Schattenchance. Maya Shepherd
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„Ähm …“, machte Dairine, „lass mich kurz nachdenken ... Gar nichts?“
„Dann eben ein anderer Sport. Wie wäre es mit Schwimmen?“ Ich ließ mich neben ihr auf dem großen Wasserbett nieder, das mich mit einem leisen Gluckern willkommen hieß. „Wenn es warm genug ist, könnten wir ins Freibad gehen und würden dabei sogar braun werden.“
Dairine gluckste. „Winter, du wirst nicht braun, egal wie lange du in der Sonne brutzelst, du würdest danach höchstens wie ein Krebs aussehen.“
„Es geht mir doch gar nicht um das Bräunen, sondern um den Sport.“
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Seit wann interessierst du dich für Sport? Du hast es doch noch nicht einmal nötig!“
Protestierend stemmte ich die Hände in die Hüften. „Nur weil ich nicht dick bin, heißt es nicht, dass mir Sport nicht guttun würde. Meine Haut könnte straffer sein und meine Ausdauer ist gleich Null.“
„Ich würde morden, um essen zu können, was ich will, ohne wie ein Hefeklos aufzugehen.“ Sie kniff sich demonstrativ in ihren Bauch. Auch Dairine hatte keinen Grund, sich über ihre Figur zu beschweren. Sie war zwar relativ klein, aber ihre Fettpölsterchen verteilten sich genau an den richtigen Stellen, wofür ich sie wiederum beneidete. In dieser Hinsicht waren wir typische Mädchen, die nie mit ihrer Figur zufrieden waren.
„Na also, dann lass uns aufhören zu jammern und etwas dagegen tun“, forderte ich sie auf.
„Mir reicht meine tägliche Fahrradfahrt zur Schule“, maulte sie jedoch immer noch desinteressiert.
„Wie wäre es dann mit einer Fahrradtour am Wochenende?“
Sie musterte mich kritisch. „Hat deine plötzliche Sportbegeisterung zufällig mit unserem neuen Lehrer zu tun? Wie war nochmal gleich sein Name?“
„Liam“, rutschte es mir prompt heraus, woraufhin sie geradezu entsetzt die Augen aufriss. „Mr. Dearing“, verbesserte ich mich schnell, lief aber dabei knallrot an.
„Woher kennst du seinen Vornamen?“, wunderte sich Dairine und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Ihre Neugier lief auf Hochtouren.
„Er steht in dem Lehrerverzeichnis unserer Schulwebsite“, behauptete ich.
Sie schnappte fassungslos nach Luft. „Du hast ihn gegoogelt?“
„Nein!“, rief ich empört aus. „Ich habe etwas anderes nachgeschaut und er stand zufällig auf der ersten Seite. Was hätte ich tun sollen? Mir die Augen zuhalten?“
„Nein, bei Liam“, sie räusperte sich, „Mr. Dearing sollte sich keine Frau die Augen zuhalten.“ Kichernd rollte sie sich wieder auf den Bauch. „Er ist mit Abstand der heißeste Lehrer, den ich je gesehen habe. Aber es wundert mich, dass du das auch bemerkt hast. Du bist doch mit Evan zusammen!“ Ihr letzter Satz hörte sich leicht spitz an. Sie nahm es mir immer noch übel, dass ich ihr nicht vorher etwas von unserer Beziehung oder meinen angeblichen Gefühlen für ihn erzählt hatte. Das erinnerte mich daran, dass ich ihr die Wahrheit hatte sagen wollen, doch irgendwie erschien mir auch dieser Moment unpassend. Ich fürchtete mich insgeheim davor, dass Evan recht hatte und ich Dairine zu viel zumutete. Was, wenn sie mir doch nicht glaubte? Egal, was ich ihr erzählte, sie würde es für sich behalten, aber eventuell würde sie mich danach mit anderen Augen sehen. Als Verrückte, als Spinnerin, als Wahnsinnige!
„Ich mag Evan“, gab ich vage zurück und fühlte mich schlecht dabei.
