Schattenchance. Maya Shepherd
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Zu allem Überfluss spielten wir auch noch Dodgeball. Da ich mich vor Bällen fürchtete, hielt ich mich eher im Hintergrund. Wenn ich nicht damit beschäftigt war dem Ball auszuweichen, hielt ich Ausschau nach Liam. Ich mochte die Art, wie er sich bewegte, wie er sich unbedacht die Haare aus der Stirn strich oder wie er schmunzelnd den Mund verzog, wenn jemand beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Mein Körper brannte, wenn ich seinen Blick auf mir spürte. Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
Die Sportstunde war jedoch viel zu schnell um, ohne, dass ich irgendwie seine Aufmerksamkeit hätte erregen können. Seitdem ich ihn das erste Mal im Devil’s hell wiedergesehen hatte, war nun beinahe eine Woche vergangen und er wusste vermutlich nicht einmal meinen Namen. Für ihn war ich höchstens das Mädchen, das in seiner ersten Kursstunde einen Ball gegen den Kopf bekommen hatte. Vielleicht erinnerte er sich nicht einmal daran, denn er hatte mich nicht weiter darauf angesprochen. Allerdings hatte ich auch keine Beule bekommen, wie er es vorhergesagt hatte. Eigentlich war ich froh darüber gewesen, aber vielleicht hätte er mich dann wenigstens wahrgenommen und angesprochen.
Die anderen Schüler liefen bereits zu den Umkleidekabinen. Es war unsere letzte Stunde gewesen und alle hatten es eilig. Auch Dairine gab mir durch ein Wedeln mit ihrer Hand zu verstehen, dass ich nicht herumtrödeln sollte. Ich ignorierte sie, nahm meinen ganzen Mut zusammen und marschierte geradewegs auf Liam zu. Er notierteetwas auf einem Block und nahm keine Notiz von mir. Verlegen räusperte ich mich.
„Mr. Dearing?“ Meine Stimme war ein Piepsen, für das ich mich augenblicklich zutiefst schämte. Ich hatte taff und für mein Alter sehr reif wirken wollen, dabei fühlte ich mich gerade wie ein vierzehnjähriger Teenie mit Zahnspange und Pickeln im Gesicht und nicht wie eine Achtzehnjährige, die im nächsten Jahr ihren Abschluss machen würde.
Er hob fragend den Kopf. Das Grau seiner Augen raubte mir den Atem. Meine Finger wären so gerne über seine Bartstoppeln gefahren. Stattdessen schloss ich meine Hand zur Faust. „Kann ich Sie um einen Rat bitten?“
Seine Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Ich konnte mich genau daran erinnern, wie seine Küsse sich angefühlt hatten. Sie waren immer leidenschaftlich gewesen, sodass ich stets alles um mich herum vergessen hatte. Ich versuchte, den Gedanken daran zu vertreiben, denn ich spürte, dass meine Wangen auch jetzt schon dem Kupferrot meiner Haare Konkurrenz machen konnten.
„Nur zu“, forderte er mich neugierig auf.
„Ich würde gerne mehr Sport machen und ich habe mich gefragt, welche Sportart für den Anfang wohl am geeignetsten für mich wäre.“ Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken. Selbst für mich hörte sich meine Frage absolut dämlich an. Er würde wissen, dass es nur ein Vorwand war, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.
„Wie wäre es mit Walken?“, schlug er mir vor. „Wenn dir das schnelle Laufen keine Mühe bereitet, kannst du es ja mal mit Joggen versuchen.“
„Was wäre mit Schwimmen?“, fragte ich ihn. Er runzelte leicht die Stirn und schien sowohl irritiert als auch belustigt von unserem Gespräch.
„Klar, warum nicht?“
„Ich wollte schon immer mal am Neujahrsschwimmen teilnehmen“, behauptete ich. Er war es gewesen, der mich im vergangenen Jahr dazu überredet hatte. Mit ihm wuchs ich über mich hinaus.
„Warum tust du es nicht einfach?“, fragte er mich herausfordernd.
