Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk страница 40
fasziniert, und noch immer, nach all den vielen Jahreswenden, konnte er sich
am Wunder einer Wildblume erfreuen. Die Reise verlief ereignislos, wenn
man von einem vorbeiziehenden Regensturm absah und dem kurzen
Aufenthalt, der verursacht wurde, als eine riesige Hornviehherde den Weg
versperrte. Doch schließlich tauchte in der Ferne die typische Silhouette
Merdonans mit der hohen Nadel der Ostwache auf, lange bevor die Stadt
selbst sichtbar wurde.
Je näher die Karawane der Hauptstadt der Ostmark kam, desto
sorgenvoller wurden Marnalfs Gedanken. Jenseits der Stadt sah er die
gewaltige Kontur des Ostgebirges mit der sich darüber auftürmenden
schwarzen Wolkenwand. Beinahe hätte er seinen Schritt beschleunigt, und er
musste sich zwingen, ebenso langsam und müde wie die anderen
Karawanenteilnehmer zu wirken, die sich gemächlich dem Stadttor näherten.
Er kannte Merdonan aus vergangenen Tagen, und doch musterte er die
runde Mauer mit dem überdachten Wehrgang aufmerksam. Nichts wies
darauf hin, dass die Menschen Merdonans die heraufziehende Gefahr
erahnten. Gemächlich schlenderten ein paar Schwertmänner auf dem
Wehrgang entlang, durch die hölzerne Überdachung vor der grellen Sonne
geschützt. Auch die beiden Wachen am Haupttor wirkten entspannt und
waren sichtlich erfreut über die Abwechslung, die ihnen die Ankunft der
Karawane bot. Kinder tollten auf der Mauerkrone, und eine Gruppe von ihnen
eilte neugierig herbei, um die Neuankömmlinge zu betrachten.
»Seid uns willkommen«, sagte der Wachführer freundlich zu dem
Karawanenführer und musterte die Kolonne der schwer beladenen Gespanne.
»Was bringt Ihr uns für Waren?«
Der Karawanenführer, der in diesem Fall auch der Handelsherr der
Kolonne war, lächelte ebenso freundlich von seinem Pferd herunter. »Vor
allem Eisenplatten, guter Herr.«
»Dann seid Ihr doppelt willkommen«, versicherte der Schwertmann. »Ihr
werdet einen guten Handel abschließen können. Eisen können wir stets
gebrauchen.«
Der Händler lächelte. Die Ostmark hatte nur wenige Stellen, an denen sich
Erze schürfen ließen, und man konnte in Merdonan mit vorgefertigten
Eisenplatten gute Geschäfte machen. Die Schmiede würden um das
Rohmaterial feilschen und es dann hastig zu ihren Werkstätten schleppen, um
es zu Töpfen, Pfannen, Beschlägen, Werkzeugen, Waffen und Rüstungen zu
formen. Es gab so viele Dinge, die aus dem hier kostbaren Eisen gefertigt
werden mussten. Nadeln und Scheren, Messer und Brennsteinbecken,
Schaufeln und Hacken … Ja, es würde wieder ein gutes Geschäft werden. Im
Tausch würde er die hervorragende Wolle der Ostmarkschafe und feinstes
Leder für die Schuhmacher von Enderonas erwerben und Fässer mit jenem
klaren Getränk, das hier in Merdonan aus Gerste gebrannt wurde. Auch
woanders wurde dieses Getränk gebrannt, doch die Menschen aus Merdonan
fertigten es auf eine besondere Weise, wodurch es in den anderen Marken
sehr geschätzt wurde. Die Differenz aus dem Geschäft würde der Händler
sich in gezeichneten und gebrannten Tontäfelchen auszahlen lassen oder, falls
dies in Merdonan vorhanden war, in den aus Gold bestehenden Schüsselchen,
dem Zahlungsmittel des Königreiches von Alnoa.
»Am besten fahrt Ihr die Wagen gleich hier nach rechts und links«, riet der
Wachführer. »Die Schmieden liegen entlang der Stadtmauer, und hier könnt
Ihr auch Euer Eisen in den Lagerhäusern stapeln, bis die Käufer es sich
holen.« Er wandte den Blick zu Marnalf. »Und Ihr, guter Herr? Ihr seht mir
nicht nach einem Handelsgehilfen aus. Was ist Euer Begehr?« Er musterte
den guten Grauen. »Ihr seid ein Heiler, nicht wahr? Ich sehe den Gürtel Eurer
Zunft.«
Marnalf nickte. »Ein Heiler, ja. Ich reise durch die Marken, um meine
Kunst anzubieten und mein Wissen zu mehren.«
Das war nicht ungewöhnlich, denn ein Heiler gab sein Wissen an seinen
Nachfolger weiter, und es gab kaum eine Gelegenheit, zu der die Männer und
Frauen der Heilerzunft sich trafen und untereinander austauschen konnten.
Zudem konnten die wenigsten von ihnen die Schriftzeichen deuten. So war
der Besuch untereinander die einzige Möglichkeit, sein Wissen zu mehren
und weiterzugeben. Aber es geschah nur selten, denn kein Heiler ließ seine
Wirkungsstätte gerne allzu lange ohne seine Heilkunst zurück.
»Ihr werdet Eure Kunst kaum ausüben können, guter Herr Heiler. Der
unsere ist sehr fähig und hat tüchtige Gehilfen. Ihr findet den guten Herrn
Baralf ein Stück die Hauptstraße hinunter. Überquert den Markplatz und geht
weiter auf das Haus unseres Pferdefürsten und die alte Ostwache zu. Ein
Stück davor findet Ihr das Heilerhaus Baralfs. Ihr könnt es nicht verfehlen,
guter Herr. Es ist dort, wo das Jammern am lautesten ist, und außerdem