In Mexiko Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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Aufzüge suchten dem Kaiserpaar zu nahen und ihm ebenfalls Blumen und Gedichte in den Wagen zu werfen. Selbst die Bildnisse des Kaisers wie der Kaiserin fehlten nicht; Raketen aber wie anderes Feuerwerk stieg am hellen, sonnigen Tag in die Luft empor, wie das bei allen Feierlichkeiten die wunderliche Sitte in ganz Südamerika ist.

      Auch an Miramon's Haus ging der Zug vorüber. Miramon selber stand mit seiner jungen, schönen Frau und den Kindern auf dem mittleren Balkon, und die Kinder streuten ebenfalls Blumen hinab. - Auch Seňora Miramon hielt einen lockern Strauß prachtvoller Rosen in der Hand und schaute, den rechten Arm auf die Balkonlehne gestützt, sinnend auf den gerade langsam vorbeifahrenden Wagen nieder. Mira mon sagte lächelnd:

      „Das mexikanische Volk bleibt sich doch immer gleich. Bei meinem Einzug fehlten eben so wenig diese Allegorien, wie die Blumen und Gedichte, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn viele dieser bunten Bänder die Reise aus Fenster oder Balkon in die Straße bei den verschiedensten Gelegenheiten schon vorher gemacht. Siehst Du, wie sie da einige Leute sorgsam aufheben?"

      „Und wenn Du wieder einzögst," sagte die junge Frau, /38/ indem ihr Blick unten von dem lebendigen Bild abschweifte und am Leeren haftete, „so würde Dir das Volk ebenso entgegenjubeln."

      „Gewiß, gewiß," nickte der General. „Volk bleibt Volk, und der Erfolg der alleinige Maßstab für dasselbe. Wohin Du siehst in der Welt, findest Du das Nämliche. Aber Du hast ja Deine Blumen nicht geworfen, Schatz?"

      „In der That, nein," sagte die Senora, „ich habe wahrlich gar nicht daran gedacht, aber die Herrschaften werden nicht böse darüber sein. Sie sind ja jetzt schon von Blumen fast bedeckt und können das Gewicht kaum tragen. - Wie das so wunderbar wechselt auf der Welt," setzte sie dann nach einer kurzen Pause sinnend hinzu: „Du, der frühere Präsident der Republik, stehst jetzt hier oben auf dem Balkon und siehst dem Einzug eines Kaisers zu."

      „Und ich darf dafür nicht einmal undankbar gegen mein Vaterland sein," lächelte der junge Mann, „denn Iturbide und Guerrero waren nicht so glücklich, das von sich sagen zu können."

      „Und nennst Du das ein Glück?" sagte die junge, schöne Frau, die Oberlippe dabei leicht emporwerfend.

      „Daß ich noch am Leben bin? gewiß," lachte Miramon, „aber paciencia, amiga, paciencia! Du kennst doch den Wahlspruch unseres Landes. Maximilian zieht zu einer bösen Zeit in Mexiko ein, böse in sofern, wenn er glaubt, daß er seine Herrscherwürde ruhig in den Schooß geworfen bekommt.

      Er wird Arbeit und Aerger, wenn nicht Schlimmeres, gerade genug finden. Ich wäre der Letzte, ihm das Alles, nur des Namens wegen, zu mißgönnen. Schafft er sich wirklich Ruhe, was ich noch sehr stark bezweifle, so verdient er sie sich auch im vollen Maße, und ich irre mich vielleicht kaum, wenn ich denke, daß er doch trotz alledem nur eben wieder für einen Andern arbeitet."

      „Für welchen Andern, Miguel?" frug rasch die Frau.

      ,,Quien sabe, Schatz," sagte achselzuckend Miramon, „jedenfalls erleben wir es noch, denn so lange dauert eine Umwandlung in unserem etwas veränderlichen Reiche nicht."

      „Und wenn sich das Volk nun doch ihm fügen sollte? Es hat die ewigen Revolutionen satt." /39/ „Das Volk, liebes Herz, hat mit der Sache gar nichts zu thun," sagte Miramon kopfschüttelnd, „und wird zu allerletzt deshalb befragt. Außerdem ist es ein Fremder, und Du weißt, wie rasch die Creolen geneigt sind, gegen den Partei zu nehmen - wenn es nämlich einmal nöthig werden sollte. Doch das Alles liegt noch in weiter Ferne, und weshalb sollten wir uns damit jetzt schon den schönen Tag trüben. - Sieh, der Zug nähert sich der Kathedrale, und ich glaube es wird Zeit, daß wir an unsere Toilette denken; wir kommen sonst wirklich zu spät zum Empfang."

