Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel

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Vermächtnis der Sünder Trilogie - Angelika Merkel

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Celena zeigte zu der unscheinbaren Nische. »Versucht ihr euer Glück über die Mauer«, wisperte sie.

       »Einverstanden.« Isande nickte.

       »Eure Armbrust ist gefragt«, wandte die junge Freibeuterin sich an den bartlosen Zwerg neben ihr.

       Besagte Waffe war mit einem Enterhacken statt des erwarteten Bolzens bestückt. Es sah aus, als hatten die Vier mit solch einem hohen Hindernis gerechnet. Celena wunderte es nicht. Schließlich waren ihre Helfer Räuber der Meere.

       »Keinen unnötigen Aufenthalt dort drin«, zischte sie Isande zu.

       »Keine Sorge! Gebt uns einen Moment, bevor ihr loslegt.«

       Wie gefordert, wartete Celena. Mit Falten auf der Stirn begutachtete sie die Kletterpartie der Seefahrer. Erstaunlich behände gingen sie zu werke. Sogar das kleinwüchsige Wesen hatte die Brüstung der Mauer in kürzester Zeit erklommen. Soweit sie es erkennen konnte, hatten sie es geschafft.

       Jetzt kam ihr Part. Die Finger der Kriegerin wanderten zu einer Tasche, die sie zuvor am Sattel hängen hatte. Einen Lidschlag später wog sie eine schwere handtellergroße Kugel in der Handfläche. Sie schätzte die Entfernung zu dem Seitentor, visierte diesen an und warf das schwarze schwere Metall.

       »Klopf, klopf«, gab sie von sich.

       Ein dumpfer Schlag gegen Holz. Einen Herzschlag lang nichts als Stille.

       Im nächsten Augenblick barst protestierend das Portal und verstreute verkohlte Späne und glühendes Metall in die Nacht.

       Celena wartete nicht ab, ob irgendein Schöpferkrieger oder vielleicht eine Betschwester die Neugier befriedigte und nachsah. Sie stürmte durch den Schnee, wirbelte weiße Flocken mit jedem der Schritte auf und schlüpfte durch den gerissenen Krater in die heilige Feste.

       Zwei der heiligen Krieger, von der Wucht der Explosion gegen die Säulen ihres Tempels geschleudert, rappelten sich mühsam auf die Beine. Ein dritter lag am Boden und regte keinen Muskel.

       Verwirrt verharrten die beiden lebenden Saphiumgeschädigten in ihren Bewegungen. Einen Lidschlag später jedoch zog der erste sein Schwert und stürzte sich mit wütendem Aufschrei auf den Eindringling.

       Alles was Celena in diesem Moment sah, war Stahl. Nicht einmal ein Gesicht konnte sie erkennen. Es war lediglich ein anonymer Krieger, dem sie das eiserne Rohr entgegenstreckte. Sie zog an dem Abzug.

       Erst zischte es, dann fauchte das Faustrohr sein tödliches Geschoss dem Schwertschwingenden entgegen. Es erfüllte den tödlichen Befehl.

       Die daumendicke Kugel durchschlug den Brustpanzer des Angreifers, drang in den Körper und zertrümmerte Knochen. Der Getroffene taumelte. Sein behelmter Kopf neigte sich zu dem rauchenden Loch in seiner Brust. Mit einem ungläubig klingenden Ausruf brach er zusammen.

       Die Zeit, was der zweite zutun gedachte, war nicht gegeben. Celena musste sofort handeln. Sie zog aus ihrer provisorischen Schärpe ein zweites Faustrohr, zielte auf den Gesichtslosen und drückte den kleinen Hebel. Das Feuerkraut entzündete sich. Abermals gab es eine Stichflamme, dem sich ein Knall anhängte, der an den Wänden widerhallte. Ein nachfolgendes Scheppern auf Steinboden bezeugte, das sie den Mann tödlich getroffen hatte. Es würde nicht lange dauern bis …

       Schritte. Sie waren vor ihr und kamen stetig näher. Ihr Herz hämmerte wild. Wie gehetzt blickte sie sich um. Ihr blieb nur der andere Weg links daneben. Im Laufen entnahm sie eine dritte faustdicke Kugel aus der seitlich an ihrem Körper baumelnden Tasche.

       Unweit vor ihr wurden Türen aufgerissen.

       Celena zögerte nicht. Sie warf den Metallball. Der Sprengapfel rollte zwischen den Beinen einer der Gepanzerten hindurch, der neugierig hinterherblickte. Schutz suchend presste sich die Tochter des Einen gegen eine Säule. Gerade rechtzeitig. Im gleichen Moment detonierte das Wurfgeschoss. Nicht ein Schrei von Sterbenden war zu hören. Einzig Metall, das blechern die Gemäuer kerbte, drang an ihre Ohren.

