Danke Duke!. Jürgen Ruhr
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Meine blondgelockte Schwester machte einen Schmollmund und sah Vater an. „Nein, das war doch Tims Schuld.“
Anstatt meiner Schwester musste ich dann auf mein Zimmer gehen und darüber nachdenken, dass ich sie nicht immer provozieren sollte.
Aber jetzt steuerten wir wirklich auf einen der vielen Verkaufsstände im Zoo zu, die Süßigkeiten, Zuckerwatte und Eis anboten. „Was möchtest du denn für ein Eis, mein Schatz?“, säuselte mein Vater und zückte auch schon die Brieftasche. Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass ich ebenfalls ein Eis bekommen würde.
Schließlich wanderten wir weiter, doch nach ein paar Metern blieb Steffi einfach stehen. „Das Eis schmeckt nicht“, murrte sie. „Ich möchte eine Zuckerwatte.“
Meine Mutter, die ein Stück vor uns ging, merkte nicht einmal, wie wir umdrehten und zu dem Stand zurückgingen.
Wir haben dann den halben Tag damit verbracht, in dem Zoo nach Mutter zu suchen, bis uns eine Lautsprecherdurchsage zu ihr führte: „Frau Förger sucht ihren Mann und ihre Kinder. Bitte melden sie sich beim Zooeingang.“ Während wir fast im Laufschritt zum Eingang strebten, wurde die Durchsage noch zweimal wiederholt.
An dem kleinen Häuschen, das als Kasse und Information diente, erwartete uns schon ein Pulk von Menschen, die alle wild durcheinandersprachen. „Ich bin Frau Görger, haben sie nach mir gesucht?“, hörte ich eine alte Frau rufen, von einem anderen Ehepaar vernahm ich: „Wir sind die Hörpers, warum haben sie uns ausgerufen? Wir haben doch gar keine Kinder ...“
Jedenfalls war Mutter glücklich, uns wiederzusehen, was sie mit den Worten ‚Thomas, was hast du dir bloß wieder dabei gedacht? Es ist doch immer wieder das gleiche Elend mit diesem Mann‘ seufzend zusammenfasste. Und da meine Eltern für heute genug Aufregung miteinander hatten - und in Kürze eine der wichtigen Lebensdokumentationen im Fernsehen lief - machten wir uns auf den Heimweg.
„Ich habe Hunger“, ließ sich meine Schwester Minuten später vernehmen und verschränkte die Arme vor der Brust, was kein gutes Zeichen war. Zumal jetzt ein Imbiss in Sichtweite kam.
„Wir sind ja gleich zu Hause, da gibt es etwas zu essen“, knurrte meine Mutter, die offensichtlich den Verlust ihrer Restfamilie in dem Zoo noch nicht ganz überwunden hatte. „Du musst dich noch etwas gedulden, Stefanie.“ Sie nannte meine Schwester immer ‚Stefanie‘, wenn sie sauer war.
„Ich habe aber jetzt Hunger“, beharrte die Zehnjährige und verlangsamte ihren Gang. „Bis nach Hause schaffe ich es nicht mehr. Papiii - sag doch auch mal was.“
Wir hatten noch gut fünfzehn Minuten zu gehen.
„Wir sind doch gleich zu Hause, Steffi.“
„Papiii ...“
„Da vorne ist ja eine Frittenbude“, bemerkte mein Vater. „Sabine, wir könnten doch kurz ... Ich meine ... also, Tim hat bestimmt auch Hunger.“
Ich hätte jetzt sagen können: ‚Nein, habe ich nicht‘, doch uns Kindern war beigebracht worden, nicht zu lügen und so nickte ich nur.
„Und mir täte eine Stärkung auch ganz gut“, lächelte mein Vater und steuerte den Imbiss an.
Steffi hakte sich bei ihm unter, schenkte meinem Vater ein strahlendes Lächeln und meinte: „Du bist der beste Papi der Welt.“
Mutter und ich folgten den beiden in das kleine Lokal, in dem es nach Pommes Frites, Bratwurst und ... Schweiß roch. Mutter verzog angewidert das Gesicht, doch wir Kinder waren angesichts der zahlreichen Speisenangebote auf einer kleinen Tafel begeistert.
