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Volk. Der Adel bevorzugt kleine Armbrüste, die mit Kugeln statt Pfeilen abgeschossen werden. Daraufhin kam mir ein Gedanke.«

       Torran hob eine Braue. »Ihr wollt nicht etwa eines dieser fürchterlichen Dinge bauen?«

       »Ihr habt davon gehört? Nein, nicht Solche. Dass was ich meine, habe ich vor langer Zeit geschaffen.« Sie klopfte mit ihren Knöcheln auf ein Kästchen, das sie in der Hand hielt und öffnete es. Eingebettet auf Samtstoff lag ein unterarmlanges, vier fingerbreites Holzstück. Bei genauer Betrachtung war es durchgehend hohl. Die verbreiterte Spitze und das abgerundete Heft wurden durch ein blaugraues schweres Metall verstärkt.

       Mit Neugier in den Augen besah sich Belothar das unscheinbar wirkende Holzteil. »Nach meinen Kenntnissen sieht eine Armbrust anders aus«, stellte er sarkastisch fest.

       Um die Mundwinkel Deirdres zog sich ein schelmisches Lächeln.

       »Völlig richtig! Es sind keine. In Arvelis heißen die Waffen Belesstra«, versicherte sie ihm. »Dies hier … ist weitaus effektiver und … feuriger.«

       Das sprichwörtliche Licht funkte in Belothars Gedankengewölbe. »Ihr habt Feuerpulver? Jenes, dass die Nukaris bei ihren Eroberungen einzusetzen pflegten?« Skepsis breitete sich in dem mimikhaften Spiel seines Gesichtes aus. »Es wurde von solchen Donnerwaffen berichtet, die die Nukaris für ihre Überfälle benutzten.«

       »Habt ihr vor ein Tor zu sprengen, oder einen Schädel in Mus zu verwandeln? Dafür sind sie sicherlich geeignet«, wandte Torran ein. »Ansonsten sind sie zu nichts anderes nutze. Funktioniert das Ding überhaupt?«

       Weiterhin verschmitzt lächelnd, entnahm Deirdre das Handrohr der hölzernen Kiste. Mit dem Finger der linken Hand zog sie eine der Metallbügel, die jetzt erst sichtbar wurden, bis zum Anschlag zurück. Sie richtete das Rohr auf Belothar und betätigte den Abzug.

       Der Anvisierte zuckte erschrocken zusammen, da ein klackendes Schnappen erklang.

       »Seid ihr des Wahnsinns?«, fauchte er kreidebleich auf.

       Deirdres Züge entglitten ihr abrupt. »Oh, ich fürchte, ihr müsst heute auf meine Anwesenheit in euren Gemächern verzichten«, flüsterte sie verhalten.

       Verstehend was sie meinte, senkte der Jungkönig reumütig sein Haupt. »Verzeiht!«, sagte er nur.

       Kurz darauf hellte sich ihr Gesicht ebenso schnell auf, wie ihr Lächeln zuvor verschwunden war. »Vergessen wir es. Es bleibt ohnehin keine Zeit für Bettgeflüster.« Ihre weißen Zähne blitzten auf. »Der Abend ist jung und wir haben viel zu erledigen.« Sie ergriff mit der linken freien Hand ein gleichschenkliges Instrument, das zwischen der Ansammlung ihrer Utensilien lag. Zielsicher warf sie es Belothar zu. »Das gilt auch für euch. Glaubt nicht, das ihr heute schlafen werdet. Ihr dürft mit Thorgrim zusammen, das gesammelte Metall schmelzen und in Form gießen.« Deirdre zwinkerte dem zähneknirschenden König zu.

       »Ach! Solltet ihr zufällig beim Metallgießen so etwas wie ein Buch heraus erkennen, dann ist es das Zeichen dafür, das ihr einiges mehr zu lernen habt.«

       Derweil sie das sagte, legte die Magierin die hölzerne Waffe zurück in die samtgepolsterte Kiste. Torran ließ es sich nicht nehmen und strich mit seinen kräftigen Fingern über das geschliffene Holz des Handrohrs. Auf der Stirn wölbten sich tiefe Furchen.

       »Zweibeiner, welcher Herkunft sie sein mögen«, raunte er. »Ihre Erfindungen sind stets todbringend.«

       * * *

      Jeamy rümpfte angewidert die Nase, während sie und Celena sich durch die Tischzeilen des überfüllten Lusthauses schoben. Das Ziel, die hinterste Ecke, in der eine braun gebrannte Frau in aufreizender Kleidung mehreren Burschen eine Lektion in Sachen Benehmen erteilte.

