Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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hat. Ich denke, du kannst dich glücklich schätzen, Thea.“ Sie winkte Juli zu sich, die sich von Tom löste und erwartungsvoll neben der Wanin Aufstellung nahm. „Jetzt wollen wir mal sehen, wer auf dich zukommt.“

      Juli knetete ihre schweißnassen Hände und musterte die Pferde, die nun ebenso glotzten wie sie. Schließlich trat der Fuchs aus der Reihe, senkte den Kopf und schubste Juli spielerisch an. Juli beugte sich unter das Tier. „Junge oder Mädchen?“, fragte sie.

      „Das ist Fifill, eine Stute“, erklärte Thrud. „Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie sich Thea aussucht, aber Djarfur ist ihr wohl zuvorgekommen.“

      „Farblich hätte das sicher harmoniert“, stimmte Juli zu und strich dem Pferd liebvoll über das rote Fell. „Ich kann es kaum erwarten. Am liebsten würde ich gleich aufbrechen.“

      Tom lachte. „Das soll was heißen, wenn du dir sogar ein Festmahl entgehen lassen willst.“

      „Allerdings“, nickte Wal-Freya und winkte nun Tom zu sich. Sie schob ihn vor sich und ließ ihre Hände auf seinen Schultern ruhen, während sie auf die beiden verbleibenden Tiere schaute.

      „Für ein Walkürenpferd ist es ungewöhnlich, einen Mann zu tragen“, erklärte sie mit gedämpfter Stimme. „Sei nicht traurig, wenn sie sich weigern. Heimdall sagte, er würde dir im Notfall Gulltopp borgen.“

      „Das ist lieb“, antwortete Tom, der nun wie Juli zuvor nervös seine Hände rieb. Die beiden Pferde, ein braunes mit einer ungewöhnlich weißen Mähne und ein graues, sahen sich an und schnaubten unschlüssig.

      „Man könnte meinen, sie kommunizieren miteinander“, kommentierte Juli die Szene.

      „Das tun sie auch“, lächelte Brunhild.

      „Tatsächlich?“, staunte Juli.

      Wie von Wal-Freya vermutet, wollte sich keines der Pferde für Tom entscheiden. Als der Graue bereits einen Schritt zurücktrat, wieherte Djarfur. Der Braune hob den Blick in Richtung des Rappen und antwortete ihm scheinbar, denn er nickte schnaubend. Dann trat er auf Tom zu, der daraufhin strahlte, als wäre sein Geburtstag mit Weihnachten zusammengefallen. Zaghaft hob er die Hand und streichelte dem Pferd über die Nüstern.

      „Das ist Leiftri. Man könnte meinen, Djarfur habe ein gutes Wort für dich eingelegt“, raunte Thrud.

      Zum wiederholten Male wieherte Djarfur kichernd. Thea war sich ab diesem Moment sicher, dass sie keine gewöhnlichen Tiere vor sich hatten.

      „Verwöhnt die Guten heute Abend“, gab Wal-Freya letzte Anweisungen. „Morgen früh bringt sie gesattelt und gezäumt zurück.“

      „Nach dem Morgengrauen“, bestätigte Thrud. Sie nickte bestätigend und lief über die Terrasse, ohne ein Wort zu sagen, dennoch schlossen sich ihr alle Pferde an, auch Djarfur, der es sich nicht nehmen ließ, Thea ein letztes Mal anzustoßen und sich noch einmal nach ihr umzusehen, ehe er aus ihrem Blick verschwand.

      2. Kapitel

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      Nach dem Aufstehen verbrachte Wal-Freya viel Zeit damit, in einem Nebenraum der Halle ihre Sachen zusammenzupacken. Akribisch kontrollierte sie das auf einem stummen Diener hängende Kleid und füllte diverse Taschen mit Pulvern und Beutelchen. Tom und Juli waren von ihr in Begleitung von Brunhild nach Sessrumnir geschickt worden, wo sie neue Kleider bekommen sollten. Juli hatte nach der langen Abschiedsnacht in Gladsheim lauthals gegen das frühe Aufstehen protestiert, aber Wal-Freya war unerbittlich geblieben. So saß auch Thea völlig übermüdet im Sessel und beobachtete das Tun der Wanengöttin. Ebenso wie Juli, war Thea überrascht und verdutzt zugleich gewesen, als Wal-Freya sie zum Bleiben aufgefordert hatte. Sicher wollte die Wanin, dass Thea beim Ausrüsten der Kleider mit den Zaubermitteln zusah und lernte. Staunend stellte Thea fest, wie viele Taschen sich in dem Kleid der Göttin versteckten. Selbst in den oberen Teil eines Ärmels füllte Wal-Freya ein Täschchen mit Pulver. Als sie damit fertig war, zog sie eine enge Hose an, schlüpfte in das Kleid und schloss mit wenigen Handgriffen den goldenen Panzer um ihre Brust, gefolgt von Arm- und Beinschienen. Nachdem sie ihren Gürtel mit Schwert und Messer umgeschnallt hatte, wandte sie sich an Thea, die voller Bewunderung zusah, wie Wal-Freya mit jedem Rüstungsteil zu der imposanten Gestalt heranwuchs, die sie so sehr bewunderte.

