Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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lachte leise.

      „Sicher. Denn du darfst danach auch an meinem Feuer sitzen“, erwiderte Wal-Freya. Herausfordernd zog sie eine Augenbraue hoch.

      Juli grinste diplomatisch. „Ich sage es nicht gerne, aber das scheint mir ein gerechter Deal zu sein.“

      „So sehe ich das auch.“ Gezielt steuerte Wal-Freya auf eine der Ruderbänke zu und zog die Kiste darunter heraus. Sorgfältig platzierte sie eine Feuerschale in der Mitte des Schiffes und stapelte einige Scheite Holz auf. Als sie damit fertig war, sah sie zu Thea hinüber, die das Handtuch zurück in der Satteltasche verstaute.

      „Komm her, Thea. Wenn du lernst, das magische Feuer zu beherrschen, schaffst du es vielleicht auch irgendwann bei Kyndill.“

      Juli sah von ihrer Arbeit auf. „Ich finde es keine gute Idee, das auf einem Schiff inmitten des Ozeans zu üben. Ich erinnere nur daran, wie viele Äpfel starben, bis sie diesen Bewegungszauber beherrscht hat.“

      „Du bist echt fies!“, erwiderte Thea und knuffte ihrer Freundin im Vorbeigehen auf den Arm.

      „Nur besorgt“, erwiderte Juli lachend.

      Wal-Freya hockte sich vor der Feuerschale nieder.

      Thea setzte sich zu ihr. „Kenaz?“, fragte sie.

      Wal-Freya nickte. „Ja, ich denke, du nimmst besser eine Rune zur Hilfe.“

      Thea benetzte ihren Finger mit Spucke und malte das Symbol auf ihre linke Hand. Wie sie es schon so oft bei Wal-Freya gesehen hatte, legte sie die Hand offen über die Holzscheite. „Brenne!“, befahl sie den Scheiten, doch nur ein schwaches Kribbeln lief ihr in die Fingerspitzen.

      „Konzentriere dich“, flüsterte Wal-Freya und nahm die andere Hand ihres Schützlings.

      Den Befehl wiederholend legte Thea ihre Aufmerksamkeit auf Rune und Scheite. Sie fühlte Energie in ihre Finger fahren und zuckte in einem aufkommenden Schmerz zurück. Überrascht löste sie sich aus Wal-Freyas Griff, ballte die Zauberhand auf der Brust und legte die freie Hand schützend darüber.

      In einer bedauernden Geste presste Wal-Freya die Lippen zusammen. „Feuerzauber schmerzt, aber sei beruhigt. Es bleiben keine Verletzungen zurück. Ohne brennbares Material ist es noch viel schlimmer.“ Sie legte beide Hände über die Schale. Konzentriert murmelte sie ein paar Worte, bis einige der Hölzer zu glühen begannen. Kurz darauf breitete sich das Feuer in der Schale aus und warf sein flackerndes Licht auf das Deck.

      3. Kapitel

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      Zwei Tage nach ihrem Aufbruch aus Asgard breitete sich die Dunkelheit auch bei Tag über dem Himmel aus. Mit aller Kraft reckten sich die Sonnenstrahlen über den Horizont, berührten das aufkommende Nordlicht und verabschiedeten sich in einem letzten Gruß von den Freunden. Mit zunehmender Finsternis fielen auch die Temperaturen und im Nebel ihres Atems bildeten sich kleine Eiskristalle auf den Härchen der Pferdemäuler. Selbst Hermodr und Tom blieben nicht davon verschont.

      So lange wie möglich reisten sie auf den Pferden. Nur zum Aufwärmen und Schlafen zogen sie sich auf Skidbladnir zurück.

