Das Organkartell. Rainer Rau

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Das Organkartell - Rainer Rau

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sein sollten. An den Schatz dachte der Direktor nicht mehr. Es war wohl doch nur eine Spinnerei des Vorarbeiters gewesen.

      Er ließ schweren Herzens ein altersschwaches Lama, ein Hängebauchschwein, das durch einen Feuerreif laufen konnte, nun aber nicht mehr wollte und ein zahmes, junges Tigerweibchen zurück. Dieses hatte sich eine Verletzung an der Hüfte zugezogen und kam nur schlecht auf die Beine. Es war für den Zirkus eine Belastung und musste durchgefüttert werden.

      Catarine pflegte den zahmen Tiger, der sich frei auf dem Gelände bewegen konnte und sogar als Spielgefährte für die Kinder herhalten musste. Diese tobten manchmal mit ihm so sehr, dass Catarine sich wunderte, dass ein beinahe ausgewachsener Tiger dies alles mit sich machen ließ. Nur wenn er Hunger hatte, wurde ihm in einem Raum, getrennt von den Kindern, Fleisch gereicht, was er genüsslich verschlang. Nachdem der Fleischvorrat von dem verstorbenen Lama aufgebraucht war, wurde das Hängebauchschwein geschlachtet. Doch die Reserven der Schlachtung schwanden schnell dahin. Bei den wenigen Metzgereien in der Gegend fiel auch nicht die benötigte Menge an Knochen und Fleischabfällen an.

      Catarine musste den Tiger verkaufen. Vom Zirkusdirektor hatte sie erfahren, dass es eine Menge privater Halter von Raubkatzen gab. Sie hatte sich auch verschiedene Adressen aufgeschrieben. Gewarnt hatte sie allerdings der Direktor vor allzugroßer Offenheit, denn das Halten von Raubkatzen sei oft nicht artgerecht und war meistens nicht erlaubt. Es stellte eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Halter und Besucher da.

      Doch man würde sich untereinander schon kennen, da man sich zur Zucht ja gegenseitig brauchen würde.

      Der Tiger wurde von einem Halter, der im Besitz von mehreren Raubkatzen war, gekauft und sehr schnell abgeholt. Der Preis von 3000 DM war für Catarine ok.

      Für Frank und Vanessa kam eine traurige Zeit, hatten sie nun keinen Spielkameraden mehr.

      Vanessa suchte den Kontakt zu ihren Mitschülerinnen, während Frank immer mehr zum Eigenbrötler wurde. Sein Interresse galt den Tieren. Er bastelte Fallen und fing Mäuse, Ratten, Marder und auch schon mal einen Fuchs, die er allesamt tötete und mit einem Skalpell, das er in einer Schublade im Badezimmer gefunden hatte, aufschnitt, um das Innenleben zu studieren.

      Zu dieser Zeit machte eine caritative Organisation Catarine das Angebot, ihr Anwesen zu mieten und das

      Haus für Jugendgruppen aus dem Raume Frankfurt als Jugendfreizeitlager zu Verfügung zu stellen.

      Die Miete kam pünktlich und Catarine zog in die Stadt. Frank und Vanessa gingen nun auf ein Gymnasium.

      Dann kam die Studienzeit. Während Vanessa Germanistik und Kunst studierte, blieb Frank seinem Hobby treu und belegte das Fach der Tiermedizin.

      Nach Abschluss des Studiums, das Vanessa mit Bestnoten absolvierte, Frank hingegen gerade so durchrutschte, stieg er in eine Arztpraxis für Kleintiere ein. Zwei Ärztinnen, die bisher gut zusammengearbeitet hatten, trennten sich im Streit um einen Mann und eine machte ihren Platz frei.

      Catarine Matiss wurde kurz darauf krank. Sie hatte Schmerzen im Bauch- und Darmbereich und der Arzt konnte zunächst keine genaue Diagnose stellen. Ihre Blutwerte zeigten jedoch an, dass es etwas Ernstes sein musste. Ins Krankenhaus ließ sie sich jedoch erst überweisen, als sie die Schmerzen nicht mehr aushielt. Als man im Kernspintomograph einen Schatten am Magen entdeckte, war der Krebs schon zu weit fortgeschritten und hatte Metastasen gebildet. Die Lymphgefäße im ganzen Körper waren schon betroffen.