       Für Gewissensbisse blieb keine Zeit. Celena stürzte aus ihrer Deckung.

       Sie wollte sich nicht an dem Resultat der Zerstörungskraft ergötzen, trotzdem gewahr sie in den Augenwinkeln die mit den Resten einstmals menschlicher Leiber beschmierten Wände.

       Im Lauf entnahm sie dem breiten Stoffband um ihrer Hüfte die letzten beiden Feuerrohre. Über zerschmettertes Mauerwerk hastend, die Hähne gespannt, rannte sie in den Korridor vor ihr hinein.

       Die Explosionen waren nicht unbemerkt geblieben. Türen wurden heftig aufgerissen.

       Das Rauschen ihres Blutes überflügelte das beharrliche Klingeln in den Ohren, welches die Nähe, der von ihr verursachten Implantion verursachte. Im vollen Lauf riss sie die Arme auf Höhe der sich zu beiden Seiten öffnenden Durchlässe. Schnappen, zischendes Kraut und wiederum spien die eisernen Rohre todbringende Kugeln.

       Männer stöhnten vor Schmerz. Laute Rufe ertönten. Celena beachtete all dies nicht. Sie ließ Deirdres Erfindungen fallen, zog ihre beiden Schwerter und machte sich darauf gefasst den wütenden Ansturm der Überlebenden gegenüberzutreten.

       Rüstungen klirrten im Laufschritt der schwer gepanzerten Krieger des angeblichen Schöpferhauses. Schwerter wurden gezogen.

       Gleich zwei warfen sich brüllend auf den weiblichen Störenfried. Ein Dritter gesellte sich dazu. Wütend hieben Celenas Klingen auf ihre Gegner ein. Sturmgleich wirbelte sie durch die Gegnerschar und zerteilte Fleisch und Knochen. Zwei von ihnen brachte sie in ihrem wilden Ansturm zu Fall. Da waren es noch zwei, denn ein Nachzügler gab sich die Ehre.

       Der vom Drachenfeuer geschmiedete Stahl glitt durch das Bein des einen, der zu Boden stürzte. Ein nachfolgend ausholender Streich und der vierte verlor seinen metallgeschützten Kopf. Celena drehte sich um. Sie erinnerte sich an den Verletzten, den sie laufunfähig gemacht hatte.

       Mit all seiner Kraft hatte er sich hochgerappelt. Sein Helm war halb vom Haupt gerutscht. Blind hieb er unkontrolliert um sich, während die freie Hand hektisch an dem eisernen Kopfgefängnis zerrte. In jenem Moment, da Celena in das von Furcht zerfressene Antlitz blickte, verstand sie. Sie drehte ihren Kopf leicht in die Richtung, die ihr die angsterfüllten Blicke des Kerls anzeigten. Dort, durch eine der zersprengten Türen stürmte eine Meute metallbepackter Kampfgenossen. Sie kamen nicht nahe genug heran.

       Ein Hagel von Bolzen und Dolchen sirrten urplötzlich links und rechts vorbei. Die vordersten stürzten getroffen zu Boden und behinderten die nachfolgenden, welche über sie stolperten. Isande und ihr hünenhafter Steuermann erschienen zum richtigen Moment dahinter und trieben die derart Überraschten vor sich her.

       Wollef trat neben Celena, während er gelassen seine Armbrust nachlud. Schelmisch zwinkerte der Seezwerg der Kriegerin zu, die nicht minder überrascht wirkte, ihre Verstärkung neben sich zu sehen. Breyton indes verstaute mürrisch dreinblickend seine restlichen Wurfdolche.

       Dankbar der Hilfe nickte Celena der Freibeuterkapitänin zu. Mit knapper Geste erwiderte diese, dann rückte das ungleiche Quartett ab, um über getrennte Wege in die Anlage vorzudringen.

      * * *

      Celena wandte sich der Tür zu, die, wie sie hoffte, zum Ausgang der Quartiere führte. Sackgasse. Dahinter war nichts als ein leerer Raum. Einzig ein unbenutztes Regal lehnte an der Wand. Ihr Blick wanderte zur Decke hinauf. Eine geöffnete Luke. Vermutlich drangen hier die beiden Helfer ein, die ihr eben zur Seite standen. Gerade da sie sich einen anderen Weg zu suchen entschloss, fiel ihr etwas an dem Gestell auf.

      

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