In Mexiko Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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den Frieden zu geben, und dabei das Volk heranzubilden, den Ackerbau zu heben und Künste und Wissenschaften zu unterstützen.

      Edle Vorsätze, eines großherzigen Fürsten würdig – aber /50/ wie wenig paßten sie für das mexikanische Volk, für das in völliger Auslösung begriffene Reich!

      In der Woche arbeitete Maximilian unermüdlich mit seinen Räthen, revidirte nicht selten in eigener Person die Bureaux und entwarf und berieth neue Verordnungen, oder suchte eine Menge von eingerissenen Mißbräuchen abzustellen; den Sonntag dagegen verbrachte er in Chapultepec und gab dann auch Jedem, der ein dringendes Anliegen an ihn hatte, Audienz.

      Damit bürdete er sich freilich eine Last auf; denn gerade in damaliger Zeit trafen eine Menge von Abenteurern in Mexiko ein, die, durch ein aufblühendes Kaiserreich angelockt, diesem ihre oft vollkommen werthlosen Dienste anboten, in der Hoffnung, in kurzer Zeit einen Theil seiner Schätze sich anzueignen, die sie noch aus Montezuma's Zeit vor ihrer Phantasie heraufbeschworen. Daß Maximilian ein anderes Ziel verfolgte, daß er wirklich mit ernstem Willen daran ging, das mexikanische Reich aus der Asche seiner Revolutionen erstehen zu lassen, kümmerte sie wenig genug. Sie wollten allein die Beute theilen, die ihrer Meinung nach dabei abfiel, und um erst festen Fuß im Lande zu fassen, bedurfte es natürlich einer einträglichen Stellung.

      An solchen Sonntagen sah aber der Kaiser auch gern einzelne Gäste bei sich, mit denen er dann in freundschaftlichster und ungezwungenster Weise verkehrte. Er liebte ein offenes Wort, wenn es auch nicht immer mit seinen Ansichten übereinstimmte, und wich einer Debatte über streitige Punkte nie aus. Vorzugsweise gern unterhielt er sich aber mit Leuten, die das Land genau kannten, und hatte auch heute wieder Gäste bei sich gesehen.

      Es waren Don Jose Fernando Ramirez, der neue Minister des Aeußern, der junge Obrist Lopez und der Erzbischof Labastida zur Tafel gezogen worden. Das Gespräch hatte sich hauptsächlich um die Zustände in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gedreht, wo die Südstaaten wieder bedeutende Vortheile errungen haben sollten und jetzt sogar das Capitol von Washington bedrohten. Der Erzbischof schien sich aber nicht besonders wohl in der Gesellschaft zu fühlen; er hatte /51/ gehofft, sich ungestört mit dem Kaiser aussprechen zu können, und dabei störte ihn auf das Entschiedenste Ramirez, früher ein fester Anhänger des Expräsidenten Juarez und ebenfalls an dem Decret betheiligt, das im Jahre 1859 der Kirche fast jede Macht raubte. Bald nach aufgehobener Tafel schützte er Geschäfte vor, befahl seine Carrosse, und fuhr dann in dem mit sechs weißen Maulthieren bespannten Wagen in die Stadt zurück.

      Maximilian lächelte, als er es bemerkte, wie Ramirez, sobald sie der Prälat verließ, aus tiefer Brust aufathmete, als ob ihm eine Last von der Seele genommen wäre.

      „Sie sind nicht böse darüber, Ramirez," sagte er, „daß uns die „Kirche" verlassen hat, und Obrist Lopez schneidet ebenfalls ein ganz vergnügtes Gesicht."

      „Ich muß gestehen, Majestät, daß ich den frommen Herrn lieber gehen, als kommen sehe," sagte Ramirez trocken, „denn Gutes bringt er nie, und da ich genau weiß, daß er mich lieber mit einem Strick um den Hals an einem Baume als in der Stellung sähe, die ich jetzt durch Eure Majestät Huld und Vertrauen bekleide, so - halte ich es immer für besser, ihm aus dem Weg zu gehen, denn vertragen werden wir uns doch nie im Leben."

      „Sie thun ihm unrecht, Ramirez."

      „Ich glaube nicht, Majestät, und außerdem haben wir einen festen Barometer solcher Gefühle in unserem eigenen Herzen. Haß wie Liebe sind fast immer gegenseitig."

      „Glauben Sie wirklich?"

      „Haben Majestät das noch nie erprobt? Wenn wir uns zu Jemandem recht innig hingezogen fühlen, so - liegt es entweder in der Zuneigung, die wir ihm entgegentragen, oder in einer Sympathie der Seelen, wer kann cs sagen, aber ein ähnliches, wenn auch vielleicht schwächeres Gefühl dürfen wir gewiß in ihm erwarten."