„Ich will eine Currywurst mit Pommes“, krähte meine kleine Schwester und drückte sich die Nase an der gläsernen Verkaufstheke platt. „Und das da, das sieht lecker aus.“ Sie zeigte auf einen großen Fleischklops, der eine Frikadelle darstellen sollte.
In dem kleinen Lokal gab es keine Sitzplätze und so stellten wir uns an einen freien Stehtisch. Mutter hatte sich für einen gemischten Salat entschieden, ich bekam eine Jägerwurst und Vater bestellte sich eine Flasche Bier. „Wir essen ja gleich noch zu Hause“, lächelte er, als Mutter ihn mit einem bösen Blick bedachte. „Da will ich mir doch jetzt nicht schon den Appetit verderben.“
„Thomas, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich mich zu Hause noch hinstelle und koche, wenn ihr euch hier schon alle satt esst!“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und fügte hinzu: „Außerdem beginnt gleich meine ... mein ... Dokumentarfilm.“
„Dann hole ich mir am besten auch noch etwas“, gab mein Vater von sich und trug die leere Bierflasche zurück zum Tresen. Kurz darauf kehrte er mit einem Zwiebelschnitzel, reichlich Pommes und einer neuen Flasche Bier zurück.
„Hast du nicht schon genug getrunken?“, fragte Mutter bitter und Steffi hackte mit ihrem Pommesgäbelchen in den Zwiebeln auf Vaters Teller herum.
„Was ist das?“
„Das sind Zwiebeln, mein Schatz. Möchtest du einmal probieren?“ Vater schaufelte ein paar der glitschigen, fettigen Zwiebeln auf das Schälchen meiner Schwester. Die probierte kurz und spuckte sie anschließend angeekelt über den Tisch.
„Die sind ja ekelhaft. So etwas kannst du essen, Papi? Tu das Zeug weg, tu es weg!“
Vater entfernte die Zwiebeln wieder von Steffis Schälchen und schnitt ein Stück von dem Schnitzel ab. „Möchtest du das probieren?“
„Nein!“ Meine Schwester verschränkte die Arme vor der Brust. „Und meine schöne Currywurst hast du verseucht. Ich will eine neue!“
Vater zeigte Stil und besorgte ihr ohne weitere Diskussionen eine neue Portion. Bei der Gelegenheit versorgte er sich mit einer frischen Flasche Bier.
„Das ist schon deine dritte“, ließ sich meine Mutter bissig vernehmen. „Darüber werden wir zu Hause einmal reden müssen!“
Vater ließ sich seine gewohnt gute Laune nicht verderben und erwiderte: „Alle guten Dinge sind drei, Sabine. Heute sollten wir uns - und den Kindern - doch einmal etwas gönnen. Schließlich haben sie ja Ferien.“
„Aber keine drei Bier, mein Lieber!“
Steffi matschte in der neuen Portion herum, vermischte Soße mit Mayonnaise und pikste ein Stück Wurst auf, das sie anschließend in die Höhe hielt und verkündete: „Ich bin satt. Können wir nicht bald gehen?“
Mutter blickte auf ihre Uhr - sie dachte bestimmt an ihre Fortbildung im Fernsehen - und nickte. „Ja, wir sind alle satt. Gehen wir.“
Ich hatte noch nicht aufgegessen und versuchte noch schnell so viel von meiner Wurst, Pilzen und den Pommes wie möglich in den Mund zu stopfen, bevor wir das Lokal verlassen würden.
„Nun sieh dir einmal an, wie gierig der Junge isst“, ließ sich meine Mutter auch prompt vernehmen. „Das Kind kommt ganz auf dich, Thomas.“
Ich schaffte es nicht, meine Mahlzeit zu beenden, sondern wurde von ihr vom Tisch fortgezogen. Dabei fiel die kleine Pappschale um und Soße ergoss sich auf mein Hemd.
„Das war das letzte Mal, dass wir dich in ein Restaurant mitnehmen“,