Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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»Weiber«, murmelte Dorkemunt und seufzte leise. Er kannte diesen
gequälten Gesichtsausdruck und auch diese Form des Durstes, die kein Blor
jemals würde stillen können. »Glaubt mir, Freunde, ich stelle mich lieber den
Schwertern von hundert Orks als den Launen eines einzigen Weibes.«
Olruk wusste nicht, um was es hier ging, aber den Sinn von Dorkemunts
Worten konnte er nachvollziehen. So saßen schließlich drei Männer des
Pferdevolkes und ein Zwerg gemeinsam an dem Tisch und tranken sich dem
Morgen entgegen.
Kapitel 10
Marnalf hätte nicht sagen können, wie alt er eigentlich war: Jünger als ein Elf
und alt genug, um viele Generationen der Menschen durchs Leben begleitet
zu haben. Über so viele Jahreswenden hinweg hatte er die Entwicklung der
Menschenwesen, mal amüsiert, mal besorgt, beobachtet und mit angesehen,
wie ihre Reiche aufgestiegen und zerfallen waren, um neuen Königreichen
Raum zu schaffen.
Wie so viele andere Magier seiner Grauen Zunft hatte er seine
Erkenntnisse sorgsam niedergeschrieben und die Aufzeichnungen den großen
Weißen Zauberern anvertraut. Während die meisten Grauen die Menschen
aus der Ferne beobachteten, hatte Marnalf immer ihre Nähe gesucht.
Natürlich durfte er in ihre Entwicklung nicht eingreifen, sein Wissen nicht
preisgeben, doch war es ihm nicht untersagt, gelegentlich den ein oder
anderen Rat auszusprechen. Ja, Marnalf empfand Sympathie für die
Menschenwesen, und nun, nach den schrecklichen Ereignissen der letzten
Jahre, fühlte er sich ihnen noch tiefer verbunden.
Zu jener Zeit, da der Schwarze Lord seine Legionen gegen die letzten
Reiche der Menschen und die Häuser der Elfen schickte, verlor Marnalf die
Fähigkeit, die anderen Grauen seiner Zunft zu spüren, und er büßte den
geistigen Kontakt zu ihnen ein. Ein Verlust, der ihn erschreckte. Mit einem
Mal schien er das einzige Graue Wesen der Welt zu sein.
Zu dem Schreck hatte sich Entsetzen gesellt, als er erfahren musste, dass
seine Magiergefährten nicht einfach dahingegangen, sondern nun den
Finsteren Mächten verfallen waren. Sie setzten ihre Kräfte auf der Seite des
Schwarzen Lords ein und brachen damit die Grundsätze der Zunft, doch kein
Weißer Magier stellte sich ihnen noch entgegen.
Marnalf fühlte sich müde und erschöpft, denn er kannte die Fähigkeiten
eines Grauen weitaus besser als jedes andere Wesen, und er war in tiefer
Sorge um die Zukunft der Welt und des Menschengeschlechts.
Nur zögernd hatte er sich dem König des Pferdevolks in Enderonas zu
erkennen gegeben und war dessen Berater geworden, wenn nicht gar ein
väterlicher Freund, wenn dies zwischen einem Menschenwesen und einem
Grauen Zauberer denn möglich war. Man kannte Marnalf in Enderonas und
schätzte ihn, aber er wusste auch, dass die meisten Menschenwesen, an
anderen Orten, inzwischen Angst vor den Grauen empfanden. Sie würden ihm
mit Misstrauen begegnen, gäbe er sich zu erkennen. Daher war es für das gute
Graue Wesen selbstverständlich, seine Identität zu verbergen, wenn er die
Stadt des Königs des Pferdevolkes verließ.
Selbst die Mitglieder der Handelskarawane, die von Enderonas nach
Merdonan aufgebrochen war, kannten Marnalfs wahres Wesen nicht, denn er
gesellte sich ihnen als reisender Heiler bei und verzichtete dazu auf das graue
Gewand seiner Zunft. Er wandelte seine Gesichtszüge, indem er sie etwas
älter erscheinen ließ, und veränderte seinen hüftlangen grauen Bart zu einem
kurzen Bartwuchs, wie er bei den Pferdelords beliebt war. Er wählte ein nicht
zu neu wirkendes Gewand, eine Hose mit Wams und einen knöchellangen
Gehrock, der vorne geschnürt wurde und in den einfachen Farben des
Stadtvolkes gehalten war. Um die Hüften trug er den geflochtenen
Ledergürtel mit den zahlreichen kleinen Taschen und Beuteln, die zur
Aufbewahrung des Zubehörs der Heilerzunft dienten.
Seinen geliebten mannshohen Stab musste er verbergen, und dazu schlang
er sich die Trageriemen eines Streckbrettes über die Schultern, durch das der
Stab gerade noch vor fremden Blicken geschützt war. Das Streckbrett diente
dem Richten und Fixieren gebrochener Beine, war also entsprechend lang,
doch ragte der Stab noch immer weit darüber hinaus, und so viele Dinge ein
Graues Wesen auch zu wandeln vermochte, sein Stab gehörte nicht dazu. So
erklärte er ihn den Mitreisenden kurzerhand als Zubehör für eine neue
Methode der Heilerkunst und verlor sich in umständlichen Worten, wenn
nach ihrer Wirkungsweise gefragt wurde, bis die neugierigen Fragen
schließlich versiegten.
Unter anderen Umständen hätte Marnalf die Reise wohl genossen.
Er liebte die weiten Ebenen, in denen das Pferdevolk lebte, die großen
Wälder