Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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er den noch immer völlig faszinierten Ordulf über den Hügel. Nun war es Ceretic, der erschrocken inne hielt. Am Fuße des Hügels lagen verbrannte Trümmer, nur vereinzelte Häuser zeigten die Spuren notdürftiger Reparaturen, während die grauen Ruinen des Kastells stumm und ungerührt wie ehedem auf das so grausam veränderte Dorf blickten. Menschen und Vieh konnte Ceretic nirgends entdecken. Regulbium war nicht mehr.

      „Um Himmels Willen, wir kommen zu spät!“, jammerte er und rannte den Hügel hinab.

      Erst im Dorf schlossen Ordulf und Gerolf wieder zu ihm auf. Ceretic blickte hilflos zwischen den Trümmern einher, doch niemand zeigte sich.

      „Vielleicht haben sie sich in den Wald geflüchtet“, murmelte er wenig überzeugt.

      „Hier ist jedenfalls niemand mehr“, stellte Gerolf sachlich fest.

      „Die Spuren der Verwüstung sind nicht frisch“, bemerkte Ordulf. „Die Brände sind sicherlich schon einen Monat alt.“

      Ceretic folgte Ordulfs ausgestreckter Hand. Über einige verkohlte Balken am Boden war bereits dichtes Unkraut gewuchert. Der Sachse hatte recht. Aber was sollten sie tun? Er gab sich einen Ruck. Sein Jammern würde niemandem helfen.

      „Ihr beiden wartet hier. Ich gehe hinauf zum Waldrand. Vielleicht haben sich einige der Menschen dort versteckt“, entschied er.

      Während es sich die Sachsen ungerührt im Schatten einiger verkohlter Ruinen bequem machten, stapfte er mit bebendem Herzen zum nahen Waldrand hinauf. Er musste nicht lange suchen. Man hatte ihre Ankunft beobachtet und kaum war er in das lichte Grün eingedrungen, da traf er auf einen alten Bekannten.

      „Tallanus!“, rief Ceretic erfreut und schloss den kleinen Diakon in die Arme.

      „Wie froh ich bin dich zu sehen!“ Vor Rührung wurden die Augen des Klerikers feucht. „Ich habe jeden Tag zum Herrn gebetet, dass er dich auf deiner Reise zu den Barbaren beschützen möge.“

      „Das hat er auch getan“, entgegnete Ceretic ernst. „Aber was ist hier geschehen?“

      „Die Pikten“, seufzte Tallanus. „Sie haben uns überrascht, schnell wie hungrige Wölfe kamen sie in ihren kleinen Booten. Bevor wir Hilfe rufen konnten, waren sie schon wieder verschwunden. Und nun haben wir gehört, dass die Sachsen, der Herr möge sie strafen …“ Hier unterbrach er sich. „Oder vielleicht auch nicht? Sag mir, hast du etwa Erfolg gehabt? Ist ein Wunder geschehen, um unsere Bedrängnis zu wenden?“ Bei den Worten leuchteten seine vorher matten Augen hoffnungsvoll auf.

      Ceretic reckte stolz die Brust. „Ich war erfolgreich“, bestätigte er. „Drei Schiffe mit hundertfünfzig Hünen sind in Ruohim an Land gegangen und warten darauf, Vortigerns Befehle zu erfüllen. Und die beiden Männer da unten sind nicht etwa die beiden Fischer, die mich begleitet hatten.“ Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, und Tallanus schaute halb furchtsam, halb neugierig zwischen den Zweigen hindurch.

      „Das sind doch nicht etwa …“, er schluckte. Viele Britannier glaubten, dass schon das Aussprechen des Wortes „Sachsen“ Unglück über sie brächte.

      „Ja, wirkliche und echte Sachsen“, prahlte Ceretic.

      „Timeo Danaos et dona ferentes“, murmelte Tallanus und bekreuzigte sich. Ceretic sah ihn fragend an, doch der kleine Mann zuckte die Schultern. „Nur so ein alter Spruch. Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen …“

      Nun schüttelte Ceretic den Kopf. „Du mit deinem römischen Unsinn. Der eine ist sogar so etwas wie ein Freund von mir, aber das ist eine lange Geschichte und wir müssen so rasch wie möglich nach Durovernum. Kannst du uns Pferde besorgen?“

      Durovernum, Juni 441

      Ordulf

      Auf den kleinen zottigen Pferdchen, die der ebenso kleine Mann, der sie nun begleitete, besorgt hatte, ritten sie einen steinernen Weg entlang. Schon seit über einer Stunde zog er sich schnurgerade über das Land.