„Ihr passt gut zusammen“, meinte Dairine. „Ihr seid das ideale irische Traumpaar! Er mit seinen rotbraunen Locken und du mit deinem kupferfarbenen Haar und der hellen Haut. Zusammen könntet ihr Werbung machen und viel Geld verdienen.“
Sie übertrieb. Ich verfluchte Evan dafür, dass er ihr und den anderen diese Lüge aufgetischt hatte, nur um sich vor Lucas nicht outen zu müssen.
Die Titelmusik von Pretty Little Liars begann.
Got a secret
Can you keep it?
Von der Straße her war ein lautes Rumpeln zu hören. Wir sahen uns beide überrascht an und stürzten dann gleichzeitig zum Fenster. Dairine wohnte in einer besser situierten Wohngegend mit direktem Blick auf den Strand. Ihr Haus war schon definitiv als Villa zu bezeichnen – die Art ihrer Eltern, sie für ihre mangelnde Zeit zu entschädigen. Der nächste Nachbar befand sich somit in einiger Entfernung. Doch nun stand vor dem weißen, freistehenden Anwesen ein leuchtend roter LKW eines bekannten Umzugsunternehmens. Die beiden Arbeiter in ihren roten Latzhosen hatten offenbar einen gewaltigen Schreibtisch nicht richtig gesichert, sodass dieser aus dem LKW gestürzt war und nun vor ihnen auf dem Boden lag. Entsetzt blickten sie auf das gute Stück, als ein weiterer Mann fluchend aus dem Haus gestürzt kam. Er trug einen eleganten Anzug und hatte das dunkle Haar streng zurückgegelt. Sein Anblick bescherte mir Schweißausbrüche und pure Panik.
Ohne verstehen zu können, was er sagte, hörten wir ihn laut schimpfen und schreien. Er war es unverkennbar: Charles Crawford, das Oberhaupt der Fomori und der biologische Vater von Eliza. Charles, der seinen eigenen Sohn in einem Ritual getötet hatte, um unsterblich zu werden. Charles, der nun in das Anwesen neben meiner besten Freundin zog.
„So ein Ekelpaket“, meinte Dairine und hatte Mitleid mit den Arbeitern, die den teuren Schreibtisch hatten fallen lassen. „Wer weiß, wie lange die armen Kerle schon schuften müssen, ist ja schon Abend, kein Wunder, dass sie sich dann nicht mehr richtig konzentrieren können.“
„Weißt du, wer das ist?“, flüsterte ich und versuchte, die Fassung zu bewahren.
Sie warf mir einen Seitenblick zu. „Keine Ahnung, wie er heißt, aber er kandidiert wohl für den Bürgermeisterposten.“
„Er zieht doch gerade erst ein“, wunderte ich mich. „Wer soll den denn wählen?“
„Er muss ein ziemlich hohes Tier in seiner Partei sein. Immer, wenn ich ihn gesehen habe, war er umgeben von Anzugträgern.“ Die Fomori. „Geld regiert die Welt“, meinte sie schulterzuckend und verließ den Platz am Fenster, um sich wieder der Serie zuzuwenden. Die letzten Takte der Titelmusik verklangen.
Cause two can keep a secret
If one of them is dead
Fremde Schuhe standen in unserem Hausflur: schwarze Pumps aus Lackleder mit mindestens zwölf Zentimeter Absatz. Das konnte nur eines bedeuten: Tante Rhona war zu Besuch. Ich kannte niemanden außer ihr, der täglich solche Schuhe trug und dabei auch noch behauptete, dass sie bequem wären. Insgeheim vermutete ich, dass Rhona sich mehr in den Schatten bewegte als auf ihren Füßen und deshalb vergessen hatte, wie schmerzhaft solche Schuhe nach einer gewissen Zeit werden konnten. Seitdem ich unsere Vergangenheit neu gemalt und unsere Mutter dazu aufgefordert hatte, Eliza zu erzählen, dass sie adoptiert war, bevor sie es selbst herausfinden konnte, schneite Rhona etwa alle drei Monate unangekündigt bei uns rein. Sie war es gewesen, die Eliza geholfen hatte, die Verwandlung zur Schattenwandlerin durchzustehen, ohne, dass diese ein großes Chaos und Drama anrichtete. Eliza wusste auch, dass Rhona ihre leibliche