Auch Vampire brauchen Liebe. Heike Möller
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Читать онлайн книгу Auch Vampire brauchen Liebe - Heike Möller страница 4
Nachdenklich kletterte Adolar die Rollleiter wieder herunter.
„Soll ich der Dienerschaft auftragen, damit zu beginnen?“
Adolar lächelte seinen Majordomus freundlich an. „Danke, Domek. Aber das ist eine Aufgabe für jemanden, der sich nur mit Bücher und Archive beschäftigt. Ich werde Wohl oder Übel jemanden damit beauftragen müssen.“ Adolar nahm seine Jacke vom Sessel und klopfte vorsichtig den Staub aus.
„Herr Graf, ein einzelner Mensch wird vermutlich Jahre dafür brauchen.“ Domek zog bei der Vorstellung die Stirn kraus.
Adolar nickte. „Wahrscheinlich. Aber es muss sein, bevor Schriften und Bücher in diesem Raum vollends zerstört werden.“ Er nahm in der Drehung die Kaffeetasse von dem Tablett, dass Domek immer noch in der Hand hielt. Dann ging er wieder in Richtung Arbeitszimmer.
„Legen Sie sich noch ein wenig hin, Domek. Ich brauche Sie nicht mehr. Und vielen Dank für den Kaffee.“
„Ja, Herr Graf. Vielen Dank, Herr Graf. Fahren Sie bitte vorsichtig.“
Wieder schenkte Adolar seinem Angestellten ein Lächeln. „Das werde ich.“
Adolar öffnete sein E-Mail Portal und sortierte gleich die Mails aus, die Werbung oder anzügliche Angebote beinhalteten. Einige geschäftliche Anschreiben beantwortete er sofort, andere hob er sich für sein Büro in Prag auf.
Er wollte den Computer gerade ausschalten, als ihm etwas einfiel. „Warum eigentlich nicht“, murmelte er. „Vielleicht kann sie mir ja helfen.
Er klickte auf >New Mail< und auf >To< und wählte dann den Namen der Person aus, die ihm vermutlich helfen konnte.
Einen Moment überlegte Adolar, was er unter >Betreff< eingeben sollte, dann entschied er sich für ein einziges Wort.
>Hilfe<
Kapitel 2: „Was habe ich mir dabei gedacht, Muckel?“
Nicole starrte auf die Mail, die sie aus Tschechien bekommen hatte. >Wann können Sie kommen?< stand da. Und am Ende >Hochachtungsvoll A. Cerný
„Ich habe da einen guten Freund in Tschechien. Adolar Cerný, Graf auf einer Burg, östlich von Ostrava. Jedenfalls hat der Gute ein Problem mit seiner Bibliothek.“
Die katzenhaften grünen Augen von Sondra Wieland leuchteten. Seit etwa einem Jahr war Sondra Dozentin auf der Universität. Ihr Fachgebiet war keltische Geschichte und alte Sprachen Nord- und Mitteleuropas. Nicole arbeitete in der Bücherei der Universität und irgendwann waren die beiden Frauen ins Gespräch gekommen. Schnell hatten sie festgestellt, dass sie sich sympathisch waren. Aus Sympathie wurde Freundschaft und die beiden Frauen verbrachten nicht nur die Mittagspausen zusammen sondern unternahmen auch gelegentlich etwas am Wochenende.
Es war jetzt Mitte Februar und es war ungemütlich in Hamburg. Nicole und Sondra saßen in der Mensa und aßen ihren Salat.
„Du bist mit einem tschechischen Grafen befreundet?“, fragte Nicole amüsiert.
„Ja. Ich habe ihn durch Tom kennen gelernt und Addi hat mir bei einem kleinen Problem geholfen. Jedenfalls braucht er Hilfe in seiner Bibliothek. Seit … Generationen stapeln sich da wohl die Bücher und niemand hat jemals ein Inventar geschrieben oder sie systematisch geordnet. Und jetzt sucht er ein bestimmtes Buch und weiß nicht wo es liegt.“
Nicole schmunzelte. „Von wie vielen Büchern reden wir denn?“
„Etwa zehntausend“, platzte Sondra heraus.
