Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk
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„Verstanden, Ma´am“, kam die Bestätigung von Sergeant-Major Basari. „Ich gebe es an die Offiziere und die Jungs weiter.“
Mario Basari war groß, muskulös und stolz auf seine italienischen Wurzeln. Der grauhaarige Unteroffizier hatte schon mehrfach das Angebot abgelehnt, zum Offizier befördert zu werden. Er war beliebt und geachtet, denn auch wenn er seinen Troopern viel abverlangte, so blieb er doch bei aller Härte immer fair und war stets an der gefährlichsten Stelle zu finden. Joana hatte durchgesetzt, dass er ihrem Kommandostab zugeordnet wurde, denn ein Einsatz ohne ihn, war für sie kaum noch vorstellbar. Wenn Basari, wie er allgemein schlicht genannt wurde, von seinen „Jungs“ sprach, dann unterschlug er dabei die Tatsache, dass ein Drittel der Kampftruppe zum weiblichen Geschlecht gehörte. Keiner der männlichen oder weiblichen Soldaten nahm ihm das übel.
Major Joana Redfeather befehligte das erste Batallion der fünften Raumkavallerie, bestehend aus den Troops „A“, „B“ und „C“. Derzeit wurde sie allerdings nur von den siebenundsechzig Kavalleristen von Captain Jerome Kellys „C“-Troop begleitet. Sie konnte sich glücklich schätzen, wenigstens diese Einheit verfügbar zu haben, denn die Regimenter der Raumkavallerie hatten vielfältige Aufgaben. Sie dienten als Garnison auf Stützpunkten, als Bordkommandos auf Schiffen und als schnelle Eingreiftruppe an Krisenherden oder auf gefährlichen Welten. Die derzeitige Aufgabe des „C“-Troops, andere Sky-Troopers beim Training fortzubilden, wurde daher fast als Urlaub betrachtet.
Die Bugtriebwerke des APS-Kreuzers arbeiteten mit Vollschub, um die lichtschnelle Geschwindigkeit des Schiffes abzubremsen und seine Fahrt der näher kommenden Rigel-Basis anzugleichen. Auf dem holografischen Schirm waren die Symbole anderer Schiffe sichtbar. Viele gehörten nicht zum Militär. Ein großer Raumfrachter korrigierte gerade seinen Kurs, um den Anflugkorridor der D.S. Orion frei zu halten. Die Manöver von Militärschiffen hatten Vorrang. Seit den Überfällen der Piraten und dem drohenden Konflikt mit Norsun oder Negaruyen wurde dies allgemein akzeptiert.
„Zwei Dickschiffe vor Anker“, meldete Nav, „und acht APS. Zwei weitere APS zeigt der Scanner auf Systempatrouille.“
Tamara und Joana wussten, welche Schiffe auf der Sky-Base stationiert waren.
„Das sind die D.C.S. Clavijo und die D.C.S. Lepanto”, meinte Captain Jellenkova. „Eins der Trägerschlachtschiffe wird als Rettungsschiff ausgerüstet sein und jede Menge Einsatzmittel und Hilfsmaterial für Katastrophenfälle an Bord haben. Das andere wird wohl die volle Gefechtsausstattung haben. Zwölf Kreuzer vor Ort… Das bedeutet, acht sind außerhalb des Systems auf Patrouille im Sektor.“
„Neben diversen Langstrecken-Patrouillenbooten“, ergänzte Joana. „Mein Vater hat mir mitgeteilt, dass hier zwei Regimenter der Sky-Cav in Garnison liegen. Wird eine Menge Arbeit, die alle durch das Zusatztraining zu schleusen.“
„Upper Area Control Rigel an D.S. Orion: Sie sind im Endanflug auf Pylon Drei“, meldete die obere Raumüberwachung der Basis. „Sieht gut aus“, fügte der Kontrolloffizier weniger formell hinzu. „UAC übergibt an Sky-Command Rigel.“
„Bestätige Endanflug und Übergabe an Sky-Command“, antwortete Nav.
Das Schiff war der Basis nun so nahe, dass es nicht mehr in die Zuständigkeit der Raumüberwachung fiel. Nun wurde es vom Sky-Command übernommen, einer taktischen Überwachungszentrale, die es auf jedem Schiff und jeder Station der Streitkräfte gab.
„Ruder, bringen Sie uns rein“, befahl Jellenkova.
