Was wird morgen sein?. Herr Thönder

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Was wird morgen sein? - Herr Thönder

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wie es seine Großmutter getan hatte. Die meisten verdrängten den Tod, bis er da war.

      Er schwor sich, das Thema öffentlicher zu machen. Darum zu kämpfen, dass die Menschen sich mit ihrem eigenen Tod auseinandersetzten, damit sie am Ende die Beerdigung erhielten, die sie sich wirklich wünschten – und die zu ihnen passte. Deshalb wurde er Bestatter.

      Und weil keine Tränen flossen.

      Er fühlte, dass er seine Emotionen so gut unter Kontrolle hatte, dass er diesen Beruf würde ausüben können. Er würde für andere stark sein können. Er würde Halt geben, wo die Menschen ihn verloren. Er würde ihnen die Kraft geben, ihre Wünsche dursetzen zu können. Er würde der Fels in der Brandung sein.

      Denn bei ihm flossen keine Tränen.

      Schon lange nicht. Nicht mehr.

      Heute wusste er: Er hatte geweint. Das war viel früher.

      Wenn er heute aus dem Schlaf hochschreckte, wusste er, dass er als Kind geweint hatte. Nur wusste er nicht, wann genau es aufgehört hatte.

      Er wusste nur noch, dass er in seiner späteren Kindheit und Jugend nicht geweint hat. Nicht, wenn er mit dem Fahrrad gestürzt war. Nicht, wenn er schlechte Noten nach Hause brachte. Nicht, wenn er sich beim Schnitzen geschnitten hat.

      Es flossen keine Tränen.

      Doch mit dem Tod seiner Großmutter hatten die Träume begonnen. Dort sah er seine Tränen. Sie kamen nachts. Es waren viele. Viele Tränen in einem Traum. In diesem Traum kamen die Tränen.

      Sie kamen, wenn sich die Kinderzimmertür wieder schloss. Wenn sein Vater ins Elternschlafzimmer zurück ging.

      Wenn die körperlichen Schmerzen anfingen. Wenn er Mühe hatte, sich einzureden, dass alles in Ordnung ist. Wenn er spürte, dass es real war.

      Meistens hatte es nicht lange gedauert. Sein Vater kam zu ihm, wenn er schon fast eingeschlafen war. Er drängte sich in sein viel zu kleines Bett. Deshalb war er sehr nah. Er streichelte ihn, gleichzeitig beleidigte er ihn. Sein Vater tat ihm weh.

      Es war verwirrend.

      Aber es war sein Vater. Sein Vater, der ihn liebte.

      Also war das Liebe.

      Kein Grund zu zweifeln. Kein Grund für Tränen.

      Wenn er weinte, blieb sein Vater länger. Tränen waren nichts Gutes. Deshalb schimpfte sein Vater. Er zischte ihm Flüche ins Ohr, bis die Tränen versiegten. Er drückte seinen Kopf ins Kissen, bis das Schluchzen aufhörte. Er ging erst, wenn er nicht mehr weinte. Geht doch. Dann weinte er nachher noch mehr. Allein. Leise. Verkrampft. Ängstlich.

      Deshalb gewöhnte er sich das Weinen ab. Es wurde seine Strategie. Keine Tränen.

      Sonst hätte er das nicht ausgehalten.

      Das gleiche galt für die Todesfälle, den Tod seiner Eltern und den Tod seiner Großmutter. Hätte er geweint, hätte er die Gefühle zugelassen. Dann hätte er es nicht ausgehalten.

      Trotzdem war er zusammengebrochen. Drei Wochen nach dem Tod seiner Großmutter, ein paar Tage nach der Beerdigung lag er plötzlich im Krankenhaus und er wusste nicht, warum.

      Er erfuhr, dass ein Kollege den Rettungswagen gerufen hatte. Sie hatten eine Besprechung von Bestattern aus der Region gehabt, da war er zusammengebrochen.

      Krampfanfall war die erste Diagnose.

      Danach wurde er untersucht. Gestern war das letzte MRT.

      Da ist etwas.

      Es wurden weitere Untersuchungen gemacht. Biopsien, genauere MRTs.

      Die Ergebnisse stehen noch aus. Er würde sie morgen erfahren.

      Ob er morgen seine Tränen wiederfinden würde? Oder würden sie wieder nicht fließen?

      Bisher hatte er noch nicht geweint.

      Aber wer weiß schon, was morgen ist.

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