Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer страница 12
Wal-Freya lenkte Vala nahe an sie heran. Sie stellte keine Frage, dennoch nickte ihr einer der drei Reiter achtvoll zu und erklärte sich sofort.
„Sei gegrüßt, meine Göttin. Es ist mir eine Ehre. Ingvar schickt uns.“
„Ich verstehe nicht. Wie kann er wissen, dass wir hier sind?“, erwiderte die Wanin staunend.
Juli seufzte hörbar. „Wie immer sind wir überaus unauffällig gereist.“
Wal-Freya warf ihr einen bitteren Blick zu.
Der Mann legte die Faust auf die Brust und neigte leicht den Kopf, während er antwortete: „Seit einiger Zeit geht das Gerücht um, dass die Asen auf dem Weg nach Niflheim sind.“
Sowohl Wal-Freya, als auch Hermodr schnappten nach Luft. Das erste Mal, seit sich Thea erinnern konnte, wich der Walküre die Farbe aus dem Gesicht. Beide Götter wechselten Blicke.
„Wie ist das möglich?“, brummte Hermodr. „Wer erzählt das?“
Der Mann, die Faust noch immer aufs Herz gelegt, senkte nun den Blick in Richtung des Gottes, ehe er antwortete. „Wie du weißt, betreiben wir Handel in der Feste. Verschiedene Kaufmänner berichteten davon.“
Wal-Freyas Miene versteinerte. „Wenn das so ist, dann können wir unser Vorhaben unmöglich weiterverfolgen.“
„Ingvar schlägt vor, dass ihr ihm einen Besuch abstattet“, erwiderte der Mann rasch.
Hermodr schüttelte den Kopf. „Wir haben keine Zeit für Geschwätz, das sind zwei Tage mehr, in denen wir unseren Plan gefährden!“
„Oder davon ablenken“, knirschte Wal-Freya.
„Also ich hätte gegen ein warmes Bad und eine Nacht in weichen Kissen nichts einzuwenden“, erwiderte Juli.
Eindringlich sah Wal-Freya zu Hermodr. Thea war sich sicher, dass die Walküre ihm einen Gedanken schickte.
„Was ist?“, fragte Thea.
„Wir müssen herausfinden, was das für Gerüchte sind und woher sie stammen. Vor allem aber müssen wir genau überlegen, was wir jetzt tun. Ich verstehe nicht, wie es durchgesickert ist, dass wir auf dem Weg nach Hel sind. Es müsste schon einen Verräter in Asgard geben und das ist ausgeschlossen!“, antwortete Wal-Freya bereitwillig.
„Vielleicht wurde Hermodr gesehen, als er den verborgenen Zugang gesucht hat.“
„Das gilt es rauszufinden. Ich nehme an, dass Ingvar seine Männer nicht mit näheren Informationen gefüttert hat und wir sollten es auch nicht tun.“ Sie nickte dem Mann zu. „Wir nehmen Ingvars Einladung an. Er ist ein guter Freund. Mit unseren Pferden werden wir ihn aber schneller erreichen als ihr.“
„Selbstverständlich. Wir erwarten nicht, dass du wartest.“
Ohne die Männer eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm Wal-Freya die Zügel in die Hand und Vala galoppierte in den Nachthimmel davon. Alle folgten ihr, nur Djarfur blieb stehen.
„Was ist los? Warum läufst du nicht?“, fragte Thea ihn.
„Ich dachte, du sagst mir zur Abwechslung mal, was ich machen soll.“
„Du weißt doch, dass wir Wal-Freya folgen müssen.“
„Weiß ich das? Ich bin doch nur das Pferd!“
Thea öffnete empört den Mund und seufzte. „Würdest du Vala also bitte folgen?“
Djarfur kicherte. „Aber gern doch, Thea.“
Sie stoben in Richtung der Feste davon. Zwei Tage ritten sie nach Westen. Zwischendurch rasteten sie, gewärmt von Wal-Freyas magischem Feuer, aßen und legten sich für ein paar Stunden schlafen, bevor sie weiterreisten. Von der eisigen Kälte umschlossen, die auf dem Rücken der Pferde noch viel unangenehmer in ihre Kleider drang, forderte Juli zur häufigeren Rast, aber Wal-Freya und Hermodr blieben unnachgiebig. So ritten sie weiter, bis sie irgendwann die Umrisse eines Gebäudes ausmachten. Auf einer Anhöhe hoch über dem Land leuchteten Eiszinnen und Mauern hinter treibenden Schneeflocken. Thea erkannte den geschlungenen Bergpfad, welchen sie damals genommen hatten. Auf den Wehrgängen und Türmen entdeckte sie patrouillierende Soldaten. Thea erinnerte sich gut an ihren ersten Aufenthalt in Ingvars Feste. Ein Schauer überfiel sie, als sie an den Lampengeist und seine ausgesprochene Drohung dachte, dass sie sich eines Tages wiedersehen würden. Ob er noch immer sein Unwesen in Niflheim trieb?
Wal-Freya führte Vala über die Feste und ließ das Tier im zweiten Innenhof landen. Nebel waberte über den Platz und hüllte die Pferde bis zu den Knien ein. Tom ließ seinen Blick über die eisblauen Mauern schweifen und pfiff beeindruckt aus.
„Hattest du nicht erzählt, Ingvar sei ein Mensch? In dieser Feste könnten Riesen wohnen“, sagte er.
„Nun, sie ist ein wenig kleiner als Utgard-Lokis Feste“, meinte Juli.
„Um einiges“ bestätigte Wal-Freya. Sie schwang sich aus dem Sattel und tätschelte Vala sanft an der Schulter. Im gleichen Augenblick wurde das goldene Tor des Turms aufgestoßen und Ingvar stapfte mit erhobenen Armen heraus. Er trug ein Wams aus Fell, das von einem breiten Gürtel mit einer goldenen Schnalle zusammengehalten wurde. Darunter flatterte eine Hose aus blaugrün-kariertem Stoff. Sein blondes Haar war lang, ebenso sein Bart, der sich in der Kinnmitte in zwei filzige Strähnen teilte. Mit ihm wehte der Geruch von Herdfeuer und gebratenem Fleisch zu ihnen.
„Meine Freunde! Ich freue mich, euch wieder zu sehen!“
Ehe es sich Wal-Freya versah, erstickte Ingvar sie in einer Umarmung.
Überrumpelt streckte Wal-Freya die Arme zur Seite, erwiderte die Geste dann aber doch. „Wir uns auch, Ingvar. Wir uns auch.“ Sie löste sich mit sanftem Druck.
Ingvar lachte amüsiert und klopfte der Walküre hart auf die Schulter.
„Ein lustiger Mann. Er hat Glück, dass ihm Wal-Freya keinen Fausthieb verpasst.“ Djarfur wieherte amüsiert.
Weniger euphorisch verbeugte sich Ingvar vor Hermodr. „Es ist mir eine Ehre.“
„Mir ebenso, Ingvar“, antwortete Hermodr von seinem Pferd aus.
Der Wikinger wandte sich zu Tom und streckte ihm die Hand entgegen. „Und du bist Tom, nicht wahr?“
„Ja, aber woher …“ Zögernd schlug Tom ein.
„Nur weil ich im hintersten Teil der Welt lebe, bedeutet das nicht, dass mir die Ereignisse jenseits von Niflheim verborgen bleiben. Ihr erregt so einiges Aufsehen!“
„Nicht doch, Ingvar!“, erwiderte Juli spöttisch.
Schmunzelnd drehte er sich um. „Und stets in Theas Begleitung die treue Juli! Komm runter und lass dich umarmen!“