Die Gabel mit der aufgespießten Tomatenscheibe blieb vor Nicoles geöffneten Mund. „Was?“ Ihre Stimme, immer ein wenig rau und heiser, quietschte jetzt.
„Ja. Und da habe ich an dich gedacht.“ Schnell schaufelte Sondra ein großes Blatt von ihrem Endiviensalat in den Mund und versuchte ihre Freundin nicht direkt anzusehen.
Nicoles Gabel fand ihren Weg scheppernd nach unten auf den Tisch. „Ich wiederhole: was?“ Sie hatte ihre normale Stimmlage wieder gefunden, klang aber auch ein wenig verärgert.
„Bibliotheken sind nicht mein Ding. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht in kurzer Zeit finde, was ich suche. Und ein System entwickeln und anwenden, um in so was Ordnung herzustellen … nee, lass mal. Außerdem muss ich mit der Nervensäge nach Irland.“
Sondra Wieland und David Berger, ebenfalls Dozent an der Universität mit Fachgebiet Anthropologie. Nicole musste schmunzeln. Allein die Vorstellung, die beiden Streithähne in einem Flugzeug sitzen zu sehen oder gar in einem Hotelzimmer ließ sie ihre Verärgerung vergessen. Jedes Mal, wenn die beiden aufeinander trafen, flogen die Fetzen und Verbalattacken der gehobenen Art waren die Folge.
„Wenn ich dich und Berger sehe, denke ich immer an eine Kobra und einen Mungo: ein ziemlich ungleicher Tanz. Dabei würdet ihr zwei ein hübsches Paar abgeben!“
Sondra starrte ihre Freundin an. „Bist du irre? Lieber poppe ich Frankensteins Monster als auch nur einen romantischen Gedanken an diesen Idioten zu verschwenden.“ Trotzdem zog eine zarte Röte über Sondras Schläfen.
„Was soll ich jetzt mit deinem Grafen zu schaffen haben?“ Nicole brachte wieder das eigentliche Thema auf den Tisch.
„Könntest du dich nicht für zwei oder drei Monate in seine Burg begeben und ihm bei dem Problem ein wenig helfen?“
Nicole sah Sondra bestürzt an. „Zwei oder drei Monate? Zehntausend Bücher! Bei der Menge braucht man mindestens drei Jahre! Außerdem habe ich hier einen Job, falls du dich erinnerst.“
Sondra nickte. „Ich weiß, das habe ich Addi auch schon gesagt. Er schlug vor, einen Ersatz für dich in der Zeit einzustellen, den er bezahlt. Er übernimmt auch deine Reisekosten und Spesen und gibt dir noch einen satten Bonus. Außerdem kannst du auf der Burg wohnen, hättest also keinen langen Arbeitsweg.“
Nicole zupfte nervös an den Spitzen ihres langen kastanienbraunen Haares. „Du hast dir das schon alles zurechtgelegt?“
„Ja. Verdammt noch mal, dich interessiert das doch. Hier gibst du doch nur Bücher an irgendwelche Studenten heraus und sortierst sie hinterher wieder ein. Bei Adolar hast du die Chance, historische Schriften in den Händen zu halten. Jahrhunderte alte Bücher. Vermutlich sind einige Bücher bei, die seit … vielen hundert Jahren nicht mehr angefasst worden sind. Gib dir einen Ruck, Nic!“
„Und was mache ich mit Pumuckel?“
„Frage Adolar doch, ob du ihn mitnehmen kannst! Er ist wirklich ein netter … Mann, Nic. Weltoffen, verständig, intelligent ….“
„Willst du mich verkuppeln oder was?“
Sondra grinste. „Wäre doch ein netter Nebeneffekt!“
Als sie jedoch Nicoles Blick sah, erlosch ihr Grinsen. „Nic, du kannst doch nicht ewig wie eine Nonne leben.“ Ein erneuter Blick von ihr ließ Sondra resignierend seufzen.
„Du