Schattenchance. Maya Shepherd
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Schattenchance - Maya Shepherd страница 8
„Was, wenn du Geister weckst, die besser weiterhin ruhen sollten?“
„Dir wäre es doch auch lieber, wenn Lucas sich wieder erinnern könnte“, fuhr ich ihn verärgert an. Seine Reaktion machte mich wütend, weil er vielleicht nicht Unrecht hatte mit dem, was er andeutete. „Wir können nicht versuchen, einzelnen Personen ihre Erinnerung zurückzugeben und andere außen vor lassen. Entweder sorgen wir dafür, dass alle sich wieder erinnern oder keiner!“
Nun wirkte Evan wiederum zornig. Er hielt mir mit zusammengekniffenen Lippen die Tür zu seinem Wagen auf.
„Sollen wir aufgeben?“, fragte ich ihn herausfordernd, als ich mich niederließ und zu ihm aufsah.
„Ich kann Lucas nicht aufgeben“, murmelte er leise.
„Dann hör auf, mir Vorwürfe zu machen. Wir müssen alles versuchen und ich kann dir versichern, dass ich Mona weder ausnutzen noch schaden werde. Sie liegt mir am Herzen, genauso sehr wie du!“
Er nickte nachgiebig. „Das weiß ich doch. Es hat mich nur irgendwie irritiert, sie so …“ Ihm fehlte das richtige Wort, um Monas Auftreten zu beschreiben.
„So lebendig zu sehen?“, schloss ich seinen Satz. Sie war zwar auch zuvor nicht tot gewesen, aber ihre ganze Ausstrahlung hatte sich verändert. Eindeutig zum Positiven!
Der Bass wummerte aus den Boxen und brachte den Boden zum Beben. Bunte Laserstrahlen tanzten über die Tanzfläche, während die Bar in einem goldenen Licht erstrahlte. Menschen drängten sich davor, doch sie wichen beiseite, sobald Eliza sich einen Weg durch die Masse bahnte. Sie genoss die Aufmerksamkeit und die neidischen Blicke gleichermaßen. Lucas, Evan, Dairine und ich folgten in ihrem Windschatten, bis wir uns einen Platz an einem freien Stehtisch sichern konnten.
Eliza warf sich die Wellen aus dem Gesicht, wobei mir eine Wolke ihres Parfüms in die Nase kam: Orangeblüten, Opium und weißer Moschus. „Schwesterchen, es wundert mich, dass du etwas deiner wertvollen Zeit erübrigen konntest, um sie mit einem sinnlosen Clubabend zu vergeuden“, zog sie mich auf und versuchte dabei scheinbar, meine Stimme zu imitieren. Ich war mir jedoch ziemlich sicher, dass sie sich dabei ziemlich schlecht anstellte, auch wenn Dairine sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Lucas ergriff sofort Partei für mich. „Lass sie in Ruhe, Eliza“, fuhr er meine Schwester warnend an. „Nur weil Winter die Schule ernst nimmt, brauchst du sie nicht aufzuziehen. Ich hätte die Zeit ehrlich gesagt auch besser nutzen können.“
„Nicht nur du“, pflichtete ihm Evan bei. Die Abschlussprüfungen würden schon in der nächsten Woche stattfinden und alle außer Eliza waren deshalb ziemlich nervös. Sie musste ihren ganzen Körper zum Einsatz gebracht haben, um Lucas von den Büchern losreißen zu können.
„Langweiler!“, zog sie nun beide auf und begann, sich im Takt der Musik auf ihren roten High Heels zu bewegen. Sie ließ ihren Blick durch den Saal schweifen und blieb an der Theke hängen. „Hey, ist das nicht euer neuer Lehrer?“, rief sie plötzlich aus und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger in eine Richtung. Augenblicklich folgten Dairines und mein Kopf ihrer Hand. Mein Herz machte einen freudigen Satz, als ich tatsächlich Liam an der Bar erkannte. Sein hellblondes Haar war unübersehbar und er übte denselben Effekt auf die Menschen aus wie meine Schwester: Sie betrachteten ihn alle, aber hielten geradezu ehrfurchtsvoll Abstand. Leider war er nicht allein: Faye klebte an seiner Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn zum Schmunzeln brachte. Er trug eine schwarze Jeans und dazu ein graues Hemd mit abgeschnitten Ärmeln, sodass die Tattoos auf seinen Oberarmen zur Geltung kamen.
