Danke Duke!. Jürgen Ruhr
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„Von draußen. Es saß da so ... traurig unter einem Busch.“
Jetzt sah ihn meine Mutter genauer an. „Thomas, was ist mit deinem Gesicht los? Und mit deinen Händen? Hast du vielleicht wieder versucht, dich nass zu rasieren?“
Vater hob abwehrend die Hände. „Nein, nein, das waren die Dornen. Von dem Busch. Als ich den Hund gerettet habe.“
„Der Hund verschwindet. Sofort!“, schrie meine Mutter. „Bring ihn dahin zurück, wo du ihn herhast. Auf der Stelle!“
„Ja aber ...“ Vater sah an sich herunter und blickte auf das Handtuch. „So?“
„Das ist mir vollkommen egal. Ich will in meinem Haus keinen dieser Flohtaxis haben.“
Jetzt fing Steffi laut an zu weinen. Sie hielt den Mops im Arm und streichelte ihn unentwegt. „Mein Hund hat keine Flöhe“, jammerte sie und drückte den Köter fest an sich. „Papa hat ihn vor dem Erfrieren gerettet! Papiii ...“
„Der Hund hat keine Flöhe“, echote mein Vater hilflos und zupfte an dem Handtuch, das allmählich zu rutschen begann. Zu seinen Füßen bildete sich eine Wasserlache, die sich mit der, die der Mops vorhin produziert hatte, verband. „Das geht ja bei dem kurzen Fell auch gar nicht.“
„Alle Hunde haben Flöhe“, bestimmte Mutter. „Wie konntet ihr mir das antun?“
„Wir bringen ihn morgen zum Tierheim“, ließ sich mein Vater lahm vernehmen. „Sobald ich von der Arbeit heimgekehrt bin.“
„Nein, der Hund kommt jetzt weg. Sofort! Oder ich gehe.“
Ich versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Das hier war wesentlich besser, als die Sache mit dem blöden Mann im Fernsehen. Rasch überlegte ich, welche Nachteile wir dadurch bekommen würden, wenn Mutter uns wirklich verließ. Vielleicht war da der Hund die bessere Alternative. Aber - mein rationales Denken gewann die Oberhand - der Hund wäre vermutlich nicht in der Lage, uns ein Mittagessen zu kochen. Und er fraß uns ja auch die Wurst weg.
„Was gibt es da zu lachen, Tim?“, grollte Mutter, die ihre Augen natürlich überall hatte. „Du nimmst dir jetzt deinen Vater und dann bringt ihr beide diesen dämlichen Köter dahin zurück, wo ihr ihn herhabt.“ Mutter nahm den Mops am Nacken hoch und drückte ihn meinem Vater in die Hand. Der hielt mit der anderen sein Handtuch fest und sah hilflos von meiner Schwester zu mir.
„Und jetzt raus mit dem Vieh!“ Mutter drängte meinen Vater samt Hund zur Haustür. „Los Tim, du gehst mit!“ Sie schob uns auf den Gehweg hinaus und warf hinter uns die Tür ins Schloss.
Vater trottete los, in Richtung der Laterne mit dem Busch, wobei er mit einer Hand das Handtuch festhielt. Ich folgte ihm, versuchte aber möglichst nicht aufzufallen. Am Ende hätte ich den Mops noch tragen dürfen.
Da es immer noch in Strömen regnete, erreichten wir schließlich unbehelligt die Laterne. „Unter den Busch krieche ich auf keinen Fall noch einmal“, grunzte Vater zu sich selbst und wickelte den Strick um die Laterne. Da er dazu beide Hände benötigte, rutschte das Handtuch nun endgültig herunter. Er wollte gerade das Seil verknoten, als ein Schatten auf uns fiel.