„Ich traue mich nicht“, gestand ich. „Haben Sie schon einmal daran teilgenommen?“
„Bisher nicht.“ Er sah auf die Uhr, die hinter mir an der Turnhallenwand hing. Dann schlug er den Block zu, der auf seinem Schoß gelegen hatte. „Winter, probiere einfach mal ein paar Sportarten aus. Ich bin sicher, eine davon wird dir gefallen.“ Er erhob sich. „Ich muss jetzt los. Bis zur nächsten Stunde!“
„Bis zur nächsten Stunde!“, wiederholte ich und blickte ihm sehnsüchtig nach. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er wusste meinen Namen!
3. Winter
Keuchend presste ich die Hand auf meine Rippen und kniff erschöpft die Augen zusammen. Das Seitenstechen war kaum zu ertragen und ich wusste wieder, warum ich es bisher vermieden hatte, Sport zu treiben. Nachdem Dairine von meinem Vorschlag nicht besonders angetan gewesen war, hatte ich Evan gebeten, mit mir Joggen zu gehen – ein Fehler! Man sah es ihm vielleicht nicht direkt an, aber er war in sehr guter Form. Kein Wunder, immerhin war er mit Lucas im Fußballteam! Während ich wie eine Dampflok schnaufte, riss er Witze und versuchte, mich aus der Reserve zu locken. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch vorgeschlagen, an Liams Wohnung vorbeizulaufen. Nun hoffte ich jedoch, dass er das Haus nicht verlassen würde, denn ich wollte auf keinen Fall nach Schweiß stinkend und mit knallrotem Kopf von ihm gesehen werden.
Evan reichte mir schmunzelnd seine Wasserflasche, aus der ich gierig einen großen Schluck nahm. Augenblicklich pochten meine Seite noch mehr. „Langsam!“, ermahnte er mich kopfschüttelnd.
Frustriert drückte ich ihm die Flasche in die Hand. „Ich bin eine absolute Niete!“
„Du bist nur untrainiert“, versuchte er, mich zu trösten. „Wenn du jetzt täglich läufst, wird es schon bald besser werden.“
„Täglich?“, stöhnte ich entsetzt, worauf er zu lachen begann.
„Mir ist nicht ganz klar, was du damit bezwecken willst. Glaubst du, Liam verliebt sich in dich, nur, weil du plötzlich die schnellste Läuferin bist?“
„Egal, wie lange ich trainiere, die schnellste Läuferin werde ich nie“, maulte ich deprimiert. „Aber irgendetwas muss ich doch tun, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.“
„Wie hast du denn beim ersten Mal seine Aufmerksamkeit erregt? Damals warst du genauso unsportlich wie jetzt und er hat sich trotzdem in dich verliebt.“
„Er hatte nie vor, sich in mich zu verlieben! Ganz im Gegenteil, er wollte mich umbringen“, erzählte ich Evan, der zwar schon lange Lucas‘ bester Freund war, aber das ganze Drama nur am Rand mitbekommen hatte. Nun zuckte er mit den Schultern. „Das ist natürlich ein schlechter Ansatz.“
„Eben“, stimmte ich ihm zu und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Meine Haare klebten feucht an meiner Kopfhaut. „Er hat sich verändert. Damals wurde er nur Lehrer an unserer Schule, um mit mir in Kontakt zu kommen. Der Job war ihm nie wirklich wichtig. Doch jetzt scheint ihm durchaus etwas daran zu liegen. Ich verstehe aber einfach nicht warum.“
„Er ist kein Millionär, Winter. Irgendwie muss er doch sein Geld verdienen.“
„Aber er ist doch immer noch Musiker. Warum macht er seine Leidenschaft nicht zum Beruf?“
„Du musstest ihn bereits damals dazu überreden“, erinnerte Evan mich. „Es fällt zwar schwer zu glauben, aber vielleicht ist sein Selbstbewusstsein nicht ganz so groß wie es immer den Anschein macht.“
Das war tatsächlich schwer zu glauben! Ich meinte eigentlich, Liam gut zu kennen, aber vielleicht hatte Evan recht, anders war Liams Verhalten nicht zu erklären. Es half mir jedoch auch nicht dabei, ihn in meine Richtung zu lenken. „Evan, was soll ich tun?“, jammerte ich verzweifelt, während ich mich bei ihm einhakte.
„Verrätst du mir, wie ich Lucas zurückbekomme?“,