       Unwillkürlich fragte sich Celena, ob die Seefahrerin immerzu einen Streit anzettelte oder sogar bewusst zu Eskalationen kommen ließ.

       Auf ihren Weg zu der Leichtbekleideten trat einer der angesäuselten Gäste an die Ältere der beiden heran. Er ignorierte die gerüstete Aufmachung ihrer Gestalt. »He du Kleine«, nuschelte er zu Jeamy hin. »Wie wäre es mit einer gemeinsamen unzüchtigen Rangelei?«

       Ihre Faust krachte umgehend in sein breitgrinsendes Gesicht. Der Schlag erfolgte wuchtig. Jaulend, mit gebrochener Nase ging der Rüpel auf die Knie. Vom Schmerz tränengefüllte Augen sahen zur San-Hüterin auf.

       Bevor der Bursche ein Wort sagen konnte, zog Jeamy unmissverständlich ihr Schwert. Sofort rappelte sich der Widerling auf und suchte das Weite.

       Währenddessen hatte Isande ihren Unterricht beendet.

       »Sieh an, sieh an! Wen haben wir denn da?«, lächelte sie Celena entgegen. »Und … was ist diesmal euer Begehren?«

       Weshalb sie die auf der Lagerstatt sowohl im Kampf stürmische Marodeurin aufsuchte, fiel Celena momentan schwer, dies in Worte zu fassen. Kurz schwieg sie daher.

       »Ihr habt etwas, das wir gebrauchen könnten«, gab sie nach einer Weile bekannt.

       »Ah, ihr wollt etwas von mir. Gut! Dann zum Geschäftlichen ...«, schnitt Isande ihr das Wort ab. »Was bietet ihr mir? Die Aussicht auf eine weitere Nacht? Oder besser zwei Nächte. Wo ist eigentlich euer Geliebter?«

       »Um ihn geht es«, mischte sich Jeamy ein. Sie sah es Celena an, das es ihr schwerfiel, die düstere Wahrheit auszusprechen. Ihre Miene verriet, dass sie keine Übereinkünfte diesbezüglich akzeptierte.

       »Wenn das so ist«, ruderte Isande augenblicklich zurück, »sagen wir, ihr schuldet mir etwas.« Unmittelbar zog die Seefahrerin einen kleinen Dolch aus ihren Ärmel. Mit einem Schnitt ritzte sich ihre Handfläche an. Blitzschnell ergriff sie, ohne eine Zusage abzuwarten, die Hand Celenas. Mit festen Griff hielt Isande diese fest, während die Klinge brennend in deren Handballen einschnitt. Jeamys Augen weiteten sich vor Entsetzen.

       Keinen Lidschlag später schlug Isande ein.

       »Somit ist der Pakt mit Blut besiegelt«, verkündete die Freibeuterin.

       * * *

      Die mit Moos verwachsen Gemäuer waren weniger feucht als die Katakomben von Ithnamenas Schwarzfeste. Flackernde Fackeln spendeten zu dem Licht auch ein bisschen Wärme.

       Celena blinzelte und besah sich das Ergebnis ihrer Übung. Sieben Schritt entfernt in ihrem Ziel, einen auf einem Pfosten aufgebockter stählerner Harnisch, klaffte ein kreisrunder, daumendicker Krater.

       Ihre Hand juckte. Sie legte das Handrohr beiseite, um die Innenfläche zu begutachten. Isandes Schnitt verheilte langsamer. Die Abwesenheit des Geliebten schwächte den Heilungsprozess. Zudem kam ihr die Frage in den Sinn, warum man einen Pakt mangels Pergament und Schreibfeder stets mit Blut zu besiegeln gezwungen war. Dies war innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Male geschehen. Ob sie es einhalten konnte, vermochte sie nicht sagen. Daher war ihr seltsam zumute, als kurz zuvor Jolana Korden sie um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte. Bisher hatte sie dazu keinen Drang verspürt. Zuviel war passiert, als dass sie sich mit dem Anliegen der Korden zu beschäftigen genötigt sah.

       »Ihr dürft die Augen nicht verschließen«, hörte sie Deirdres Worte zwischen ihren Gedanken heraus.

       »Ich werde es mir merken«, murrte Celena, die sich an den Rauch und den Feuerblitz nicht gewöhnen wollte. »Ich bin ...«

       »Beeindruckt? Ich muss zugeben,

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