken.“
Steffi kreischte ängstlich auf. „Papiii!“, schrie sie, „du würdest den Duke ertränken?“
„Niemals, mein Schatz. Das weißt du doch.“
Eine kurze Weile schwiegen wir alle, dann blickte Mutter auf die Uhr. „Thomas, du denkst dir jetzt eine Lösung aus. In fünf Minuten beginnt die nächste wichtige Dokumentation im Fernsehen, die darf ich nicht verpassen. Wehe der Köter ist noch im Haus, wenn sie zu Ende ist ...“
Sie wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als es an der Haustüre klingelte. „Wer ist das denn schon wieder? Hat man denn nicht eine Minute Ruhe, sich ein wenig fortzubilden?“ Mutter rauschte durch den Flur und wir folgten ihr neugierig. Selbst Vater kam mit, nahm aber vorher zur Stärkung noch einen tiefen Schluck aus der Bierflasche.
„Guten Abend“, hörte ich eine männliche Stimme zu meiner Mutter sagen. „Sind sie die Frau Förger?“
„Das bin ich. Worum geht es denn?“
„Mein Name ist Johann Härtzer. Ich gehöre dem hiesigen Tierschutzverein an und wollte mich nach seinem Wohlergehen erkundigen.“
„Das ist aber nett“, ließ sich meine Mutter vernehmen, die jetzt in Gedanken schon bei ihrer Lernsendung war. „Es geht ihm ausgezeichnet. Sonst noch etwas?“
„Ich würde mich gerne selbst von seinem Zustand überzeugen“, ließ der Mann Härtzer nicht locker. „Kann ich ihn einmal sehen?“
Meine Mutter stöhnte. Dann drehte sie sich um und rief: „Thoomaaaas. Komm mal schnell, hier ist ein Mann, der dich sehen will.“
Mein Vater schob sich nach vorne. „Guten Tag, sie wollen mich sprechen?“
„Mein Name ist Johann Härtzer“, wiederholte sich die Person an der Türe. „Ich gehöre dem hiesigen Tierschutzverein an und wollte mich nach seinem Wohlergehen erkundigen.“
Jetzt kreischte meine Mutter dazwischen, die die Sache endlich beenden wollte: „Das ist er doch. Jetzt sehen sie, dass es Thomas gut geht. Auf Wiedersehen!“
„Nein, nein. Sie haben mich missverstanden“, der Mann lachte meckernd, so als fände er die ganze Sache besonders lustig. „Es geht um den kleinen Hund, den Mops. Wir wurden informiert, dass sie das Tier gestern augenscheinlich aussetzen wollten und dazu an einer Straßenlaterne festgebunden haben.“
„Wir haben den Hund dort gefunden“, erklärte mein Vater. „Augenscheinlich.“
„Oder so“, meinte der Tierschutzmann ungerührt. „Jedenfalls machen wir uns Sorgen um den kleinen Kerl. Deswegen kontrollieren wir ja auch regelmäßig, ob die Tiere, die sich in auffälligen Familien befinden, korrekt behandelt werden. Wir sind schließlich der Tierschutzverein.“
„Auffällige Familie?“, echote mein Vater matt. „Wieso auffällig?“
„Na, wenn ein nackter Mann einen kleinen, wehrlosen Hund nachts an einer Straßenlaterne anbindet, dann ist das schon auffällig. Aber ich nehme an, dass sie mir den Hund gar nicht zeigen können, oder?“
„Nun zeig ihm den Köter doch, Thomas“, mischte sich meine Mutter ein, deren Lernsendung jetzt seit fünf Minuten lief.
Steffi drängte sich zur Tür vor und präsentierte den Mops. „Das ist Duke. Duke bedeutet Außerirdischer oder so.“ Sie warf mir einen Blick über ihre Schulter zu. „Das sagt jedenfalls mein Bruder Tim.“
Der Mann vom Tierschutz betrachtete den Mops, nickte zufrieden und verabschiedete sich. „Gut, augenscheinlich ist ja alles in Ordnung. Wir werden jetzt hin und wieder kontrollieren kommen, ob es dem Tier auch gut geht. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend.“ Er drehte sich um und ging davon.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sahen wir uns ratlos an. „Und was jetzt?“, fragte mein Vater. „Wir können doch den Hund nun nicht mehr einfach fortgeben? Wenn der Mann uns regelmäßig kontrollieren kommt.“
„Dann bleibt Duke jetzt bei uns“, krähte Steffi und drückte das Tier noch fester an sich, was es mit einem lautstarken Rülpsen kommentierte.
„Ja, das denke ich“, überlegte mein Vater. „Sabine, sag du doch auch etwas!“
„Macht doch was ihr wollt. Aber ich sage euch gleich, dass ich mich nicht um das Tier kümmern werde. Das müsst ihr schon unter euch ausmachen.“ Sie drehte sich ohne ein weiteres Wort um und rannte ins Wohnzimmer.
„Papiii, du bist der beste Papiii der Welt“, säuselte Steffi, während eine Frauenstimme aus dem Fernseher im Wohnzimmer klang: „Du willst dich scheiden lassen? Niemals mein Lieber, niemals und weißt du auch warum?“
„Nein, woher sollte ich das wissen?“
„Weil wir gar nicht verheiratet sind, deswegen!“
„Aber du bekommst doch ein Kind von mir ... Und das, obwohl wir nicht einmal verheiratet sind? Wie konnte das passieren?“
Ende
Der Modellbahnclub
„Hmm“, klang es hinter der Zeitung hervor und in mir begannen alle Alarmglocken zu schrillen.
„Hmm Hmm.“
Wie jeden Sonntag saßen mein Göttergatte Martin und ich am Küchentisch und frühstückten. Gemeinsam. Soweit man es ‚gemeinsam‘ nennen konnte, wenn man einer kostenlosen Anzeigenzeitung gegenübersitzt und gelegentlichen Grunzlauten lauschen muss. Oder einem ‚Hmm‘ wie jetzt.
Martin