Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian. Florian C. Booktian
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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian страница 3
„Das weiß ich noch nicht. Ist das nicht spannend? Aber es wird nicht lange dauern. Ich habe mir gerade ein neues Buch gekauft und ich kann es gar nicht mehr abwarten, es aufzuschlagen. Vielleicht müssen Sie sich unterordnen. Sehr wahrscheinlich sogar. Sagen Sie, Vanessa, haben Sie Angst vor dem Tod?“
„Ja“, wimmerte die Frau auf der Rückbank. „Aber ich war ihm schon näher, als Sie sich vorstellen können.“
„Tatsächlich? Na dann ist es ja, als würde man zwei alte Freunde wieder zusammenführen. Das Schlimmste am Tod ist die Ungewissheit. Das ist sie wirklich, die Ungewissheit“, wiederholte Sonia und startete den Wagen.
„Wer sind Sie?“
„Ich? Ich bin niemand. Aber du, Vanessa, du bist ein Geschenk. Und ich werde meinen Spaß mit dir haben. Oh ja, das werde ich.“
Keine Antwort. Ein Schluchzen. Vanessa hämmerte gegen die Fensterscheibe, doch die hielt stand, als wären es Gitterstäbe.
Sonia Kealy fuhr davon und mit ihr Vanessa.
Zwei Stunden später war deren pinker Hosenanzug rot getränkt.
1
Einige Zeit später
Percy starrte Milten an. Der saß am Steuer seines heruntergekommenen 1973 Ford Galaxie 500 und hatte in der letzten halben Stunde kein einziges Wort gesagt. Milten war seit Wochen in einer schlechten Laune versunken. Und ganz egal, wie sehr sich Percy auch anstrengte, sein Freund wollte einfach nicht daraus auftauchen. „Sei nicht zu hart mit dir selbst“, fuhr Percy fort. „Sechs Monate sind vergangen, seitdem du offiziell deine Dienstmarke erhalten hast. Inzwischen bist du mehr Detective, als ich es bin. Oder? Lass uns mal aufzählen“, das Erdmännchen begann an einer Hand abzuzählen. „Du schläfst auf meiner Couch, hast aufgehört dich zu rasieren, du bist erfolgreich geschieden und deine Ex will nichts von dir wissen. Ach und heute Morgen habe ich dich erwischt, wie du dir im Bad den Mund mit, ich glaube es war Gunex, ausgespült hast. Damit putze ich normalerweise meinen Revolver.“
Percy sah Milten eine Zeit lang an. Der Erfinder und frisch gemachte Detective behielt seinen Blick auf der Straße. Percy war besorgt, Milten hatte in den letzten Monaten gelitten. Auch wenn er nie wirklich viel Körpermasse besaß, hatte er mindestens die Hälfte davon verloren. Von seinem Gesicht hing ein Vollbart, der als Dreitagebart angefangen hatte und jetzt noch immer wucherte wie Unkraut. Miltens Kleidung zeigte massive Abnutzungen. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal mehr, wie lange er schon in derselben Weste mit Cordhose steckte.
Milten schaltete einen Gang herunter und lenkte den Wagen links in eine Straße.
„Ich meine, was ist mit dir? Wir reden kaum noch. Wenn wir nicht arbeiten, verbringst du den ganzen Tag vor der Glotze und siehst zu, wie die Löcher in deinen Socken größer werden. Rede mit mir, Großer! Du machst mir langsam Angst.“
„Es besteht kein Grund zur Sorge“, nuschelte Milten unter seinem Bart hervor.
Percy warf die Vorderpfoten in die Luft. „Halleluja. Er kann noch reden. Milten, ein bisschen Melancholie ist in Ordnung, du weißt, dass ich selbst nicht das fröhlichste Erdmännchen auf diesem zwangsgepaarten Planeten bin“, Percy zeigte auf sich. „Aber wenn ich mir Sorgen machen muss, ob ich mich im Alltag auf dich verlassen kann, dann ... dann ...“
Der Ford Galaxie 500 rollte eine beleuchtete Straße hinunter. Die Lichtkegel der Straßenlaternen wanderten über Miltens Gesicht. Für einen kurzen Moment war sein Gesicht dann gut zu sehen. „Es besteht kein Grund zur Sorge“, wiederholte Milten im gleichen ausdruckslosen Tonfall.
