Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel

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Vermächtnis der Sünder Trilogie - Angelika Merkel

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style="font-size:15px;">       »Na toll. Ich kann darüber nicht lachen«, schnauzte Belothar, indes er die Hand am schmerzenden Knie rieb.

       »Aye. Wenn ihr euer Knie fertiggestreichelt habt, könnt ihr uns sicherlich erklären, was es mit dem Stöckchen auf sich hat«, röhrte Thorgrim in die aufkommende Stille hinein.

       Belothar stockte in seinem Tun, sah missmutig den kleinen Zwerg an und umklammerte dabei sein gemartertes Körperteil. »Oh das …« Er blickte zu dem gewalttätig gebrochenen Bogen in Sebylls Händen. »Das ist Malaines Waffe. Zumindest dachten wir es bis heute.«

       »Eine Fälschung?«

       »Das Holz ist nicht das, was es sein sollte«, lachte Sebyll auf. »Hier!« Sie fuchtelte mit den zerbrochenen Teilen vor Thorgrims Augen herum.

       »Es wurde eingefärbt. In der Tat eine gelungene Täuschung. Mir schwant etwas.« Ihr Gesicht verhärtete sich abrupt. »Beim Schöpfer, Lutek hatte es geahnt!«

       Belothar bejahte die Feststellungen der Gryposfrau mit einem tiefen Aufseufzen, das eher dem malträtierten Knie galt. »So ist es, eine Fälschung. Ebenso wie Malaine bei unserer ersten Begegnung. Wie wir wissen war es ihre Zwillingsschwester. Genau das ist des Rätsels Lösung in dem einem Satz: Aus Feuer geschmiedet ein Bogen entsteht, verborgen zwischen List und Verrat.«

      * * *

      Einzig die Gedanken Celenas trieben das Ross zu größter Geschwindigkeit. Mit brachialer Gewalt sprintete das Tier durch die vom kalten Westwind geknickten Äste, die im Weg hingen. Sie brauchten nur kurze Zeit für die hinter ihnen liegende Strecke bis endlich, zwischen den Bäumen hindurch die Kriegerin ihr Ziel erblickte. In der Dunkelheit erhob sich der hohe Turm des Schöpferhauses als Silhouette in den Nachthimmel.

       Das Pferd bäumte sich auf. Es spürte die aufkommende Furcht, die wie eine stählerne Klaue sich in seines Reiters Gedanken bis hin zum Herzen grub. Celena knirschte mit den Zähnen.

       Ihre Hand ergriff augenblicklich den Anhänger, der an ihrem Hals baumelte. Sie schüttelte ihr Haupt. Dies war nicht der Moment zu verzagen, nicht jetzt. Bevor sie ihre Gedanken neu ordnen konnte, ertönte vor ihr eine schneidende Stimme, die sie zum Halt aufforderte.

       Erst eine, dann drei weitere Gestalten sprangen hinter den Bäumen hervor. Überrascht zog Celena rabiat an den Zügeln Feuerwinds. Unwillig darüber versteifte das Reittier sofort alle vier Gliedmaßen und trat gleich darauf unruhig auf der Stelle.

       »Wer … Was soll das? Wer seid ihr?«, gab Celena unwirsch von sich.

       »Dasselbe wollte ich fragen«, erwiderte eine weibliche Stimme.

       »Wir erwarteten …«

       Die dazugehörige Gestalt schritt näher. »Ihr? Wie ist das möglich?«

       Im Dunkel der Nacht war das Gesicht der Sprecherin schwer auszumachen, zumal sie aufgrund der Kälte eine fellbesetzte helle Kapuze ins Antlitz gezogen hatte. Celena erkannte sie dennoch.

       »Isande?!«

       »Ich verstehe nicht!«, hub die Freibeuterin an. »Ich war der Meinung …«

       »Was versteht ihr nicht?«

       »Das ihr in Gefahr seid!«

       Celena begriff nicht. Ihr Gesichtsausdruck vermochte in diesem Moment, dem des begriffsstutzigen Königs in nichts nachstehen. Hätte sie gewusst, was die Wegelagerin meinte, hätte sie womöglich eine findige Antwort auf der Zunge gehabt. So jedoch sah sie stirnrunzelnd hinab.