      Die Seňora warf noch einen Blick die Straße hinab, dann sagte sie leise: „So habe ich Mexiko noch nie gesehen. Auch nicht ein Haus steht unbetheiligt an der Festlichkeit, und Kränze und Guirlanden winden sich von einem zum andern."

      „Weil es heute gerade gar keine Parteien in Mexiko giebt, als eben nur die kaiserliche, und deshalb wäre es directer Wahnsinn, einzeln dagegen aufzutreten; man setzte sich der Gefahr aus, gesteinigt zu werden. Laß aber Maximilian nur in sechs Monaten noch einmal versuchen, ein solches „Familienfest" zu arrangiren, und ich fürchte fast, daß es schon bedeutend dürftiger ausfiele, als an diesem Tag."

      „So kurze Zeit prophezeist Du dem Kaiserreich und hast Dich ihm doch selber zur Verfügung gestellt?"

      „Weil ich nicht gern Unmögliches versuchen und gegen den Strom schwimmen mag, wenn ich einen Kanal finde, der mich in ruhiger und bequemer Weise vorwärts bringt. Wir müssen überhaupt erst sehen, was geschieht, und Labastida selber steht ja gegenwärtig vollkommen auf Seite des neuen Monarchen. So lange der aber dort aushält, haben wir einen ganz vortrefflichen Compaß, nach dem wir steuern können."

      „Und wenn er von ihm weicht?"

      „Paciencia. Siehst Du die dunkeln Wolken dort am Himmel aufsteigen? Vielleicht bedeuten sie Regen und Sturm, vielleicht ziehen sie harmlos vorüber. Wir werden ja sehen, wie sich Alles gestaltet, und nun laß uns an den Abend denken." /40/

      *

      „Wohin, Silvestre?" rief den von der Plaza zurückkehrenden jungen Almeja einer seiner Stadtfreundc an, der auf schaumbedeckten Pferde, wie auch selber staubig und erhitzt, seinen Rappen eben einzügelte und gar nicht in die festlich geschmückten Straßen zu passen schien, „ist die Ceremonie schon vorbei?"

      „Noch nicht, Mauricio," sagte Silvestre, indem er sein eigenes Thier zum Stehen brachte. „Labastida hat sie eben an der Kathedrale empfangen, und dort wird jetzt ein Te Deum gefeiert, das mir ein wenig zu langweilig war, um es mitzumachen. Aber woher kommst Du, und weshalb hast Du den Einzug versäumt? Er war pompös."

      „Carajo,"7 rief der junge Mann ärgerlich, und sein Pferd bäumte empor, weil er es unwillkürlich mit dem Sporn berührte, „ich habe die ganze Geschichte total verschlafen. Gestern Abend fingen wir in Tacubaja an zu spielen und spielten bis heute Morgen halb sechs Uhr. Da war ich denn so todmüde und eigentlich auch nicht in der rechten Stimmung."

      „Du hast wieder verloren, wie?"

      „Achttausend Pesos an den verwünschten Italiener, der mit Bazaine herübergekommen. Ich wollte, der Lump hätte Mexiko nie betreten, denn er hat entweder ein ganz unverschämtes Glück oder -"

      „Oder?"

      „Er spielt falsch," zischte der junge Mann zwischen den Zähnen durch; „aber Gnade ihm Gott, wenn ich ihn einmal dabei ertappe."

      „Ich würde ihm nicht mehr zu nahe kommen."

      „Ich muß mein Geld wieder haben."

      „Cuidado! (Nimm dich in Acht) Aber wohin wolltest Du jetzt?" /41/

      „Noch etwas vom Zuge oder von den Leuten sehen, wenn es möglich ist, und wohin willst Du?"

      „Nach Hause, um mich zum Diner im Palais umzuziehen. Ihr seid doch auch geladen?"

      „Wahrscheinlich, ich war nicht zu Hause; aber das hat noch Zeit, und außerdem liegt mir verwünscht wenig daran. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dort weder geraucht, noch gespielt."

      „Du bist unverbesserlich."

      „Ich muß mein Geld wieder haben," sagte der junge, etwas wüst aussehende Mensch, der aber trotzdem einer der ersten Familien des Landes angehörte. Damit gab er seinem Thier

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