In Mexiko Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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mich sehr wundern, wenn er sich nicht den Klerikalen inniger als irgend einer der übrigen Parteien zuneigte - ist auch von einem österreichischen Prinzen gar nicht anders zu erwarten. Die „Schwarzen" verlangen aber eine Unmöglichkeit: „Herausgabe der confiscirten Kirchengüter", und folgte er ihnen darin, so stieße er nicht allein den ganzen Besitz des Landes um, sondern brächte sich in die schwierigste Lage mit fremden Ansässigen und fremden Regierungen. Die meisten der „liegenden Gründe", die früher der Geistlichkeit gehörten, sind ja doch nun einmal in fremden Händen und wieder und wiederverkauft, so daß es eine Heidenconfusion gäbe, wenn man die Sache auf einmal wollte ungeschehen machen."

      „Sie haben ja selber das Kloster San Sebastian gekauft," lächelte Bastiani.

      „Allerdings," nickte Romero, aber mit etwas unterdrückter Stimme, indem er einen, wie scheuen Blick nach dem Wagen und seiner Frau hinüberwarf, „es bot mir die größten Vortheile. Aerger mußte ich aber genug dafür hinunterschlucken." /34/

      „Ihre Frau war nicht damit einverstanden?"

      „Außer sich darüber, amigo. Die verwünschten Pfaffen haben ihr die Hölle heiß gemacht und bohren und drängen selbst jetzt noch in einem fort. Macht der Kaiser dann noch einen unüberlegten Streich und läßt sich von der Geistlichkeit beschwatzen, so ist der Teufel vollständig los, denn er hat dann alle Pfaffen und Weiber auf seiner Seite."

      „In der letzten Zeit habe ich übrigens gar nichts davon gehört, daß eins der noch leer stehenden Klöster verkauft wäre, und doch traten die Franzosen dem nirgends in den Weg," sagte Bastiani.

      „Nein, das in der That nicht," meinte Romero; „wer aber soll unter den jetzigen Umständen, wo man gar nicht weiß, ob ein solcher Handel noch rechtskräftig gemacht wird, sein gutes Geld in die Schanze schlagen? Erst müssen wir abwarten, wie sich Maximilian der Geistlichkeit gegenüber stellt. Ich bin übrigens froh, daß ich nicht den Wirrwarr durchzumachen habe, der den neuen Kaiser erwartet. Viel Ruhe wird er nicht bekommen."

      Bastiani nickte leise vor sich hin mit dem Kopf. „Wenn er das Decret," sagte er, „das die Güter der „todten Hand" ihren jetzigen Besitzern läßt, nicht annullirt, so ist die schönste Revolution gleich wieder fertig, denn die Geistlichen geben in dem Fall keine Ruhe."

      „Und wenn er es annullirt, so treibt er die Hälfte seiner Anhänger in's Lager der Liberalen," erwiderte Romero; „ich möchte wahrhaftig nicht an seiner Stelle sein."

      „Und doch giebt es Manche, die es möchten," sagte Bastian:, „und - vielleicht auch noch nicht alle Hoffnung aufgegeben haben."

      „Möglich schon," nickte Romero, „aber wen meinen Sie?"

      „Es ist besser, keine Namen zu nennen," sagte der vorsichtige Mexikaner, „wir wollen's abwarten. Uebrigens möchte ich den einzelnen Menschen sehen, dem es unter den gegenwärtigen Umständen gelingen sollte, Ruhe in diesem Land zu halten und den Frieden herzustellen."

      „Und was würde ihn daran verhindern?"

      „Nur vier Unmöglichkeiten," sagte Bastiani. „Erstlich /35/ und vor allen anderen die Kirchenfrage, die allein schon genügt; dann unsere äußere Schuld; dann der Haß der Parteien mit offener Revolution im ganzen Land, und zuletzt, aber nicht als Geringstes, das französische Heer, das ihm hier auf dem Halse sitzt und das wieder los zu werden, ihm Mühe genug kosten wird. Und dabei warten die Parteien nur darauf, zu sehen, welche er begünstigt, um dann ebenfalls über ihn herzufallen."

      „Sie entwerfen ein freundliches Bild von unseren Zuständen," lachte Romero, „und ich fürchte fast, Sie haben in vielen Dingen Recht, aber que importa? - wir können nichts in der Sache thun, als sie eben abwarten, und das hat Maximilian doch wenigstens für sich, daß ihn das Volk in seiner ungeheuern Mehrzahl zum Kaiser selbst verlangte -"

      „Aber bester Romero," sagte der alte Herr, „Sie reden von einer Abstimmung in Mexiko. Wissen Sie nicht, was eine solche zu bedeuten hat?"

