Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel

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Vermächtnis der Sünder Trilogie - Angelika Merkel

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nicht mehr als Spielzeug, das ihr nach Belieben fortwerft. Ihr habt vor eurer eigenen Schwester kein Halt gemacht. Ihr denkt eigennützig. Ihr seid nicht würdig das man euch vertraut. Ihr seid ein hinterhältiges Miststück und eurem Treiben muss ein Ende gesetzt werden! Weshalb sollte ich eurer Bitte folgen?«

       Statt auf ihre Frage einzugehen, zog Malaine einen Dolch hervor und hielt die Waffe ihr entgegen. »Ihr seid einem Irrtum erlegen. Lutek hat es euch sicherlich berichtet. Es ist nichts anderes als eine verdorbene Kreatur. Ein Ding, vom Schöpfergott geschaffen. Es muss beendet werden. Erst dann können wir reinen Samen pflanzen, um das Werk zu vollenden.«

       »Das ist wahnwitzig«, flüsterte Celena.

       »Nein, ist es nicht. Er ist der göttliche Schöpfer und er kann dieses … sagen wir … Wunder bewirken. Es ist vom Gift verdorben, ebenso wie er es ist. Mit Karmastes Hilfe vermögen wir ihn retten.«

       »Er hat gemordet.«

       »Ja, weil er von ihm berührt wurde«, erklärte Malaine kokett. »Zuerst müssen wir ihm helfen. Danach erlösen wir den Allvater von der Verderbtheit. Denkt ihr, dass es Zufall war, was mir offenbart wurde? Dass ich ein Nachkomme bin? Zusammen können wir das Gleichgewicht wieder herstellen. Was getan werden muss, wird ihn nicht töten. Nicht solange ihr beieinander seid.«

       Kelthran stumm und gehorsam den stillen Anweisungen Malaines folgend näherte sich derweil Lutek und hielt ihn von hinten fest.

       Angespannt schloss der Festgehaltene die Augen, sein Kinn bebte, während Celena den Griff des Dolches mit zittrigen Fingern umklammerte.

       Missbilligend sah Malaine die Kriegerin an. »Ist es das wert dieses Risiko einzugehen?«, sprach die Osgosaianerin hochnäsig und drehte sich von ihr ab.

       »Wisst ihr, Malaine«, sagte Celena, »ihr irrt euch gewaltig.«

       Ohne Vorwarnung schnellte ihre Hand mit dem Dolch vor, zerschnitt die Schlaufen der Tasche und fing diese auf. Die Geschädigte wirbelte herum. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

       »Was soll … was?«, stammelte sie.

       „Ich bin nicht Celena Tousard.« Die Sprechende trat einen Schritt zurück. In der Höhe ihrer Brust blinkte ein rundes Schmuckstück auf.

       Malaines Verwirrung wandelte sich in Entsetzen und Erkenntnis zugleich als die schwarzhaarige Frau vor ihr die Klinge in den Leib rammte. Gleichzeitig griff sie sich ihre Halskette und riss sich diese herunter. Wie durch Magie stand plötzlich vor Malaine, sich das fuchsrote Haar schüttelnd, Lutek. Mit düsterer Ahnung drehte sich die ruchlose Verräterin um. In ihren Augen blitzte Irritation durch die Fassade ihrer betörenden Züge.

       Den Ellbogen in des Elfs Gesicht, entzog sich der vermeintliche "Lutek" Kelthrans Griff. Endlich frei riss sich "Lutek" ebenfalls ein gleichwertiges Amulett vom Hals, worauf Karmastes Nachfahre in das wahre Gesicht starrte.

       »Wie ist das, betrogen zu werden«, blaffte ihr Celena ins Gesicht.

       Die Maske der so ausgeglichenen Gelassenheit Malaines bröckelte. Ihr Antlitz verlor abrupt all die Schönheit. Ihre verführerischen Reize zerflossen wie Eis in der Sonne. »Lutek hat viel von mir gelernt. Er ist wie ich … zu dumm«, zischte sie.

       Celena schüttelte verneinend den Kopf. »Mitnichten. Mit eurem Verrat an ihm habt ihr nur in ihm das geweckt, wozu er bestimmt war.«

       Malaine gab sich nicht geschlagen. Mit von Hass erfülltem Schmerzensschrei zog sie sich den Dolch aus ihren Bauch und packte ein Kurzschwert, das an ihrer Seite hing. Mit einer forschen Handbewegung fegte sie, ohne Lutek zu berühren, diesen beiseite.

