Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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eine Weile, ehe sie um die Ecke der Halle in einen Hain gelangten. Bäume mit flachen Kronen krümmten sich über dem von zarten Gräsern bewachsenen Boden und überdachten Findlinge und Farne. Vogelgesang schallte von den Bäumen, von überall her regte sich Leben. Ein Eichhörnchen sprang zwischen den Ästen, ein Fuchs blieb in einiger Entfernung stehen, setzte sich nieder und beäugte die Gruppe aufmerksam.

      „Das ist wunderschön“, sagte Thea fasziniert.

      „Nicht wahr? Und die Tiere haben alle keine Angst“, bemerkte Tom.

      „Wahrscheinlich weil Thor nur Jagd auf Rehe und Wildschweine macht“, schmunzelte Juli. Sie deutete in eine unbestimmte Richtung. „Hier lang!“

      Sie liefen ein Stück in den Wald hinein, bis Juli vor einer Statue stehen blieb. Die gedrungene Gestalt reichte Thea gerade bis zur Hüfte. Sie stand in breiten Stiefeln da, und war mit Tunika und Rüstung bekleidet. Ein Vollbart legte sich über ihre Brust. Jeder Gesichtszug der steinernen Figur wirkte so echt, dass es Thea schwer ums Herz wurde.

      „Faszinierend, oder?“, hörte Thea Juli sagen.

      Thea nickte. „Bedauernswerte Zwerge. Sie sterben, sobald sie das Sonnenlicht erblicken. Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich ohne Sonne leben müsste.“

      „Er scheint unglaublich verliebt gewesen zu sein. Er hat so viel riskiert“, sagte Baba Jaga und berührte die Figur an der Schulter.

      „Vor allem aber rechnete er sich gute Chancen gegen Thor aus, wenn er darüber hinaus die Zeit vergaß“, merkte Tom an.

      „Wer würde Thor sowas auch zutrauen? Er ist zwar ein Hitzkopf, aber ich kenne ihn als sehr gerechtigkeitsliebend“, erwiderte Baba Jaga.

      „Eines Tages werdet ihr eigene Kinder haben und begreifen, dass man für sie alles tut“, mischte sich eine Stimme in ihr Gespräch. Alle drehten sich um. Über Theas Gesicht huschte ein Lächeln. Sif hatte sich ihnen lautlos genähert. Sie steckte in einem hellen Kleid. Zwei kostbare Fibeln über der Brust hielten das dunkelrote Überkleid. Ihr langes goldenes Haar lag offen um ihre Schultern und funkelte mit ihren Augen um die Wette.

      „Sif“, begrüßte Juli sie. „Waren wir zu laut? Wir wollten dich nicht stören.“

      Noch immer lächelte die Asin. „Ihr stört nicht.“ Sie bedachte die Statue mit einem wehmütigen Blick und seufzte. „Thor machte sich Vorwürfe wegen dem, was er Alwis antat. Aber er handelte so, wie es für unsere Tochter das Beste war. Es wäre Unrecht gewesen, ihm Thrud zu überlassen.“

      Tom runzelte die Stirn. „Haben sich Alwis und Thrud denn nicht geliebt? Ich dachte, Thor hätte nur etwas gegen ihre Verlobung gehabt.“

      Sif schüttelte den Kopf. „Nein. Über die Verlobung wurde im Thing entschieden. Alwis forderte Thrud dafür, dass er Asgard Waffen schmiedete. Die Mehrheit entschied, dass man sich auf den Handel einließ. Thrud war verzweifelt und Thor platzte vor Wut, als er von seiner Reise zurückkehrte. Er hätte solch einer Vereinbarung niemals zugestimmt.“

      „Ziemlich schlau von Thor, Alwis stattdessen in einen Wettstreit zu verwickeln und diesen bis zum Sonnenaufgang hinauszuzögern“, merkte Thea an.

      „So ist es. Aber was kümmert ihr euch um eine alte Steinstatue, während Hermodr zurück aus Niflheim gekommen ist?“

      Juli riss die Augen auf. „Was? Hermodr ist zurück?“

      Sif lächelte. „Er kam vor wenigen Minuten. Ich bin auf dem Weg zum Thingplatz. Kommt ihr mit? Ich denke, man wird euch dulden.“

      „Wir kommen sowas von mit!“, rief Juli. Sie rannte los, die anderen hinterher. Von einem schlechten Gewissen gepackt, da sie Sif einfach stehen ließen, warf Thea einen Blick zur Göttin zurück, die ihnen ohne Gram folgte. Juli nahm gleich zwei Stufen auf einmal. Hier und da stolperte sie gefährlich. Thea und Tom hatten Mühe, Schritt zu halten, nur Baba Jaga lief die Treppen leichtfüßig hinab.

