Danke Duke!. Jürgen Ruhr

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Danke Duke! - Jürgen Ruhr

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in Strömen zu regnen. Innerhalb von Minuten waren wir vollständig durchnässt, wodurch auch ein Großteil der braunen Soße von meinem Hemd gewaschen wurde. Leider floss jetzt alles an mir herunter und färbte meine Hose ebenfalls braun.

      „Das ist nur Tims Schuld“, krähte Steffi. „Hätte der aufgegessen, dann würde es jetzt schönes Wetter geben. Aber der isst ja nie seinen Teller leer ...“

      Wie gerne hätte ich doch meine Wurst aufgegessen, doch ob das an dem Wetter etwas ändern würde?

      Wir waren nur noch zwei Straßen von zu Hause entfernt, als Steffi plötzlich stehenblieb. Mutter, die wie immer voranging und ein sehr zügiges Tempo vorgab, bemerkte wieder nicht, dass der Rest der Familie zurückblieb und wenige Sekunden später war sie im dichten Regen verschwunden. Kurz flammte in mir die Angst auf, jetzt - wie zuvor im Zoo - den Rest des Tages und vielleicht sogar die halbe Nacht durch die Stadt irren und Mutter suchen zu müssen, doch dann beruhigte ich mich: Wir konnten uns ja zu Hause treffen.

      „Steffi, was ist?“, fragte mein Vater besorgt. „Warum bist du stehengeblieben?“

      „Da, da vorne.“ Die Kleine zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf eine Laterne, hinter der ein dichter Strauch wuchs.

      Vater lachte. „Das sind Brombeersträucher, Steffi. Die Früchte sind aber noch nicht reif, sie sind ja noch ganz rot. Die darfst du erst essen, wenn sie schwarz sind, sonst schmecken sie noch nicht. Du kannst zu Hause aber ein paar Erdbeeren bekommen, es sind noch welche im Kühlschrank.“

      Nun, da irrte sich mein Vater, im Kühlschrank befanden sich keine Erdbeeren mehr. Das musste ich ja schließlich wissen, denn die hatte ich heute Morgen heimlich aufgegessen. Allerdings sagte ich lieber nichts.

      „Nein, da, da“, beharrte meine Schwester. „Sieh doch, Papiii.“

      Mein Vater und ich blickten genauer hin und tatsächlich: Mitten in dem dornigen Gesträuch saß ein kleiner Hund, der sich vor dem Regen dorthin geflüchtet hatte. Er war mit einem einfachen Strick an der Laterne festgebunden.

      Mein Vater hasste Hunde, denn irgendwann einmal - zu der Zeit, als er noch im Außendienst der Post gestanden hatte und (wie er selbst sagte) ‚die hochwichtige Aufgabe vertreten hatte, den Leuten gute und weniger gute Nachrichten überbringen zu dürfen‘ - war er (nach seinen Worten) von einer riesigen Bestie angefallen und in den Hintern gebissen worden. Ich habe später erfahren, dass es ein Jack Russel gewesen war, der meinen Vater bewogen hatte, vom gefährlichen Außendienst in den (seine Worte) ‚weitaus wichtigeren Innendienst‘ zu wechseln.

      Jedenfalls tat Vater so, als würde er den Hund nicht sehen und fasste Steffi am Arm. „Komm, mein Schatz, wir müssen nach Hause, es regnet.“

      „Papiii, Papiii der arme Hund.“

      Vater tat erstaunt. „Ein Hund? Ich sehe keinen Hund. Nun komm schon, mein Schatz ...“ Doch sein Widerstand erlahmte zusehends.

      „Papiii ...“ Steffi zog meinen Vater zu der Laterne. „Den hat hier jemand angebunden. Der arme, arme Hund.“

      „Bestimmt kommt der Besitzer gleich wieder“, meinte mein Vater unbehaglich. „Der holt bestimmt nur ein Leckerli für seinen Fiffi. Komm, Steffi, Mama wartet bestimmt schon auf uns.“

      „Nein, nein“, beharrte meine Schwester. „Den hat bestimmt jemand abgesetzt.“

      „Ausgesetzt“, korrigierte ich sie und spürte im selben Moment den bösen Blick meines Vaters.