       »Wie ihr seht, bin ich nicht in Gefahr.«

       Isande zog, ohne weiter darauf einzugehen, ihren wuchtig aussehenden, fremdartig gekrümmten Dolch und reichte diesen Celena hinauf. In die blank polierte Klinge blickend, gab sie das Spiegelbild der Reiterin preis. Für einen Augenblick sahen ihr kristallene Augen entgegen. Einen Blinzelschlag später leuchtete das satte Blau ihrer eigenen Seelenfenster entgegen. Jenes Blau, welches, so erzählte ihre Mutter, bei ihrer Geburt kein Blau, sondern ein sanftes Braun gewesen sei. Seit dem verwandelte sich der Ozean ihrer Augen ab und an in eben jenen Erdton. Diese anderen Augen im Spiegelbild – das waren nicht die ihren. Verstehend nickte Celena.

       »Ich muss ihr also in dieser Gestalt begegnen, Morena«, wisperte sie.

       »Ein wirklich interessantes Kunststück«, erstaunte sich Isande. »Ihr seid es, Tousard.«

       »Nun … das … das war mir nicht bewusst«, grinste Celena verhalten.

       »Was mich brennend interessiert, was ist der Grund eures Hierseins.«

       »Eure alte Hüterfreundin hat wahrlich ausgefallene Methoden, jemanden um einen Gefallen zu bitten«, erklärte Isande ihr Erscheinen. »Während ihr … ach lassen wir das. Wir …« Sie deutete auf die drei Begleiter. Der eine ein wahrhaftiger Riese von einem Mensch namens Tharm. Der andere ein bartloser Zwerg mit dem ungewöhnlichen Namen Wollef und Breyton, eine hagere mürrische Gestalt in einer Uniformjacke. »Wir sind die Verstärkung.«

       »Jeamy hat euch …«

       »Nicht so wichtig. Wichtiger ist, ihr solltet den Rest des Weges auf euer Pferd verzichten. Wir sind nahe und es wäre nicht von Vorteil, lärmend anzurauschen.«

       »Richtig! Nur ein Irrer würde ein Schöpferhaus voller gläubiger Krieger stürmen«, maulte der Hagere.

      Kapitel 2

      Grau, eisig und abweisend war das Gemäuer. Deren dunklen Luköffnungen starrten lauernd in die verschneite Nacht hinaus.

       Schöpferhäuser hatten schauderhaft Schönes an sich. Ihre Mauern waren trutzig, trotzdem strahlten sie jene innere Ruhe aus, die Muse zur Kontemplation bot. Andererseits schlossen sie nicht allein ihre Bewohner dahinter ein, sondern beschränkten auch ihr Denken bis zu diesen Gemäuern. Nichts gelangte hinein. Nichts hinaus. Es waren Kerker – Kerker des Geistes.

       Lutek hatte einst, da sie einander erst kurze Zeit kannten, zunächst behauptet, der Frieden in Girets Mauern habe ihm gefallen. Später hingegen gestand er sich ein, dass ihn das Leben dahinter gelangweilt hatte.

       »Das soll ein Schöpferhaus sein?«

       Isandes Frage war berechtigt. Celena vermutete allerdings eher, dass hier deren Krieger ausgebildet wurden. Ein flüchtiger Blick hinüber, deutete darauf hin, dass sich hier mehr als die üblichen Gebäude hinter den Mauern verbargen. Es glich einer Castrum, denn nicht viel anders wirkte das Monstrum, an dessen Mauer sie Stellung bezogen hatten.

       »Und was jetzt? Durch die Vordertür?«, erkundigte sich Isande.

       Celena sah prüfend an dem Mauerwerk hinauf. Allzu hoch war es nicht, dennoch dachte sie nicht im Traum daran, sich einfach hineinzuschleichen. Man rechnete mit ihr. Bestenfalls mit ihren anderen Weggefährten, nicht jedoch mit einer Freibeuterin und ihren Männern, welche still leidend im Schnee vor sich hin bibberten.

       Nicht weit von ihrer Position befand sich zu ihrer Überraschung eine Mauereinsparung, in der eine eisenbeschlagene Tür aufblitzte. Der Seiteneingang erweckte den Eindruck, kaum einem Ansturm mit Hilfe eines Rammbocks nachgegeben zu wollen. Zumindest mit einer Wache hätte sie gerechnet. Allerdings, wenn man sie erwartete, dann war genau das die Einladung.

       Bedacht darauf kein Geräusch zu verursachen, drehte sie sich in hockender

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