Percy schnallte sich los und rutschte auf seinem Sitz herum. „Milten?“
Sein Partner starrte weiter ausdruckslos nach vorne, während das Licht über sein Gesicht hinwegstrich.
„Milten, schau mich an!“
Milten lenkte den Wagen weiter geradeaus, drehte den Kopf und blickte Percy für eine unnatürlich lange Zeit in die Augen, ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Percy hatte sogar das Gefühl, er würde beschleunigen.
Das Erdmännchen holte aus und verpasste Milten eine saftige Ohrfeige.
„Du riechst wie eine Mülltonne! Schlimmer noch, du siehst aus wie ein Hippie, der nicht weiß, wogegen er sich auflehnen soll, also hat er, du, dich selbst zur Demonstration erklärt. Du protestierst gegen dein eigenes Ich! Und wenn sich deine Haltung zumindest mir gegenüber nicht bald bessert, such ich mir jemand anderen als Partner.“
Milten parkte den Wagen, verschränkte die Hände über dem Lenkrad und legte seinen Kopf auf die Finger.
„Was jetzt?“, fragte Percy. „Demonstration vorbei? Hast du aufgegeben?“
Percy wartete auf eine Antwort, aber Milten hing einfach nur da wie eine falsche Bestellung, die niemand haben wollte.
„Wir fahren hier nicht nur zum Spaß in der Gegend herum, Herr Milten Greenbutton. Wir haben einen Durchsuchungsbefehl und drei Haftbefehle, denen wir nachgehen müssen. Reiß dich zusammen verdammt.“
„Ich weiß“, sagte Milten und seufzte. „Ich weiß ...“
„Aber?“
„Es ist nur ... wofür das Ganze?“
Er sah Percy mit rot unterlaufenen Augen an. Die Augen einer Person, die ein klein wenig aufgegeben hatte. Nicht ganz, aber genug, um sich selber ernsthaft zu schaden.
„Oh Mann“, sagte Percy und rutschte auf dem Sitz so weit nach hinten, wie es nur irgendwie ging. „Dir gehen Dinge durch den Kopf, die du besser vergessen solltest. Hör zu, reiß dich zusammen, wir ziehen das jetzt noch durch und dann setzen wir uns hin und sprechen uns aus, o. k.?“
Milten nickte, kaum merklich und langsam, aber er nickte.
„Gut“, sagte Percy, „vergiss nicht, du bist mein Freund und ich ...“ Percy gestikulierte ein Herz, damit er ein bestimmtes Wort nicht aussprechen musste. „Ich hab dich ...“, sagte er und zeigte mit dem Herzchen auf Milten, „dich. Verstehst du?“
Milten nickte. Diesmal lächelte er sogar ein klein wenig.
Percy seufzte erleichtert. „Ich habs dir gesagt, gleich am ersten Tag hab ich's dir gesagt, diese Braut, Melody? Deine traute Exfrau?“, Percy lehnte sich vor und machte große Augen. „Die war krank im Kopf.“ Percy nickte auf und ab, als wollte er sich selbst recht geben.
„Sie war eben was Besonderes.“
„Besonderes? Milten, was Melody war, ist sonderbar. Wer geht eine Beziehung ein und schlägt gleich am Anfang Polygamie vor?“
„Ich fand das gar nicht so merkwürdig.“
„Ach wirklich? Es ist nichts komisch daran, als verheirateter Mann sein Bett mit anderen Typen zu teilen?“
„Na ja ...“
„Nix na ja. Willst du mir ehrlich sagen, dass dir das nie zu denken gegeben hat?“
„Vielleicht