      „Nun, den Willen des Volkes," rief Romero eifrig aus, „und wenn Sie heute noch einmal den Versuch machten, bin ich fest überzeugt, daß er Tausende von Stimmen mehr bekommen würde."

      „Gewiß würde er das," lachte Bastiani, „und weshalb nicht? Wollte er in diesem Augenblick über das Kaiserreich abstimmen lassen, so glaube ich nicht, daß es zehn Menschen in der ganzen Stadt und wenig mehr im benachbarten Land gäbe, die ihm ihre Stimme vorenthielten, aber was will das sagen? Lassen Sie Juarez aus seinen Bergen vorbrechen, die Franzosen einmal schlagen und nachher über ihn abstimmen, so haben Sie das nämliche Resultat für den Indianer. Daß Maximilian eine Abstimmung in Mexiko nur verlangte, beweist, daß er das Land nicht kennt, wenn nicht überhaupt die Annahme der Krone schon den vollgültigsten Beleg dafür böte."

      „Sie kommen! sie kommen!" tonte der laute Ruf durch die Reihen, und natürlich war dadurch jedes weitere Gespräch abgebrochen, ja jeder andere Gedanke gebannt. Die Equipagen fuhren rechts und links zur Seite, die Reiter, von denen nur ein Theil als Escorte voraussprengte, trennten sich /36/ ebenfalls, und jetzt kam der Zug, von dem mehr und mehr anschwellenden Willkommensrufe begrüßt, heran. Zu einem wahren Enthusiasmus aber steigerte sich derselbe, als man das junge, schöne Paar im Wagen erst erkannte.

      Das war in der That ein Fürst, wie sie ihn sich gedacht; das war eine Kaiserin, die an seiner Seite saß, edel und schön, stolz und königlich. Der Jubel schwoll auch zu einem wahren Freudenrausch an, als das hohe Paar langsam zwischen den Wagen und Reitern, die sich dem Zug dann anschlössen, hindurchfuhr. Die Damen warfen ihre Blumen in den Wagen und schwenkten die Tücher, die Herren hoben ihre Hüte, und die donnernden Vivats pflanzten sich fort auf der Straße bis in die künftige Residenz hinein.

      Maximilian schaute hinaus auf sein neues Volk und auf dessen lauten und jetzt unzweifelhaft aus dem Herzen kommenden Jubel, und zwei helle Thränen glänzten in seinen Augen. Er war so ergriffen, daß er sich Mühe geben mußte, seine Ruhe zu bewahren. Desto unbefangener und fester zeigte sich aber die Kaiserin. Sie dankte mit huldvollem Lächeln nach allen Seiten hin, aber auf ihren schönen, doch etwas kalten Zügen lag deutlich die Freude und Genugthuung über diesen Empfang. Sie war sich des Augenblicks vollkommen bewußt und genoß ihn, während Maximilian selber, in der Erfüllung eines lange vorgeschwebten Zieles, alle Kraft anwenden mußte, um Fassung zu zeigen und dem Publikum nicht zu verrathen, welches tief empfundene Glück sein Herz in diesem Augenblick bewege.

      Und der Zug wuchs. Als sie sich den Thoren der Stadt näherten, ritt an der rechten Seite des Kaisers General Ba zaine, der den Monarchen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte. Mit ihm umgaben Graf Bombelles, der Commandant der Garde, die Adjutanten und viele andere Officiere die Equipage des Herrscherpaares. Voraus bildete sich dabei der Zug der Ayuntamientos und höheren Beamten, und nach folgte das Volk, mit zahllosen Indianern dazwischen, während Mexiko selber im Festschmuck prangte.

      Eine Masse von Triumphbogen waren errichtet, die Straßen, durch welche der Zug ging, sämmtlich mit Guirlanden, Fahnen /37/und Draperien, die letzteren meist in den mexikanischen Farben, geschmückt; die Balköne, in der ersten wie zweiten Etage der Häuser, mit geputzten Damen und Kindern gefüllt, welche dann Blumen und seidene, mit Gedichten bedruckte Bänder über die vorbeifahrenden Majestäten ausschütteten.

      Viele kleine Privataufzüge wurden dabei improvisirt, wie sie auch noch nie beim Einzug irgend eines der übrigen Präsidenten gefehlt hatten, und das geschieht fast stets mit Hülfe von kleinen, hübschen und phantastisch angezogenen Kindern, die entweder von mexikanischen Flaggen umgeben, in künstlichen Muscheln getragen oder auch von Maulthiercn gezogen werden. Die Figur oder auch Gruppe stattet man dabei stets allegorisch aus, worin die Mexikaner eine große Fertigkeit zeigen, so daß sie sinnbildlich das Land selber, bald die Freiheit, bald den Sieg,

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