Das Organkartell. Rainer Rau

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Das Organkartell - Rainer Rau

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nicht, dass ihr Wert lediglich mit achtzigtausend Euro gemessen wurde.

      Jetzt, nach über zwei Monaten der Gefangenschaft, hatte sie am Morgen erfahren, dass sie heute operiert werden sollte.

      Sie war aufgeregt. Sie hatte am Morgen nichts zu essen bekommen und musste ein starkes Abführmittel trinken. Es führte zu Magenschmerzen und Darmkrämpfen. Nachdem sich ihr Darm entleert hatte, ging es ihr besser und sie bekam ein Beruhigungstee und wurde zum Duschen ins Bad neben dem Operationsraum, der diesen Namen im Grunde nicht verdiente, geführt.

      Nun lag sie nackt auf dem kalten Edelstahltisch und zitterte. Die feinen Härchen auf ihren Unterarmen und Beinen stellten sich auf. Maria bemerkte nicht, dass dies gar kein OP-Tisch für Menschen war, sondern zur Behandlung und vor allem dem Ausweiden von Tieren diente.

      Nun gab ihr der Mann, der sich Doktor Matiss nannte, eine Spritze in die rechte Armvene.

      Matiss sah der Frau in die Augen, streichelte ihre Wangen und sprach mit ihr.

      »Nun, Maria. Jetzt hast du es gleich überstanden. Sobald du dich nach dem kleinen Eingriff erholt hast, werden wir dich in deine Heimat bringen. Dann musst du uns aber schnell vergessen, wie du es versprochen hast!«

      »Ja. Ja. Das werde ich. Ich verspreche es.«

      Sie dämmerte langsam in die Bewusstlosigkeit und schloss die Augen.

      Matiss nahm an, dass sie schon narkotisiert wäre, und änderte sein Benehmen nun schlagartig.

      Er ließ ihren Kopf los und sprach zu sich selbst.

      »Ach, du armes Geschöpf. Du wachst nie mehr auf.«

      Maria hörte diese letzten Worte zwar noch, konnte aber darauf nicht mehr reagieren. Nun war sie in tiefer traumloser, empfindungsloser Bewusstlosigkeit.

      Sie würde nicht mehr aufwachen, denn ohne Nieren, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Herz lebt man nun mal nicht mehr.

      Sie war vor 18 Monaten von Spanien nach Deutschland gekommen, um bei einer Frankfurter Familie als Aupair-Mädchen zu arbeiten. Ein Jahr lang betreute sie die beiden kleinen Kinder der Familie und frischte so ihre Deutschkenntnisse auf. In Katalonien lebte sie mit ihrer Mutter und zwei Brüdern in Esparreguera, nur 50 Kilometer von Barcelona entfernt. Als sie nun nach einem Jahr nicht wieder zuhause ankam, wie es verabredet war, wurde sie von ihrer Mutter als vermisst gemeldet. Da sie kurz vor ihrer Abreise noch mit ihr telefoniert hatte, vermutete man, dass sie in Spanien eingetroffen war und hier verschwand. Man fand auf einem Rastplatz, nicht weit hinter der Grenze zu Frankreich, eine Tasche und einen kleinen Koffer mit ihren Sachen, Geschenke für Mutter und Brüder sowie ihrem Ausweis.

      Ihre Mutter spürte instinktiv, dass sie ihre Tochter nicht wiedersehen würde und ergab sich sehr schnell in ihr Schicksal. In ihrer Trauer gab sie der Tochter eine Mitschuld an ihrem Verschwinden. Hatte sie nicht immer wieder gesagt, sie solle nicht trampen, sondern mit der Bahn fahren. Aber nein, die Bahnkarte wolle sie sparen, war die Antwort. Nun war es geschehen und sie würde ihre Tochter nie mehr sehen.

      Das wusste sie genau! Sie spürte, dass ihr etwas zugestoßen war!

      Sie konnte jedoch nicht ahnen, was genau mit ihrer Tochter geschehen war.

      3. Chronik eines Adelsgeschlechts

      Dr. Frank Matiss verfügte zeitweise über einen kleinen Kreis von bezahlten Helfern, die allerdings über seine Tätigkeiten nicht im Detail informiert waren. Lediglich sein engster Freund und Weggefährte wusste über die grauenhaften Geschehnisse Bescheid, die von Matiss ausgingen der von ihm verlangt wurden.

      Dieser war im Gegensatz zu Matiss nicht besonders schlau, verfügte aber über ein enormes Potenzial an Gewalttätigkeit. Außerdem war er in höchstem Maße seinem Herrn hörig und erledigte alles, was dieser ihm auftrug.

