Das Organkartell. Rainer Rau
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»Ja, das wäre ja nur für den Fall, wenn Ihnen etwas passieren sollte. Unfall mit Todesfolge etwa.«
Matiss stellte sich unwissend.
»Wird so was im Voraus bezahlt?«
»Nein, leider nicht. Bezahlt wird das gar nicht.«
»Dann wird das nichts. Ich brauche jetzt Geld. Ich bin Veterinär und möchte mir eine eigene Praxis einrichten. Kennen Sie eine Stelle, die Organe aufkauft? Es würde mir sehr helfen.«
Es entstand eine kurze Pause und Matiss dachte schon sein Gesprächspartner hätte aufgelegt. Dann knackte es erneut in der Leitung.
»Nein. Wir kaufen keine Organe. Wir vermitteln nur. Wenn uns ein Unfallopfer gemeldet wird, geben wir die Daten an die Klinik des Patienten weiter, der an erster Stelle steht. Geben Sie mir bitte trotzdem Ihre Adresse. Für alle Fälle.«
Irgendetwas machte Matiss an dem Tonfall des Telefonpartners stutzig. Doch er erteilte bereitwillig Auskunft.
Der Herr von Eurotransplant hatte noch einige Fragen und beendete das Gespräch kurz darauf.
Zwei Wochen später verstarb seine Mutter. Vanessa leitete alles Notwendige zur Beisetzung der Urne in die Wege.
Die Trauerfeier war kurz und außer den Kindern war keiner erschienen.
Der Vater von Frank und Vanessa war schon vor drei Jahren verstorben. Da der Zirkus insolvent war und kein privates Vermögen des Direktors vorhanden war, gingen die beiden leer aus.
So fuhren sie auf Wunsch von Frank, nachdem sie in der kleinen Kapelle noch eine Kerze für ihre Mutter angezündet hatten, zum Steinbruch.
Vanessa war genervt.
»Was sollen wir da noch?«
»Schauen wir uns das Ganze mal an.«
»Frank, ich will da nichts mit zu tun haben. Meinetwegen kannst du da eine Praxis einrichten. Warum hat es eigentlich nicht mit der Organspende geklappt?«
»Sie war zu krank. Der Krebs im Endstadium. Bei Krebs und HIV positiv nehmen sie keine Organspenden mehr an.«
Als sie am Steinbruch ankamen, wurde es doch beiden etwas wehmütig ums Herz. Sie erinnerten sich, als Kinder hier mit einem Tiger gespielt zu haben.
Das Gelände war verwaist. Das Freizeitlager war schon vor einem Jahr aufgegeben worden. Vanessa und Frank Matiss besichtigten das Gebäude.
Dies sollte ihr Leben total verändern.
4. Das Loch in der Wand
Auf dem Freigelände wuchs überall Unkraut.
Blindschleichen und Salamander gab es zu Hunderten. Im Haus waren jede Menge Spinnweben zu sehen. Staub lag millimeterdick auf den Möbeln und Türen waren aus den Scharnieren gerissen. Fensterscheiben waren eingeschlagen.
Frank Matiss schaute in jedes Zimmer, so auch in die ehemaligen Gefängniszellen im Erdgeschoss, die umgebaut, den Jugendlichen Urlaubern als Einzelzimmer gedient hatten.
Im letzten Zimmer, das er in Augenschein nahm, fiel ihm auf, das die Wand zur Bergseite nach außen gewölbt war. Risse in der Wand zogen sich quer über die gesamte Breite.
Matiss rief nach seiner Schwester.
»Vanessa! Komm her. Hier stimmt was nicht.«
»Was soll denn nicht stimmen?«
»Na, die Wand ist doch verbogen. Siehst du das nicht?«
Vanessa war nicht sonderlich interessiert an der Entdeckung.
»Ja. Schon. Wand ist schief. Aber warum? Was bedeutet das?Und was bitteschön ist daran so wichtig?«
»Warum? Warum? Weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich haben die Typen dagegen getreten oder mit dem Ball dagegen geworfen.«
Matiss klopfte mit der Hand gegen die Wand. Es hörte sich hohl an.
»Das ist jedenfalls sehr seltsam. Da ist was dahinter.«
Vanessa sah sich das Ganze nun doch genauer an.
»Hier hat sich der Boden nach hinten abgesenkt.«
»So’n Mist. Ist das auch noch baufällig!«
»Nee. Ist nur die eine Wand. Komisch.«
Sie klopfte ebenfalls dagegen. Es hörte sich wirklich hohl an.
Dann schauten sich beide fragend an.
»Da ist ein Hohlraum dahinter. Das haben wir früher nie bemerkt. Warum nicht?«
»Da war die Wand noch gerade und uns ist nichts aufgefallen. Wir waren in dieser Zelle auch nie.«
Matiss stellte sich vor die Wand und trat mit aller Kraft dagegen. Sie wackelte. Er trat noch mal zu. Ein Teil der Wand stürzte ein. Ein modriger Geruch stieg ihnen in die Nase. Ein leichter Luftzug streifte an ihnen vorbei. Es war dunkel hinter dem Loch in der Wand.
»Hol mal eine Taschenlampe aus dem Auto. Schnell!« Vanessa lief zum Wagen und holte aus dem
Handschuhfach eine kleine LED-Taschenlampe.
Im hellen Schein der Lampe stiegen sie über die niedrigen Mauerreste.
Der Raum dahinter ragte tief in den Berg hinein. Sie gingen den langen Gang, der vor ihnen lag, entlang und Matiss leuchtete nach rechts und links.
Es gab auf beiden Seiten kleine Zellen mit Türen aus dicken Eichenbohlen, die noch relativ gut erhalten waren.
»Was ist das hier? Das habe ich noch nie gesehen.«
»Kannst du ja auch nicht. Die Wand ist ja eben erst eingestürzt.«
»Das sieht ja wie Gefängniszellen aus.«
»Waren es ja wohl auch. Hier wurden wohl von unseren Vorfahren Leute gefangen gehalten.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich waren das Verbrecher. Und die wurden
zur Zwangsarbeit hier gehalten. Damals, im Krieg oder schon vorher.«
Die letzte Zelle auf der rechten Seite war verriegelt.
»Schau hier! Die Zelle ist verschlossen. Alle anderen sind offen. Da steckt was dahinter.«
Matiss suchte ein Eisen um die Tür aufzubrechen.
Seine Schwester, die sonst ohne Angst und Skrupel war, riet zur Vorsicht.
»Pass bloß auf!«
Matiss schüttelte den Kopf.
»Meinst du,