      „Jetzt kümmern wir uns um deine Ausrüstung“, verkündete Wal-Freya feierlich.

      „Mein Wams hat, soweit ich weiß, keine Taschen“, erwiderte Thea lächelnd.

      Wal-Freya verschränkte die Arme vor der Brust. „Dein alter Flickenwams! Baba Jaga konnte die Spuren der Wolfsattacke zwar gut beseitigen, aber den musst du nun wirklich nicht mehr tragen. Außerdem brauchst du einen neuen Umhang. Niflheim ist kalt.“

      Thea zwinkerte. „Ich weiß.“

      „Natürlich tust du das. Dein Kettenhemd hast du ebenfalls beschädigt, deinen Helm verloren …“ Sie runzelte die Stirn. „Was hast du in Jötunheim eigentlich nicht kaputt gemacht?“

      Thea lachte. „Mein Schwert!“

      „In Hel befürchte ich das Schlimmste für Kyndill“, erwiderte Wal-Freya trocken.

      Thea lachte. Wal-Freya hatte versprochen, ihr eine gute Freundin zu sein. Obwohl sich eine Freundin wohl weniger oft wie eine Mutter aufspielte, stellte Thea immer wieder mit Freude fest, dass Wal-Freya ihr Versprechen problemlos einlöste. Thea fühlte sich wohl in der Nähe der Walküre, auch wenn sie ihre Familie jeden Tag vermisste. Die bevorstehende Reise entlockte ihr jedoch das erste Mal seit langer Zeit ein freudiges Gefühl. Sie war bereit, ihr Schicksal anzunehmen. Je schneller sie ihre Mission zum Ende brachte, desto schneller würde sie Mats und ihre Eltern wiedersehen. Die Gewissheit, dass sie mit ihren Taten nicht nur die Götter rettete, sondern auch ihrer Familie ein sorgenfreies Leben fernab von Ragnarök sicherte, ließ sie der Aufgabe mit Zuversicht entgegenblicken. Schmunzelnd winkte sie ab. „Wenn es selbst Mjölnir nicht schafft, Kyndill zu zerstören, wird es mir erst recht nicht gelingen.“

      „Allerdings, sonst hättest du es in Jötunheim sicher kaputt bekommen.“ Wal-Freya lachte beherzt und nahm Thea in den Arm. „Jetzt komm! Ich kann es kaum erwarten, dir deine Sachen zu zeigen. Ich bin so gespannt, was du dazu sagst.“

      Sie ergriff Theas Hand, führte sie hinaus in die Halle und von dort in einen weiteren Nebenraum. Thea betrat die große Kammer zum ersten Mal und wie alle Zimmer war auch dieses mit den goldenen Steinen errichtet worden, aus denen ganz Asgard bestand. Wal-Freya hatte es jedoch geschafft, dem Raum eine besondere Note zu geben und ihn zu einem Rückzugsort zu machen. Eine riesige Truhe befand sich auf der rechten Seite. Weit hinten, in der linken Ecke, stand ein großes Himmelbett mit hölzernen Streben, die einen dunkelblauen Stoff über seidenen Kissen und Decken hielten. Zwischen den beiden Fenstern an der Frontseite wuchs von irgendwoher eine Korkenzieherweide und spannte sich über die gesamte Decke. Fasziniert folgte Thea den Ausläufern mit den Augen, da berührte Wal-Freya sie an der Schulter und richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen Stummen Diener, der neben einem Sessel aufragte. Thea stand augenblicklich der Mund offen. Unter einem schwarzen Umhang, dessen Ränder mit goldenen Knotenmustern abgesetzt waren, leuchtete eine rote Tunika, auf deren Brust mit goldenem Faden das Symbol einer Frau gestickt war. Thea erkannte es wieder. Es zierte auch die Schnalle ihres Schwerttornisters – eine Frau in einem langen Gewand, die mit ausgestreckten Armen einen Becher in den Händen hielt.

      „Alles

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