       »Gut, wie ihr wollt«, knurrte sie. »Kommen wir zum vergnüglichen Teil. Ihr wollt spielen? Spielen wir! Beschützt mich!«, bellte sie laut in die Halle hinein. Unter ghulischen Verrenkungen, Zähne fletschten und kreischend von der Leine ihrer Herrin losgelassen, stürmten aus den hintersten Schatten des Betraumes die verschollenen Klosterbewohner hervor.

       Abgelenkt davon konnte Celena den ersten Hieb von Malaines Schwert gerade ausweichen. Der zweite streifte ihren Arm und schlug eine klaffende Wunde. Lutek noch immer auf dem Boden, rappelte sich eilig auf und eilte hinter den Altar.

       »Ich hätte euch alles bieten können«, bellte Malaine vor überschäumenden Zorn. Ihre Klinge zerteilte zischend die Luft. Holz splitterte, als sie die Rückenlehne eine der Bänke traf, da Celena auf die dahinterliegende sprang. Die atemlose Gier nach Fleisch, die Schöpferkrieger und Betschwestern umwehte, spürte sie unmittelbar hinter sich.

       »Bedenkt, was ihr ausgeschlagen habt.« Malaines Stimme erlangte jenen verführerischen Klang, der ihr zu eigen war. »Noch könnt ihr zurück. Glaubt ihr, ich hätte Lutek aufgrund des Spiels heraus verraten. Sie zwangen mich. Doch als ich von meiner wahren Herkunft erfuhr, bereute ich es.«

       Lutek erhob sich hinter dem Altar. In seiner Hand blitze die Himmelsschneide auf. Er nickte Celena zu.

       »Dafür habt ihr euer eigen Blut in den Tod geschickt, denn ihr wusstest, dass es darauf hinausgehen würde«, entgegnete Celena, gerade noch die Balance auf der Bank haltend.

       »Das habt ihr zu verantworten.«

       »Nein, nicht wir! Ihr seid feige und lasst andere für euch bluten. Lutek, eure Schwester und wer weiß wen noch. Jetzt blutet ihr.«

       Seufzend zuckte Malaine die Schultern. »Wie auch immer, lassen wir das.« Schmerzgepeinigt verzog sie das Gesicht und hielt sich die Schnittwunde, zog die Hand zurück und starrte auf die Röte, die daran klebte. »Mit euch zu diskutieren ist, als wolle man mit einer Wand reden.«

       Mordlust schimmerte auf ihrer Klinge. Eisiger Hauch durchzog die Gebetshalle.

       Wie auf Kommando fauchte die Himmelsschneide durch die lähmende Kälte. Zornig blitzte das einzigartige Schwert auf. Celena bewahrte die göttliche Waffe gerade noch davor, auf den steingefliesten Boden zu fallen.

      * * *

      Belothar trommelte ungeduldig mit den Fingern auf einer der ledrigen Foliantdeckeln, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er fand keine Ruhe. Nicht, da er seine neu gewonnenen Geschwister in höchster Gefahr wusste und er zur Untätigkeit verdammt war.

       Tock-tock-tock. Ohne Unterlass bearbeitete er den ledernen Einband.

       Deirdre, ebenfalls am Tisch sitzend, hatte ihr Haupt auf die verschränkten Arme gelegt. Ihre Augen geschlossen, schien sie zu schlafen.

       Wieder ertönte das eintönige Fingertrommeln.

       An seiner Pfeife paffend, was den Raum mit beißendem Qualm erfüllte, grübelte Terzios in einer Ecke vor sich hin.

       Abermals erklang das Trommeln. Belothar stutzte, nachdem zum hundertsten Male die Finger auf dem Lederband niederfuhren. Etwas weckte seine Aufmerksamkeit. Regte die Neugier. Nochmals tippte er kräftiger auf den abgegriffenen Ledereinband.

       Unter dem Leder verbarg sich Holz, wie es bei allen schweren Bänden üblich war. Der König straffte seine sitzende Haltung und schlug das Buch erneut auf. Nicht, um den Inhalt der Seiten zu studieren. Ihn interessierte die Bindung des dicken Schriftwerks. Ohne zu zögern, griff er zu einem Dolch, der an einer silbernen Kette an seiner mit Pelz besetzten Jacke hing und beging ein Sakrileg. Jener ohnedies schon arg durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogene Foliant fiel der scharfen Klinge zum Opfer. Die Schnitte drangen rüpelhaft tief ein und durchtrennten die Heftbünde.

       »Was im Namen ...«, entfuhr

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