      Eingehegt in einen Kreis aus Findlingen hockten die Asen im Schatten der Weltenesche zusammen. Wal-Freya saß neben Tyr, in gebührendem Abstand zu Frigg, die aufrecht und sehr würdevoll rechts von Odin Platz nahm. Fast alle hatten sich eingefunden, nur Heimdall fehlte noch, ebenso wie Saga und Ullr. Thrud saß ebenfalls im Kreis. Ihre blauen Augen leuchteten hell aus ihrem sonnengebräunten Gesicht. Sie sah aus, als wäre sie geradewegs von ihrem fliegenden Pferd gestiegen, doch Schild und Schwert fehlten. Anders als Wal-Freya trug sie eine Pluderhose. Ihr Kettenhemd blitzte unter einer blauen Tunika hervor. Thea suchte nach einer Ähnlichkeit zu Sif, aber Thrud kam eher nach ihrem Vater, rothaarig, stämmig und ein wenig mürrisch. Sif legte ihre Hände auf Baba Jagas Schulter, ging an Thea, Tom und Juli vorbei und nahm neben Thrud Platz.

      Frohgemut wollte sich Juli ihr anschließen, doch Thea packte sie rasch am Arm und hielt sie zurück. Thea ahnte, dass sie mit ihrer Anwesenheit in eine sehr alte Tradition der Asen eingriffen und fürchtete, gegen irgendein Gesetz zu verstoßen. Verunsichert suchte Thea Wal-Freyas Blick. Diese sprach zu ihr, noch ehe es Thea tat.

      „Gut gemacht, Thea! Wartet ab, bis ihr eingeladen werdet. Forseti wird euch sicher willkommen heißen, sobald alle da sind“, lobte sie.

      „Was ist?“, stutzte Juli.

      „Warte“, flüsterte Thea.

      Nach und nach füllten sich die Plätze. Ullr traf zuerst ein. Er war groß und von imposanter Erscheinung. Über seinen breiten Schultern lag ein schwerer Umhang, seine blonden Haare waren zum größten Teil unter einer Fellmütze versteckt. Ein gestutzter Vollbart schmückte sein Gesicht. Er nickte Thea, Juli, Tom und Baba Jaga zu und fand sich gleich neben Tyr ein. Kurz nach ihm erschien Saga, eine schlanke Frau mit langen, schwarzen Haaren. Sie setzte sich zu Sigyn, Lokis Frau. Es war das erste Mal, dass Thea Sigyn aus der Nähe sah. Sie bewunderte die Asen dafür, dass sie der Göttin trotz des Verrats, den ihr Mann begangen hatte, respektvoll begegneten und sie nicht verstießen. Offensichtlich waren die Asen gut in der Lage, Lokis Taten von denen seiner Frau zu unterscheiden. Dennoch glaubte Thea, Verunsicherung in Sigyns Blick zu erkennen. Anders als alle anderen saß sie weniger aufrecht in der Runde und strich sich immer wieder eine Strähne hinter das Ohr, die sich aus ihrer Stirn löste. Als Heimdall auftauchte, lachte er beherzt und klopfte erst Tom, dann Juli und Thea auf die Schulter. Baba Jaga nickte er respektvoll zu.

      „Natürlich treffe ich euch hier“, polterte er, betrat die Einhegung und nahm gezielt einen der freien Steine ein. Fünf Plätze blieben leer. Einer davon befand sich links neben Odin.

      Kaum saß Heimdall, erhob sich Forseti. Er war ein überaus hübscher Mann, wie Thea fand. Er wirkte unglaublich jung, allenfalls Mitte zwanzig. Sein blondes langes Haar war so hell, dass es beinahe weiß erschien, ein schmaler Bart deutete sich entlang der Kinnlinie und um seinen Mund an. Er trug eine Pluderhose und eine Tunika mit goldverzierten Borten. Kaum hatte er sich erhoben, fiel sein Blick auf die Gruppe außerhalb des Thingplatzes.

      „Wir haben Freunde anwesend, die, wie mir scheint, am Rat der Götter teilnehmen möchten. Wenn es keine Einwände gibt, würde ich sie zu uns bitten.“ Er wartete einen Augenblick. Da sich niemand äußerte, beschrieb er mit der Hand eine einladende Geste. Juli sprang in den Kreis und suchte sich einen freien Platz. Odin winkte Tom zu sich. Dieser nahm die Einladung dankend an und setzte sich neben den obersten der Götter.

      Baba Jaga folgte mit einem Lächeln und gesellte sich zu Sif, nur Thea blickte verhalten. Schließlich entschied sie sich für den Platz neben Sigyn. Die Göttin tat ihr leid und sicher würde sie Theas Geste begrüßen. Kaum hatte sie Platz genommen, ging ein

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