      Trotz der eisigen Temperaturen und der bevorstehenden Aufgabe genoss Thea die Reise. Begleitet vom Nordlicht auf dem Rücken eines sprechenden Pferdes zu reiten war etwas Besonderes. Djarfurs Fell schien das Sternenlicht einzufangen und ließ es trotz des Zwielichts noch intensiver schimmern. Thea fühlte die sie überall durchströmende Magie. Auf ihrer ersten Reise nach Niflheim und letztlich in dem Moment, als ihr Odin verbot, zurück nach Midgard zu kehren, hatte sie geglaubt mit einer Strafe belegt worden zu sein. Doch dieser Eindruck war dem Gefühl von Dankbarkeit und Stolz gewichen. Juli hatte Recht. Ein Flammenschwert zu besitzen, mit Göttern zu reisen, Magie zu lernen und jetzt sogar die Begleitung eines sprechenden Pferdes zu genießen, das war etwas, von dem manche Menschen nicht einmal zu träumen wagten. Sie hatte lachen müssen, als ihr Djarfur gestand, dass er sie nur gewählt hatte, weil sie die Heldin in diesem besonderen Spiel sei und er das Pferd sein wollte, von dem einst Lieder und Sagen berichteten. Allmählich begriff sie jedoch, dass Djarfur Recht hatte. Sie würde helfen, Balder zu befreien. Sie würde eine der Personen sein, die Ragnarök zu einer Gruselgeschichte aus alten Tagen werden ließen. Sie war die Freundin der Liebesgöttin und der obersten der Walküren geworden, ihr vertrauten die Götter, die sie treu begleiteten und die ihr in so vielen kleinen und großen Momenten zeigten, dass sie bessere Freunde nie haben würde. Die Freude darüber vertrieb den Trennungsschmerz von ihren Eltern und ihrem Bruder. Sie würde sie bald wiedersehen und die Gewissheit darüber, dass sie dann alle ein unbeschwertes Leben führen würden, machte ihr die Trennung leichter.

      „Wir sind da!“, drang Hermodrs Stimme in die Stille.

      „Das ist wirklich sehr beeindruckend“, sagte Djarfur.

      Thea hob den Kopf. Eine gewaltige Platte aus Eis ragte aus dem dunklen Ozean auf. Von hier oben waren die Erhebungen in der Landschaft kaum zu erkennen. Nur die zerklüfteten Klippen entlang der Küste rissen Löcher in den weißen Teppich. Thea holte tief Luft. Abermals hatte sie Niflheim erreicht, eine Welt, die so weit entfernt von der Sonne lag, dass diese sie nie erreichte. Dennoch gelang es dem Schnee, die wenigen Strahlen der Sterne und des Mondes für sich zu nutzen, um nicht gänzlich in der Dunkelheit zu versinken.

      „Jetzt geht diese Stapferei im knietiefen Schnee wieder los“, keuchte Juli.

      Hermodr drehte sich im Sattel. „Der Eingang nach Hel liegt weit im Nordwesten Niflheims. Wenn wir dorthin laufen, brauchen wir Wochen.“

      Auch Wal-Freya wandte sich um. „Ein paar Walkürenpferde werden kein Aufsehen erregen. Wir reiten weiter.“

      „Und was ist mit denen dort unten? Deren Aufmerksamkeit haben wir bereits erregt“, meldete sich Tom zu Wort. Thea folgte seinem Fingerzeig. Tatsächlich waren undeutliche Bewegungen im Schnee auszumachen.

      „Das sind nur ein paar Tiere“, brummte Hermodr.

      Anscheinend war es den Walkürenpferden nicht möglich, ohne Bewegung in der Luft stehen zu bleiben, denn Wal-Freya lenkte Vala im Kreis, um das Geschehen näher unter die Lupe zu nehmen. Djarfur und die anderen passten sich Valas Schritt an und tanzten schließlich ebenso auf der Stelle, als die Walküre mit Vala verharrte.

      „Das sind nicht nur Tiere“, brummte sie und lenkte Vala in die Tiefe.

      Als Djarfur die Hufe auf dem Schnee aufsetzte, verstand Thea, von was Wal-Freya gesprochen hatte. Für einen Augenblick jagten ihr die von weißem Fell bedeckten Geschöpfe Angst ein. Doch es waren keine Schneedämonen, wie sie zuerst glaubte, sie erinnerten vielmehr an Affen. Spitz zulaufende Ohren standen zu beiden Seiten ihrer Köpfe ab, von denen das weiße Fell ebenso lang fiel, wie vom Rest ihrer Körper. Bärte, die mit den buschigen Augenbrauen der wulstigen Stirn verwachsen zu sein schienen, umrahmten ihre Gesichter und ließen nur den Blick auf ihre dunklen Augen, Wangen und Lippen frei. Auf den Rücken der Tiere saßen Menschen.

      „Die sehen ein bisschen aus wie Yetis“, raunte Juli.

      „Wir nennen sie Eis- oder Nifltrolle“, erwiderte Hermodr.

      Um die Brust der zweieinhalb Meter aufragenden Geschöpfe kreuzten sich Lederriemen, die zu einem Teil einer Sattelkonstruktion gehörten.

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