      Der Kaiser war mit Ramirez auf die Terrasse hinausgetreten, die den freien und wunderherrlichen Blick nach den beiden Vulkanen öffnete. Ein Diener brachte auf seinen Wink Cigarren und Licht. Maximilian drehte den Kopf nach dem Saal zurück.

      "Lopez," sagte er lächelnd, „ist noch bei den Damen ge-/52/blieben; er erzählt lebendig, und die Kaiserin besonders hört ihn gern von seinen wilden Zügen sprechen. Mexiko war bis jetzt in der That ein Schauplatz für Abenteuer, und ich hoffe nur zu Gott, daß wir im Stande sind, es in eine geregeltere und friedlichere Bahn zu lenken. - Doch wovon wir vorher sprachen - also Sie glauben an Etwas, was ich den „ersten Eindruck" nennen möchte."

      „Das thue ich allerdings, Majestät."

      „Ich möchte Ihnen fast Recht geben; aber ist es nicht trotzdem ein etwas gefährliches Experiment, gerade zu fest darauf zu bauen?"

      „Ich gebe zu," sagte Ramirez, „daß wir oft durch eine glänzende Erscheinung bestochen werden können, aber -"

      „Was halten Sie von Miramon?" unterbrach ihn der Kaiser.

      „Wie kommen Majestät gerade auf Miramon?" sagte Ramirez, wirklich etwas betroffen, denn an denselben Mann hatte er in diesem Augenblick gedacht.

      „Weil Sie von einer glänzenden Erscheinung sprechen. Miramon hat jedenfalls etwas ungemein Edles und Offenes in seinen Zügen. Meinen Sie nicht auch?"

      „Ja," sagte Ramirez nach einigem Zögern, indem er langsam den Kopf halb zur Seite wandte; es war fast, als ob er sehen wollte, wer in seiner Nähe wäre. Der Diener aber hatte sich schon wieder zurückgezogen, und die Kaiserin verweilte noch mit ihren Damen und den gewöhnlichen Gästen des Hausstandes, bei denen Lopez zurückgeblieben, im Salon. „Eure Majestät haben Recht; man wird nicht leicht ein Gesicht finden, das so offen den Stempel seiner Seele zu tragen scheint, als gerade bei diesem, in vieler Hinsicht außerordentlich begabten und bevorzugten Mann -"

      „Aber?" sagte der Kaiser, „Sie wollten ein „Aber" hinzusetzen, nicht wahr?"

      „Ich weiß nicht, Majestät," sagte Ramirez ausweichend.

      „Sie trauen ihm doch nicht?"

      „Er ist ein treuer uud fester Anhänger des Klerus, Majestät, und die Kirche baut unbedingt auf ihn."

      „Aber wie mir gesagt wurde," erwiderte Maximilian und /53/ wandte dabei den Blick ab, „so wechseln die Meinungen und - Parteien hier in Mexiko oft und sehr rasch die Farbe. Ein vollkommen consequentes Ausharren soll wenigstens sehr selten vorkommen."

      Ramirez hatte seine Unterlippe mit den Zähnen gefaßt und sah einen Moment still vor sich nieder; der Kaiser war nicht selten in seinen Bemerkungen scharf und fast sarkastisch und er konnte diese recht gut auf sich selber beziehen; ob aber Maximilian fühlte, daß er vielleicht ein wenig zu weit gegangen sei und einen Mann nicht kränken dürfe, von dem er hoffte und wünschte, das schwere Werk eines Staatenbaues unter den jetzigen Verhältnissen zu vollenden, genug er fuhr lächelnd fort:

      „Das darf ich ihnen jedoch nicht übel nehmen, denn ich habe selber meine Meinung, wenn ich sah, daß ich im Irrthum gewesen, schon verschiedene Male geändert, ohne mich dessen zu schämen. Ja ich war stolz darauf, wenn ich mir sagen konnte, ich habe es aus innerer Ueberzeugung gethan."

      „Majestät verfolgten dabei nicht eigene Interessen," erwiderte Ramirez, der das Zugeständniß rasch fühlte, „aber Sie kennen unser Land doch noch nicht genügend, denn der Ehrgeiz hat hier schon manches sonst wackere Herz verdorben, und Miramon ist - wenn ich seine Gemahlin ausnehme - vielleicht der ehrgeizigste Mann Mexikos."

      Der Kaiser lachte. „Also Sie halten

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