Das Organkartell. Rainer Rau

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Das Organkartell - Rainer Rau

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Jetzt brauchen wir nur einen reichen,

      egozentrischen Großwildkatzenfreund mit einem geeigneten Anwesen zur Haltung solcher Tiere zu suchen.«

      »Genau. Davon dürfte es aber mehrere Hunderte in Deutschland geben.«

      2. Leben und sterben lassen

      Auf dem Tisch lag eine zweiundzwanzigjährige junge Frau. Sie war nackt und ihre Haare waren noch nass.

      Sie zitterte. Sie hatte vor fünf Minuten noch unter der Dusche gestanden und hatte sich, wie ihr befohlen wurde, gründlich mit Seife und Shampoo gereinigt.

      Maria Conzales hatte sich freiwillig vor den Augen des Doktors geduscht. Sie hatte sich auch freiwillig auf den OP-Tisch gelegt. Er hatte sie lange auf diesen Moment

      vorbereitet. Sie glaubte nun, es werde ihr eine Niere entfernt und anschließend fände die lange Zeit der Gefangenschaft ein Ende und sie könnte wieder nach Hause gehen. Sie war aufgeregt. Einerseits erfreut, dass ihre Gefangenschaft in dem Kellergewölbe nun bald zu Ende war, andererseits wusste sie nicht, was gerade auf sie zukam.

      Sie wurde nun schon seit zwei Monaten gefangen gehalten und war mit ihren Nerven am Ende.

      Am Anfang hatte sie gebeten und gebettelt, man möge sie doch freilassen. Dann war sie wütend geworden und hatte den Teller mit der warmen Suppe, den man ihr auf den Tisch in ihrem kleinen Verlies gestellt hatte, gegen die Wand geschleudert. Das hatte zur Folge, dass sie zwei Tage lang hungern musste.

      Sie hatte geschrien und getobt und dafür auch Schläge kassiert. Nach einigen Tagen ergab sie sich in ihr Schicksal und wurde ruhiger. Dann bekam sie auch Antworten auf ihre Fragen, die ihr Doc Matiss bereitwillig gab.

      »Warum bin ich hier? Warum haben Sie mich entführt?«

      »Nun, Maria. Sehen Sie, ich werde Ihnen kein Haar krümmen. Aber ich brauche etwas von Ihnen. Wenn Sie sich noch ein paar Wochen gedulden, verspreche ich Ihnen, dass Sie wieder freikommen.«

      »Was wollen Sie denn von mir? Ich besitze doch nichts.«

      »Doch Maria. Sie besitzen etwas, was jemand anderes dringend braucht. Auch eine junge Frau, wie Sie. Sonst stirbt sie. Das wollen Sie doch nicht, oder?«

      »Nein, natürlich nicht. Aber was wollen Sie von mir?«

      »Wir brauchen eine Ihrer Nieren.«

      Maria Conzales erschrak zutiefst. Das war ein gewaltiger Schock und ihr Herz raste vor Aufregung. Man wollte ein Organ von ihr. Das durfte nicht sein!

      »Nein! Damit bin ich nicht einverstanden! Nie!«

      »Sehen Sie, Maria. Es geht kein Weg daran vorbei. Ich werde Ihnen eine Niere entfernen, dann erholen Sie sich etwas und anschließend fahren Sie mit dem Zug nach Hause.«

      »Sie sind Arzt! Das sind Sie doch, wenn Sie mich operieren wollen! Oder? Sie haben doch so einen Eid geschworen! Sie dürfen das nicht tun!«

      »Ach, das sehe ich etwas anders. Ich helfe doch damit Menschen, die sonst sterben würden. Und das ist doch mehr wert als ein hippokratischer Eid.«

      »Es sind mehrere Menschen?«

      »Ja. Es gibt auch mehrere Organspender wie Sie.«

      Maria Conzales ahnte, dass sie keine Chance hatte, um

      aus der Sache heil herauszukommen. Sie zwang sich, die Sache nüchtern zu betrachten.