„Aye, Ma´am.“
Der Pilot hatte inzwischen die Fahrt des Kreuzers an die Basis angepasst. Durch die Frontscheiben der Brücke war der riesige Andockpylon mit bloßem Auge zu sehen und wurde merklich größer. Bei der Rigel-Basis ragte jeder dieser Ausleger gute eintausend Meter in den Raum hinaus. Ein solcher Pylon war fast zweihundert Meter breit und einhundert hoch. Er beinhaltete alle Einrichtungen, die zur Versorgung eines angedockten Schiffes erforderlich waren. Sein Inneres war mit atembarer Atmosphäre gefüllt. Flexible Faltbälge erfüllten die Funktion einer Luftschleuse und konnten jedem bekannten Schiffstyp angepasst werden.
Die Orion steuerte den rechten Liegeplatz des dritten Pylons an. An der linken Seite ankerte eines der Trägerschlachtschiffe. Mit seinen fünf Kilometern Länge, einer Breite von anderthalb und einer Höhe von über einem Kilometer, war das Schiff wesentlich größer als der Pylon und hatte mit einer seiner vorderen Schleusen an ihm angelegt. Ein Teil des Rumpfes wurde von zusätzlichen Scheinwerfern angestrahlt. Man konnte mehrere Gruppen von Arbeitern erkennen, die an der Außenhülle arbeiteten.
Es gab nicht einmal einen leisen Ruck, als die Orion ihren Liegeplatz erreichte und dort festmachte.
„Fahrt und Positionsveränderung Relativ-Null“, meldete nun der Rudergänger. „Bereit zum Festmachen, Captain.“
Das Docking an einem anderen Schiff oder einer im Weltraum befindlichen Einrichtung erfolgte immer unter „Relativ-Null“, denn der Stillstand beider Objekte bezog sich nur auf ihre gegenseitige Bewegung. In Wahrheit bewegten sie sich natürlich weiterhin durch den Weltraum oder im Orbit, es sei denn, eine Station hatte einen festen geo-stationären Orbit inne und behielt, in Bezug auf die Planetenoberfläche, ihre Position bei.
Trotz der ausgezeichneten Isolation war ein metallischer Ton auf der Brücke zu hören.
„Sky-Command Rigel an D.S. Orion: Verriegelungen aktiv. Externe Versorgung wird vorbereitet… Externe Versorgung hat Kontakt und verriegelt. Externe Versorgung ist nun aktiv. Willkommen an Bord, Orion. Es liegt eine Nachricht für Sie vor. Major Redfeather wird gebeten, Admiral Derfflinger in seinem Dienstraum aufzusuchen.“
„Orion bestätigt externe Versorgung und Erhalt der Nachricht. Danke für das Willkommen, Sky-Command. Orion Ende.“
Vom Pylon waren Teleskoparme ausgefahren, die wuchtige Klammern hielten, die in entsprechende Aufnahmen im Rumpf des Kreuzers griffen und diesen nun unverrückbar festhielten. Sensorgesteuerte Panzerschläuche verschiedener Stärke fanden die Anschlüsse der Orion und verbanden sie nun mit Energie- und Luftversorgung der Basis sowie deren interner Kommunikation.
Tamara Jellenkova teilte der Besatzung das erfolgreiche Andockmanöver mit und gab dann ihre zusätzlichen Anweisungen. „Im Gegensatz zu unseren Passagieren werden wir uns nur vierundzwanzig Stunden auf der Basis aufhalten. Bis auf das eingeteilte Wartungspersonal erhält die Crew achtzehn Stunden Dienstfrei. Ich erwarte, dass ihr euren Spaß auf der Basis habt, aber schlagt nicht über die Stränge. In vierundzwanzig Stunden geht es zur Sky-Base Arcturus zurück und dann will ich alle in Topform an Bord haben. An die Jungs und Mädels von der Fünften: Ich hoffe, ihr hattet einen angenehmen Flug. Wir holen euch zu gegebener Zeit wieder ab. Captain Jellenkova Ende.“
Die beiden Frauen lächelten sich zu und erhoben sich. Die Brückenbesatzung schaltete ihre Arbeitsplätze in den Passiv-Modus und startete die üblichen Diagnose-Programme. Während das Schiff an der Basis ankerte, würde es von den Datenbanken der Station mit den aktuellsten Informationen versehen werden. Allgemeine Daten und Sternenkarten würden damit dem neuesten Stand entsprechen. Diese Updates wurden von der zentralen Bibliothek des Mars an alle Stationen und Welten übermittelt, die wiederum die Aktualisierung mobiler Einheiten vornahmen. Das System hatte sich über viele Jahrzehnte bewährt, auch wenn die Updates auf den fernen Welten erst mit einer gewissen Verzögerung eintrafen. Dort waren es meist Langstrecken-Shuttles, welche die neuesten Datenkerne überbrachten.
Die Langstreckenkommunikation war noch immer eingeschränkt.