      Josef Bergmann wurde einst von Matiss aus einer, für ihn ausweglosen Situation befreit und dankte es ihm uneingeschränkt. Dazu trug allerdings auch der Umstand bei, dass er nicht schlecht für seine Dienste entlohnt wurde. Was aber für ihn wichtiger war als Geld, war die Tatsache, eine Bleibe auf Lebenszeit gefunden zu haben. Eine Art Heimat- oder Familiengefühl zu haben, was ihm seit frühester Kindheit fehlte, führte zu bedingungslosem Gehorsam seinem Herrn gegenüber.

      Ursprünglich war er als Tierpfleger tätig und erledigte vorrangig alle Arbeiten, die im Umgang mit Tigern anfielen. Allerdings wurde sein Betätigungsfeld bald ausgeweitet. Er kümmerte sich auch um die Menschen, die im Steinbruch auf ihre unfreiwillige Organspende warteten. Bergmann war ein, eher hässlicher, großklotziger, unangenehmer Bursche, in dessen Arme wohl so leicht keine Frau gesunken wäre. Dies brauchte auch keine, denn Bergmann verging sich ab und zu an den jungen Frauen, die Matiss oftmals wochen-, in Einzelfällen schon mal monatelang, gefangen hielt.

      Dr. Matiss wusste von diesen Vergewaltigungen, ließ es geschehen und sah ab und zu auf dem Monitor, die zur Überwachung der Gefangenen dienten, dem Geschehen zu. Es berührte ihn nicht. Es machte ihn auch nicht an. Er sah eher teilnahmslos zu. Matiss hatte kein Sexualleben.

      Zwar hatte er mal für kurze Zeit eine Jugendfreundin, als sie von ihm jedoch mehr als ein paar Küsse wollte und sich vor ihm auszog, ihm die Hose öffnete und mit ihrer Hand begann, ihn zu stimmulieren, stieß er sie abrupt weg. Er drehte sich um, ließ sie einfach stehen und ging aus ihrem Mädchenzimmer raus. Es war ihm unangenehm und er sah sie nie wieder. Matiss war nicht impotent, er hatte lediglich keinen Spaß am Sex. Er konnte sich nur selbst in höchste Glücksgefühle versetzen, wenn er einem Vogel oder einer Katze den Bauch aufschnitt und das Herz herausholte. In solchen Momenten schlug sein Herz schneller und sein Blut kochte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es eine größere Befriedigung geben könne.

      Dr. Matiss war zwar Tierarzt, hatte aber nicht promoviert und eignete sich den Titel zu Unrecht an. Allerdings trug er ihn auch nur bei seinen engsten Mitarbeitern, von welchen er sich gerne mit Doc anreden ließ.

      Frank Matiss stammte zwar aus einem alten Adelsgeschlecht, von Matiss aber hatten sich seit dem 20. Jahrhundert keiner seiner Ahnen genannt. Matiss fand späterzwar in der Familienchronik nichts geschrieben, dass das Adelsprädikat von aberkannt wurde, jedoch wurden alte Kaufverträge um 1900 von der Witwe eines Barons in seiner Ahnengalerie nicht mehr mit dem Zusatz von unterschrieben. Matiss war über alle Maßen eitel und hätte sich gerne mit diesem Titel geschmückt. Er fand aber nichts über die Hintergründe in der Vergangenheit heraus.

      Seine Vorfahren waren bis zum 2. Weltkrieg wohlhabend. Auf eigenem Grund und Boden wurde Eisenerz abgebaut, welches zeitweise für die Rüstung der Nazis gebraucht wurde. So mangelte es in dieser Zeit, vor und während des Krieges nicht an Arbeitskräften, die von der Gauleitung zugewiesen wurden. Für Matiss Großvater Adolf, der über 60 Prozent der Bergwerksanteile besaß, war der Bergbau alles. Er war ein Nazi und Sadist gleichermaßen. Er war täglich vor Ort und ließ es sich nicht nehmen, auch ab und zu mit unter Tage zu fahren. Zwar legte er am Arbeitsgeschehen nicht wirklich Hand an, trieb aber die gefangenen Zwangsarbeiter und später die Kriegsgefangenen zur Höchstleistung an. Dabei bediente er sich oft einer kleinen Lederpeitsche, die er immer in seinem Stiefel stecken hatte. Besonders schmerzhaft waren die Schläge durch die Knoten an den Enden der fünf Lederstreifen.

      Als es zu einem Ausbruch kam, an dem dreizehn Gefangene beteiligt waren, ließ er die zwei Seiten des Steinbruchs, die nicht durch hohe Steinwände gesichert waren, mit tonnenschweren Gesteinsblöcken absichern. Die ohnehin schon ausgemergelten Gefangenen mussten die schweren Felsblöcke mit Seilwinden aufeinander stapeln. Nun konnte das riesige Gelände

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