„Er ist echt scharf“, gurrte Eliza und leckte sich dabei über die Lippe. Zornerfüllt starrte ich sie an und zischte: „Du solltest lieber zu schätzen wissen, was du hast!“
Eliza lachte mich nur aus und hob abwehrend die Hände. „Nur weil ich einen Freund habe, bin ich deshalb nicht blind!“
Lucas war über ihre Ansicht und ihre Äußerung ebenfalls alles andere als erfreut. „Du hast mich ernsthaft mit in diesem Club geschleift, damit ich mir anhören kann, wie scharf du andere Typen findest?“, fuhr er sie wütend an.
Eliza rollte mit den Augen. „Reg dich ab! Er ist ein Lehrer an unserer Schule.“
„Als ob das für dich ein Hinderungsgrund wäre“, schnaubte nun auch noch Evan. „Wie dreist kann man eigentlich sein?“
Eliza richtete zornig ihren Blick in seine Richtung. „Was mischst du dich denn ein? Geht dich das irgendetwas an?“
„Lucas ist mein bester Freund und er hat jemanden verdient, der ihn auch zu schätzen weiß!“
„Evan, lass gut sein“, meinte Lucas jedoch besänftigend und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
Eliza sah empört zwischen ihnen hin und her. Die Art, wie sie die Lippen spitze, verriet mir, dass sie gleich etwas sagen würde, was ihr später leid täte: „Man könnte meinen, du würdest meine Schwester nur benutzen, um dich unbemerkt an meinen Freund ranmachen zu können.“
Evan verstummte, während Lucas sie entsetzt anstarrte. „Jetzt bist du zu weit gegangen!“, schimpfte er. „Bevor du dich nicht bei Evan entschuldigt hast, brauchst du bei mir nicht mehr anzukommen. Ich gehe jetzt, viel Spaß noch!“ Wütend stampfte er davon. Ich versetzte Evan einen Stoß, um ihm zu verstehen zu geben, dass er ihm nachgehen sollte. Vielleicht war das seine Chance, Lucas wieder näherzukommen. Eigentlich hatte ich angenommen, dass Eliza glücklich in der Beziehung mit Lucas wäre, doch ich hatte mich wohl in ihr geirrt und zu sehr gehofft, wenigstens etwas der alten Eliza in dieser Version wiederzufinden. Doch nicht einmal ihre aufrichtige Liebe zu Lucas schien ihr geblieben zu sein. Eigentlich war es sogar falsch, von der alten Eliza zu sprechen, denn im Grunde war meine Schwester nie anders gewesen. Seitdem ich sie kannte, spielte sie mit den Gefühlen von Menschen wie mit Spielbällen. Erst im letzten Jahr hatte sie begonnen, sich zu verändern und war zu einem liebenswerten Menschen geworden. Der Tod von Liams Schwester hatte sie dazu gebracht, sich und ihr bisheriges Leben zu überdenken.
Sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung und ging auf die Tanzfläche, wo sie sicher nicht lange alleine sein würde.
„Läuft das so nicht jedes Mal?“, wandte sich Dairine an mich. „Lucas kann einem echt leidtun!“
„Er hat sich seine Freundin selbst ausgesucht“, murmelte ich und suchte die Theke erneut nach Liam ab. Er stand immer noch da und ließ die Eiswürfel in seinem Glas tanzen.
„Ich kann immer noch nicht verstehen, warum er sich nicht in dich verliebt hat. Ihr beide würdet wirklich toll zusammenpassen. Im Gegensatz zu Eliza würdest du ihn wenigstens bei seinen Abschlussprüfungen unterstützen.“ Scheinbar war es auch in dieser Realität kein Geheimnis, dass ich Lucas lange Zeit für den tollsten Jungen der Welt gehalten hatte.
Dairine räusperte sich verlegen. „Nicht, dass Evan und du nicht auch ein tolles Paar wärt. Das war euer erster gemeinsamer Clubbesuch als Paar, oder?“
Ich nickte gedankenverloren und wog das Für und Wider ab, zu Liam zu gehen und ihn anzusprechen.
„Eliza hat es mal wieder vermasselt“, schimpfte Dairine aufgebracht, bis sie feststellte, dass sie sich mehr darüber zu ärgern schien als ich, deren Blick nur noch an ihrem Lehrer klebte. Sie hob die rechte Augenbraue. „Ziehst du gerade unseren Lehrer mit deinen Augen aus?“
Ich spürte, wie