      Der Arzt gab ihr nur noch sechs bis acht Wochen. Catarine rief Vanessa und Frank zu sich und schrieb

      ihr Testament. Der einzige Besitz, außer einigen

      Möbelstücken in ihrer Wohnung und einige Schmuckstücke, war der Steinbruch. Dieser ging zu gleichen Teilen an die Kinder.

      Während Frank darüber sehr erfreut war, ließ Vanessa ihrer Wut freien Lauf, als sie außer Hörweite der Mutter waren.

      »Ein Steinbruch mit dem man nichts, aber auch nichts anfangen kann! Das ist alles was wir erben!«

      »Sei doch nicht so unzufrieden. Aus dem Gelände kann man doch was machen.«

      »Und was bitteschön? Hast du Geld, um dort was zu machen?«

      »Na ja. Es ist abgelegen, einsam und es verirrt sich Niemand dorthin. Aber wir haben Wasser und Strom. Ich könnte eine Tierpraxis aufmachen.«

      »Und mit welchem Geld willst du die einrichten?«

      »Die Bank gibt mir bestimmt eine Hypothek auf das Anwesen.«

      »Ach nee. Das haben wir doch schon mal probiert und es hat nicht gereicht. Die Bank kann das Gelände nicht verkaufen, weil es dafür keine Interessenten gibt. Also ist es der Bank nichts wert. Somit geben die uns kein Geld. Wir selbst können es auch nicht verkaufen, weil es keinen Käufer gibt. Was soll auch einer mit einem wertlosen Steinbruch, in dem nichts mehr gefördert werden kann?«

      Frank dachte nach.

      »Es gäbe noch eine Möglichkeit an etwas Geld zu kommen.«

      »Und die wäre?«

      »Organspende! Wenn Mama sowieso stirbt, kann sie doch ihr Herz und so weiter spenden.«

      »Da wird doch nichts für bezahlt!«

      »Bei der richtigen Adresse schon.«

      »Das ist makaber! Und außerdem illegal. Du spinnst doch!«

      »Nee, im Ernst. Wenn sie tot ist, ist ihr das doch egal.«

      »Frag sie doch. Ich tu’s nicht.«

      »Sie braucht das doch gar nicht zu wissen.«

      »Woher kennst du solche Leute?«

      »Ich kenne sie ja nicht. Noch nicht. Im Internet gibt es bestimmt Hinweise.«

      »Ich will davon nichts wissen! Das ist deine Sache!«

      Matiss war der Meinung, dass es sich seine Schwester zu einfach machte, sagte aber zu dem Thema weiter nichts.

      Er machte sich schon am nächsten Tag schlau. Eile war geboten, da es Catarine von Tag zu Tag schlechter ging.

      Er rief bei Eurotransplant an. Vielleicht würde er ja hier eine Adresse bekommen. Sicher wusste man hier über gewisse Kreise Bescheid.

      Eine nette Frauenstimme sagte ihm, als er sein Anliegen vorgetragen hatte, dass sie ihn mit einem Sachbearbeiter verbinden werde.

      Es knackte mehrmals in der Leitung, dann meldete sich eine Männerstimme.

      »Eurotransplant Kluge. Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Matiss?«

      »Wissen Sie, meine Mutter liegt im Sterben. Krebs im Bauchbereich. Aber alle anderen Organe sind nicht betroffen. Wie verläuft eine Organspende?«

      »Wie alt ist denn Ihre Frau Mutter?«

      »69.«

      »Es gibt zwar keine offizielle Altersgrenze für eine Spende, ich befürchte aber, dass Ihre Frau Mutter mit dem Krankheitsbild Krebs für eine Spende nicht infrage kommt. Aber wollen Sie selbst nicht Organspender werden?«

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