Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian. Florian C. Booktian
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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian страница 7
„Was jedem zu spät bewusst wird, ist, dass das eigentlich Schöne das Verlangen ist, nicht die Befriedigung des Verlangens. Verstehst du, was ich meine?“
„Nicht wirklich.“
„O. k., pass auf. Sagen wir, du willst unbedingt deine Exfrau zurück, richtig?“
„Richtig!“
„Und genau darin liegt das Problem. Tief in deinem Inneren weißt du, dass es einen Grund gibt, warum ihr euch getrennt habt. Auf irgendeiner Ebene seid ihr nicht miteinander kompatibel. Und deshalb seid ihr nicht mehr zusammen. Wenn du sie wiederbekommst, wirst du, oder sie, irgendwann unglücklich und alles geht wieder erneut in die Brüche. Du verlierst also Zeit deines Lebens, in der du nach deinem eigentlichen Glück suchen könntest.“
Miltens Blick zeigte Einsicht.
„Glaub mir, Milten, überleg dir im Leben gut, was du willst. Zu viele wollen Geld und haben keine Ahnung, was sie damit eigentlich kaufen wollen. Andere suchen nach der perfekten Liebe, brauchen aber lediglich etwas Gesellschaft. Der ein oder andere wäre mit einem Hund oder einer Katze gut bedient. Körperliche Verlangen sind ... einfach zu stillen. Die wenigsten wissen, worin ihr Glück eigentlich besteht. Deshalb wissen sie gar nicht, wonach sie überhaupt suchen.“
Milten starrte auf den Boden. Percy erkannte, dass er zwar einiges erklärt, ihn dabei aber kein bisschen aufgemuntert hatte. „Was hältst du davon: Wir verhören jetzt die zwei, die du nicht erschossen hast, anschließend holen wir uns einen Burger?“
„Du bist gemein“, sagte Milten und lächelte.
„Na komm“, sagte Percy und winkte ihn zu sich. „Wir können uns die Hamburger auch gleich besorgen. Immerhin haben wir beide nichts zu Abend gegessen.“
„Was glaubst du, was hinter dem Diebstahl steckt?“
„Das Gleiche wie immer. Verzweiflung, Geldsorgen, Aussichtslosigkeit.“
2
Percy betrat den Verhörraum. Milten schloss die Tür hinter sich. Der Raum hatte schon alles gehört, was es an Grausamkeiten und Verbrechen gab. Und die abblätternde Farbe an den Wänden machte jedem klar, dass es hier nicht darum ging, Gemütlichkeit zu verbreiten. Hier wurde geredet. Was gesagt wurde, konnte Leben verändern. Der Verhörraum war die Zwischenstation jedes Kriminellen. Und wer nicht gesprächsbereit war, landete oftmals an einem Ort, der noch um einiges grässlicher war.
Milten setzte sich gegenüber einem Mann, den sie nach eigener Aussage (und seinen Papieren) als Earl Gros identifiziert hatten. Er zog das Notizbuch aus dem Halfter um seinen Gürtel, breitete es vor sich aus und zückte den Bleistift hinter seinem Ohr. Percy lehnte hinten in der Ecke und kaute an einem Schokoriegel.