Ein Mann mit einem schwarzen Regenmantel, einem Schirm in der Hand und einem großen Hund an der Leine trat zu uns. „Was machen sie denn da? Und warum sind sie nackt?“ Er schien die Situation sofort zu erfassen und fuhr fort: „Wollen sie das arme Tier etwa aussetzen?“ Schon hielt er ein Handy in der Hand, während mein Vater das Handtuch verschämt vor sich hielt. „Ich werde die Polizei rufen. Ein nackter Mann, der seinen Hund aussetzen will ... Wo gibt es denn so etwas?“
„Ich bin nicht nackt“, stammelte mein Vater und wickelte die Leine wieder von der Laterne los. „Außerdem wollte ich den Hund nicht aussetzen, sondern nur kurz mit ihm Gassi gehen. Das Tier musste so dringend. Tim, sag doch auch etwas ...“
Ich sah den Mann mit dem Schirm an und nickte. „Der Hund musste so dringend. Mein Vater wollte ihn bestimmt nicht aussetzen.“ So viel dazu, dass man nicht lügen sollte ...
„Wo wohnen sie überhaupt? Gehen sie mal voran, ich begleite sie.“
Kurze Zeit später betraten Vater und ich wieder unser Haus. Und der Mops. Zum Glück hatte ich meinen Haustürschlüssel mitgenommen. Der Mann mit dem Schirm zog zufrieden von dannen, notierte sich zuvor aber deutlich sichtbar unsere Adresse. Wenigstens hatte er nicht die Polizei gerufen.
„Morgen bringe ich den Köter ins Tierheim“, grollte mein Vater, setzte den Mops auf den Boden und verschwand mit dem Handtuch in der Hand im Badezimmer. Aus dem Wohnzimmer drangen Stimmen einer weiteren ‚Dokumentarsendung‘. „Bin ich dir denn nicht genug?“, sagte eine weinerliche Frauenstimme. „Musst du auch noch mit anderen vögeln?“
Der Begriff ‚vögeln‘ schien in diesen Sendungen einen recht hohen Stellenwert zu haben. „Es ist nicht meine Schuld“, antwortete ein Mann. „ich weiß nicht, wie das passieren konnte ...“
Ich schlich an der Wohnzimmertüre vorbei in mein Zimmer. Für heute war mein Bedarf an solchen Dialogen gedeckt. Wenige Minuten später vernahm ich aus Steffis Zimmer einen freudigen Aufschrei. „Da bist du ja wieder. Jetzt wird alles gut. Komme her, mein Schatz, du bist ja ganz nass ...“
Ich legte mich - so nass ich war - auf mein Bett und schlief ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich frierend und mit Kopfschmerzen. Auf dem Küchentisch fand ich einen Zettel von Mutter, in dem sie uns erklärte, dass sie unterwegs sei, um einzukaufen und wir uns unser Frühstück selber machen sollten. Wenige Minuten später schlurfte Steffi im Schlafanzug herein und sah sich suchend um. „Wo ist Mutter?“, fragte sie leise.
„Einkaufen. Wir sollen uns das Frühstück selber machen.“
„Au fein.“ Schon plünderte sie den Kühlschrank und zog wieder davon. Ich hätte schwören können, dass sie die Wurstscheiben, die sie davontrug, an den Mops verfüttern würde. Achselzuckend nahm ich einen kräftigen Schluck aus der Milchdose und kleckerte dabei auf mein T-Shirt, das immer noch feucht vom gestrigen Abend war. Ich fror und nahm mir vor, ausgiebig heiß zu duschen.
Doch dazu kam es zunächst nicht, da Steffi wieder einmal das Bad blockierte. Dafür strich der Mops plötzlich durch die Küche, suchte sich eine passende Stelle und hob diesmal das Bein am Kühlschrank.
„Papi ist wirklich so ein Schatz“, begrüßte mich Steffi, die sich frisch geduscht und jetzt endlich angezogen an den Tisch setzte.
„Dir auch einen guten Morgen“, knurrte ich. „Warum sagst du das?“
„Was?“
„Dass Vater so ein Schatz ist.“
„Na, weil er Mopsi wieder zurückgebracht hat.“
Ich sah sie an. „Mopsi? Du willst den Hund Mopsi nennen?“
„Mir fiel nichts Besseres ein. Wie würdest du ihn denn nennen?“
Ich überlegte und dachte an meinen Freund, mit dem ich auf seinem Computer ein Spiel gespielt hatte, dass mir besonders gefiel. ‚Duke Nukem‘ war der Titel und das Geballere auf Außerirdische hatte uns beiden einen Heidenspaß