      „Die alte Römerstraße“, hatte Ceretic behauptet. Aber wie konnten diese Römer den Erdboden selbst verändern? Um die Straße herum war das Land hügelig wie die Geest, aber fruchtbar wie die Marsch. Zu ihrer Rechten zog sich ein Flusslauf im Tal entlang und an sumpfigen Stellen wuchsen Erlen und Birken. Bald wurde der Weg noch breiter und zu beiden Seiten erhoben sich merkwürdig behauene Steine und Erdhügel.

      „Was ist denn das?“, wunderte sich Ordulf.

      „Die Gräber der alten Römer und einige britannische noch dazu“, erklärte Ceretic und deutete auf einen besonders stattlichen Erdhügel. „Die Menschen meiden heutzutage diese Orte. Vor allem nachts.“ Er zuckte mit den Schultern, doch Ordulf schauerte. Was die seltsamen behauenen Steine wohl für Zauberkräfte und Bannflüche bargen?

      „Warum sollte man vor den Hügeln denn Angst haben?“, fragte er gedehnt.

      „Manche Leute erzählen, des Morgens in der Früh fänden sich die Spuren von Gelagen und Wein unter den Steinen, andere dagegen sind der Meinung, es handle sich um Blut.“

      „Aber tags können wir hier gefahrlos entlangreiten?“, vergewisserte Ordulf sich und blickte furchtsam über seine Schulter zu dem großen Grabhügel zurück.

      Ceretic sah ihn mit einem Augenzwinkern an. „Wie das für euch Heiden ist, weiß ich nicht so genau. Für Christen ist es jedenfalls ungefährlich“, behauptete er. „Aber wir haben ja einen Gottesmann bei uns“, fügte er noch in beschwichtigendem Tonfall hinzu und nickte zu dem kleinen Britannier in der dunklen Kutte.

      Seine Antwort beruhigte Ordulf nicht besonders. Sein Blick blieb misstrauisch an einem Grabmonument hängen, welches einen gerüsteten Krieger darstellte. Andere Steine waren mit einem Kreuzsymbol verziert und Ordulf griff unwillkürlich nach dem kleinen Bronzekreuz um seinen Hals. Auch der kleine Mann, den Ceretic als Gottesmann bezeichnet hatte, trug so etwas. Welchen geheimen Zauber mochte dieses Zeichen bewirken? Bisher hatten Ceretic und sein Kreuz ihm Glück gebracht. Dennoch war Ordulf froh, als einzelne Häuser die Nekropole ablösten.

      Es waren meist kleine Handwerksbetriebe, die ihre Waren, Töpfergut, Bronzewaren und vieles mehr, an der Straße feilboten. Plötzlich bemerkte Ordulf eine gewaltige graue Wand vor sich. Viel höher noch als die Ruinen in Regulbium. Fast verschlug es ihm den Atem. Die Welt schien hier zu enden.

      „Liegen dort etwa auch Römer begraben?“, fragte er mit belegter Stimme.

      „Nein, das ist die Stadtmauer von Durovernum. Wir kommen ans Ziel unserer Reise.“

      Der Verkehr auf der Straße wurde dichter. Wenn sie bisher nur einzelnen Menschen begegnet waren, so kamen nun Karren dazu, die holpernd von Ochsen über die Steinplatten des Weges gezogen wurden. Ordulf beobachtete, wie die Wagenräder an Anstiegen tiefe Rinnen in den Stein der Straße gegraben hatten.

      Doch nicht nur Ordulf staunte. Auch die Sachsen selbst erweckten einige Aufmerksamkeit. Ihre fremdländische Kleidung wurde misstrauisch beäugt und Ceretic musste ihnen mit lautem Rufen Platz verschaffen. Schließlich erreichten sie den Punkt, an dem die Straße auf die Mauer traf. Ordulf hatte sich schon seit einer Weile gefragt, was dort geschehen würde, aber von Nahem erkannte er, dass die Straße mitten durch eine bogenförmige Öffnung in der Mauer führte. Und genau dort – Ordulf erkannte sofort, dass dies der ideale Ort für einen Hinterhalt wäre – wurden sie von drei bewaffneten Britanniern angehalten. Ordulf griff erschrocken zum

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