„Earl, woher wusstet ihr, dass die Bücher in dem Bürogebäude gelagert wurden?“
„Wir haben geraten.“
„Geraten?“, sagte Milten mit gespielter Verwunderung. „Bravo, Earl, da habt ihr wahrlich hervorragend geraten. Sag mir, wenn du raten müsstest, was passiert, wenn du mir weiterhin auf die freche Art kommst. Würdest du raten, dass mein Partner dich hier auf seine freche Art um Antworten bittet, oder glaubst du, dass wir dich einfach gehen lassen? Earl, was meinst du? Rate doch mal.“
Earl schaute zu Percy. Der hatte seinen Schokoriegel aufgegessen und machte auf dem Boden Liegestütze. „Was macht der da?“
„Ich hab keine Ahnung, Earl, was glaubst du, was er macht?“
„Was habe ich davon, wenn ich unsere Quelle verrate?“
„Das weiß ich nicht, Earl. Aber ich sehe so einiges, das du verlieren könntest, wenn du uns Informationen vorenthältst. Deine Freiheit zum Beispiel, aber lange davor, hier und heute wäre da noch deine Gesundheit. Und, Earl, was bleibt uns schon noch, wenn die Gesundheit nicht mehr stimmt, hab ich nicht recht?“
Detective Percy war wieder auf den Beinen und boxte jetzt in die Luft. Er versetzte seinem Gegenüber zuerst ein paar harte Schläge in die linke Niere, tippelte zurück und wich einem Schlag aus. Dann begann, er im Dauerfeuer seiner Fäuste die Magengegend seines luftigen Gegners zu bearbeiten. Earl starrte wie gebannt auf das kämpfende Erdmännchen. Er war gerade mal 1,20 m groß, aber zuschlagen konnte er ordentlich. Kräftig war er auch. Es war mitten in der Nacht, wenn die beiden Detectives auf ihn losgehen würden, konnte kein anderer Bulle die zwei zurückhalten. Welche Option hatte er schon noch?
„Sein Name ist Eddie, Eddie, die Plastikschnauze. Er betreibt eine Pfandleihe in der Innenstadt.“
„Sehr gut, Earl, danke dir. Damit sind wir hier auch schon fertig.“ Milten notierte den Namen in sein Notizbuch und schlug es zu.
„Kann ich jetzt gehen?“
„Gehen? Wohin denn?“, fragte Milten mit gespielter Überraschung.
„Nach Hause?“
„Earl, davon war nie die Rede. Du kommst wie jeder andere vor den Richter und der entscheidet, was mit dir passiert.“
Darauf wusste Earl nichts zu sagen. Die Taktik hatte ihn überrumpelt. Milten und Percy verließen den Raum. Draußen klopfte der Erfinder seinem Partner auf die Schulter.
„Gut gemacht, Percy.“
„Wie bitte?“, sagte das Erdmännchen verdattert.
„Dein kleiner Schattenboxkampf da drin hat ihn mächtig verunsichert.“
„Schattenboxkampf? Tut mir leid, ich hab dir gar nicht richtig zugehört.“
„Du hast mir gar nicht zugehört?“
„Das mache ich doch nie. Du bist der Bessere von uns beiden, wenn es ums Verhör geht. Ich reagiere, wie sagt der Captain so schön, zu impulsiv auf die Verschwiegenheit des Verdächtigen. Was hast du rausbekommen?“
„Einen Namen, der Besitzer einer Pfandleihe. Er hat Earl gesteckt, dass die Bücher in dem Bürogebäude gelagert werden.“
„Wollen wir gleich vorbeischauen?“
„Natürlich, Typen wie der haben auch bei Nacht noch offen. Da wird das richtige Geschäft doch erst gemacht, wenn die Leute verzweifelt sind und die Langfinger den Tagesumsatz abholen. Und danach ist Schluss für heute. So langsam kommt ein Wunsch in mir auf. Und zwar diesen Bart loszuwerden und mich zu duschen.“
Percy blieb stehen. „Na endlich.“
Auf der Fahrt in die Innenstadt lief das Autoradio. Das Zentrum der Stadt war ein hartes Pflaster.
Bimbeldove konnte, was die Kriminalitätsrate anging, in Ringe eingeteilt werden. Je weiter man ins Innere vordrang, desto größer war die Gefahr, Opfer eines Verbrechens zu werden. Die Innenstadt? Hier stank sogar schon die Gemüse-Abteilung im Supermarkt nach Bier und Pisse. Aber wenn man es sich leisten konnte, in einem der äußeren Ringe zu leben, hatte man einen schönen Garten und ein nettes Haus nebst Nachbarn, die morgens freundlich grüßten.
Es wirkte, als hätte die Stadt ihre guten Seiten