      »Wann wollen Sie mir die Niere entfernen?«

      »Sobald die Frau, die sie bekommen wird, bereit ist für die Übertragung. In der Zwischenzeit möchte ich Ihnen den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich machen. Was kann ich Ihnen besorgen? Nur Mut. Wünschen Sie sich etwas.«

      Maria konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie stand immer noch unter Schock. So antwortete sie automatisch.

      »Zigaretten, Radio, Telefon, Fernseher.«

      »Ok. Radio und Fernseher sind ok. Zigaretten können Sie bis nach der Operation vergessen. Das verengt die Aterien und wir wollen doch dabei keine Komplikationen. Ein Telefon bekommen Sie natürlich auch nicht. Wenn Sie mir versprechen, ab sofort schön brav zu sein, bringe ich Ihnen das Fernsehgerät morgen.«

      »Ich bin aber Raucherin. Ich brauche meine Packung Zigaretten.«

      »Nein. Nein. Das Rauchen haben Sie sich, seit Sie hier sind, abgewöhnt. Ist ungesund.«

      »Aber warum denn? Sie wollen mir doch eine Niere entnehmen und nicht die Lunge?«

      Das Gespräch verlief nicht im Sinne von Matiss. Er erhob sich ruckartig und verließ den Raum. Er wollte sich nicht verplappern und sie beunruhigen. Er wollte sie bei Laune halten. Hätte er ihr die Wahrheit gesagt, wäre der Aufenthalt bis zur Operation nicht so ruhig verlaufen. Dann hätte er ihr wahrscheinlich sehr hoch dosierte Beruhigungsmittel spritzen müssen und dabei wäre ein Versagen eines Organes nicht ausgeschlossen gewesen.

      In den nächsten zwei Monaten fragte sie immer wieder nach dem OP-Termin, und immer wieder wurde sie vertröstet. Sie wartete ungewöhnlich lange auf ihre Operation.

      Matiss kümmerte sich jedoch fast liebevoll um seine Gefangene. Schon nach der ersten Woche hatte er sie zu einem Spaziergang ermutigt.

      Maria war sofort bereit und sprang auf. Sie hoffte insgeheim, entkommen zu können. Als sie aber die Raubkatze an der Seite des Doktors sah, schwanden ihre Hoffnungsgedanken dahin. Sie hatte Angst. Angst, sich zu schnell zu bewegen und damit den Jagdinstinkt des Tigers zu wecken. Sie hatte Angst, mit dem Tiger alleine zu sein.

      »Du kannst dich frei bewegen. Aber geh nicht zu weit weg. Kimba holt dich schneller ein, als du glaubst. Und dann kann ich dir auch nicht mehr helfen. Ach, und noch was, drehe den Tigern nie den Rücken zu. Man kann nie wissen!«

      Wie auf Befehl riss der Sumatratiger sein Maul auf und zeigte seine Zähne.

      Maria zitterte vor Angst. Sie wollte wieder in ihre Zelle.

      Dr. Matiss hielt sein Versprechen und fügte ihr keine physischen Schmerzen zu. Von seinem Gehilfen jedoch wurde sie mehrmals vergewaltigt und geschlagen.

      Als sie nach der ersten Vergewaltigung die Sache dem Doktor berichtete, spielte dieser das Ganze herunter.

      »Maria, du bist eine ganze Weile hier und sicher sehr einsam. Wenn Josef dir etwas Liebe zukommen lässt, solltest du ihm dankbar sein. Sei doch froh, dass er dir die Zeit etwas vertreibt. Du bist ein sehr schönes Mädchen. Wärest du nicht hier, hättest du doch sicher auch einen Freund, der mit dir schlafen würde. Also wehr dich nicht. Die Zeit wird kommen, wo du hier wieder raus sein wirst. Und dann vergisst du das alles.«

      Damit war die Sache abgetan und Maria erzählte es ihm nicht mehr, wenn sie mal wieder vergewaltigt worden war. Sie hatte Angst, dass der Doktor ihr nicht glaubte und ihre Privilegien dann streichen würde. Freitags bekam sie frische Erdbeeren. Samstags Eis und am Sonntag sogar ein Stück Kuchen.

      Dass der Doktor sich die Vergewaltigungen über eine Minikamera in ihrer Zelle, auf dem Computer

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