      „Nein, wahrscheinlich nicht“, gab Vater von sich und hielt eine Hand über seinen Kopf. Doch das schützte ihn nicht vor dem Regen, der jetzt in seinen Jackenärmel lief. Rasch nahm er den Arm wieder herunter. „Der Besitzer kommt bestimmt gleich wieder.“

      Wir warteten eine geschlagene Stunde im Regen auf den Besitzer, weil Steffi sich vehement weigerte, weiterzugehen. Dann endlich gab mein Vater auf.

      „Na gut“, seufzte er schließlich. „Wir können ihn ja erst einmal mit nach Hause nehmen ...“

      „Papi, du bist der beste Papi der Welt“, ließ sich Steffi vernehmen und es klang irgendwie sehr selbstzufrieden.

      Vater löste das Seil von der Laterne, wobei er sehr langsam vorging. Vermutlich hoffte er immer noch, dass sich der Besitzer des Hundes zeigen würde, doch das geschah natürlich nicht. „Komm Hundchen, komm“, lockte er schließlich und zog an der Schnur. Doch das Tier bewegte sich nicht einen Millimeter. „Nun komm schon du Kö... lieber Hund. Du kriegst auch ein Leckerli.“ Erneut zerrte er an der Leine, diesmal etwas fester.

      „Papi, du tust ihm ja weh“, krähte meine Schwester. „Nicht so feste. Sieh mal, wie der arme Hund zittert.“

      Der arme Hund zitterte aus dem gleichen Grund, wie wir alle: Es regnete und es war saukalt. Bestimmt würde ich mir einen Riesenschnupfen holen.

      Vater zog noch einmal mit einem Ruck an dem Seil, worauf der Hund gequält jaulte.

      „Papi, sei vorsichtig. Der liebe Hund. Er jammert ja schon. Du musst gaaanz gaaanz vorsichtig sein!“

      Mein Vater nickte und sah ratlos auf den Hund. Am liebsten hätte er das Seil wieder an die Laterne gebunden, doch Steffi stand mit beiden Fäusten in den Hüften da und sah ihn böse an. „Nun mach doch endlich was. Der kleine Kerl wird dort noch erfrieren.“

      Würde er bestimmt nicht, so kalt war es jetzt im Sommer auch wieder nicht. Aber ich sagte nichts und versuchte weiterhin unbeteiligter Zuschauer zu bleiben. Nicht, dass mein Vater noch auf die Idee käme, ich sollte in das Gebüsch kriechen und den Hund dort herausholen.

      Doch zum Glück kam er nicht auf solche Gedanken, sondern wickelte sich die Schnur um die Hand, ließ sich auf alle Viere herunter und kroch langsam in den Dornenbusch herein.

      „Gaaanz vorsichtig, Papi, gaaanz vorsichtig“, ließ sich Steffi wieder vernehmen.

      Aber meinem Vater brauchte sie das nicht extra zu sagen, da er schon mit äußerster Vorsicht durch die Dornen navigierte. Allerdings nützte ihm das nichts, denn plötzlich verhakte sich ein Zweig in seiner Hose und riss ein großes Loch in den Stoff.

      „Scheiße“, schimpfte er und versuchte den Zweig beiseite zu schieben, wobei er sich blutige Hände holte, als die Dornen sich dort in die Haut bohrten. „Scheiße, Scheiße, Scheiße“, fluchte er und bewegte sich plötzlich ruckartig, was zur Folge hatte, dass ein Ärmel seiner geliebten Jacke ebenfalls einriss.

      „Papiii?“

      „Ja mein Schatz.“

      „Scheiße sagt man nicht, Papi.“

      „Ja mein Schatz, da hast du vollkommen recht. Tut mir leid, das wird nicht wieder vorkommen.“

      Wenigstens hatte er sich jetzt näher an das Tier herangekämpft, auch wenn inzwischen in seinem Gesicht einige blutige Striemen zu erkennen waren. Mein Vater streckte die Hand aus und wollte den Hund greifen, als dieser sich auf seine kurzen Beinchen erhob und seelenruhig an ihm vorbei aus dem Gebüsch stiefelte.

      Steffi ließ sich auf die Knie nieder und hielt dem Tier die Hände hin. „Du bist aber ein Lieber. Und so hübsch ...“

      Das Vieh war potthässlich, hatte kurze, dicke Beine, einen gedrungenen

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