In Mexiko Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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      Aber Ruhe wurde ihm dort nicht viel gelassen, denn die verschiedensten Parteien wußten recht gut, daß sie die erste Zeit, wo nach keine festen Entschlüsse gefaßt sein konnten, auch benutzen müßten, um de» neuen Herrscher ihren Interessen zu gewinnen. Dem Kaiser selber lag aber natürlich ebenso daran, die verschiedenen Wünsche des Landes zu hören, wie dessen Bedürfnisse kennen zu lernen. Es war ihm wohlbekannt, welcher Zwiespalt die verschiedenen Klassen der Gesellschaft /46/ sowohl, wie die Parteien entzweite; und nur dadurch, daß er gründlich auf ihre Wünsche wie Forderungen hörte, glaubte er sich ein treues Bild des Ganzen zu bilden und dann nach eigenem Urtheil - immer ja nur das Beste des Landes im Auge haltend - seine Entscheidung zu treffen.

      Am thätigsten zeigte sich dabei, wie das gewöhnlich und überall der Fall ist, die Kirchenpartei, die sich auch schon dadurch im Vortheil gegen die Uebrigen befand, daß sie nicht allein ein festgeschlossenes Ganze bildete, sondern auch ein ganz bestimmtes und scharf ausgeprägtes Ziel verfolgte. Ein Abweichen davon, ein Zwiespalt in ihren eigenen Gliedern fand nicht statt - und mit dem alten Kunstgriff, Religion und Kirche zu idcntificiren, hielt sie - die alte Geschichte - mit der rechten Hand das Kreuz und mit der linken den Klingelbeutel.

      Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß Maximilian, als er das Land betrat, die Absicht mitbrachte, die Klerikalen, deren Eifer und Unterstützung er ja doch zum großen Theil mit seine Wahl verdankte, von dem Druck zu befreien, den des Indianers Juarez Hand auf sie gelegt. Es kann recht gut sein, daß er sich früher - und ehe er die Verhältnisse näher kannte - mit dem Gedanken getragen, ja vielleicht selbst beabsichtigt hatte, die der Kirche entrissenen Güter wieder zurück zu erstatten und ein Gesetz aufzuheben, das Juarez schon im Jahre 1859 von Vera-Cruz aus gegeben, und das einfach sämmtliche Liegenschaften der Geistlichkeit - die wirklichen Kirchen ausgenommen - zu Gunsten des Staates mit Beschlag belegte. Ehe er aber an die Ausführung ging, war er vorsichtig genug gewesen, die Stimmung des ganzen Landes, d. h. wenigstens die Stimmung der verschiedenen Parteiführer darüber zu hören, und mußte denn allerdings bald finden, daß es - wenn auch von den „Liberalen" ausgegangen, schon so in alle Schichten der Gesellschaft eingegriffen hatte, um nicht mehr mit einem Federstrich beseitigt zu werden.

      Maximilian war tief religiös, aber dabei auch zu aufgeklärt, um nicht zu fühlen, wie das geistliche Regiment mehr Rechte beanspruchte, als sich eigentlich mit der, trotzdem zur Schau getragenen, christlichen Demuth vertrug. So hatten /47/ diese Herren denn auch im ganzen Reiche eine solche Unmasse von Besitzungen an Gebäuden sowohl wie an Boden in Anspruch genommen, daß ihnen z. B. in Puebla reichlich ein Drittheil der ganzen Stadt gehörte, und der Kaiser konnte sich nicht verhehlen, daß für das Land selber ein Gesetz wohlthätig wirken müsse, welches diese ungeheuern Besitzungen in den Bereich industrieller Unternehmungen brachte.

      Ob sich die Maßregel vom juristischen Standpunkt aus nicht anfechten ließ, war wieder eine Frage, obgleich auch diese wohl nicht zu Gunsten der Geistlichkeit entschieden wäre, da die Priester, als die früheren Herren des Landes, wohl kaum einen Quadratfuß dieser ganzen Liegenschaften wirklich gekauft, sondern was sie gebraucht oder auch nur gewünscht, einfach in Besitz genommen hatten. Jetzt aber gestaltete sich eine Wiederherausgabe der geistlichen Güter, wie Maximilian bald fand, fast zu einer Unmöglichkeit, denn wenn auch allerdings ein großer Theil derselben noch unverkauft lag, so waren doch schon zahlreiche Klöster, besonders in der Hauptstadt selber, nicht allein in den Besitz Einheimischer, sondern auch Fremder übergegangen, und theils durchbrochen, um Straßen herzustellen, theils auch in Wohnhäuser und Niederlagen umgewandelt worden.

      Außerdem hatte die Geistlichkeit ihre früheren Reichthümer nicht etwa dazu benutzt, um das Land selber zu heben und durch Schulen oder andere Institute das Volk aufzuklären - das lag nicht in ihrem Zweck, sondern weit eher Revolutionen anzuzetteln und ihnen mißliebige Regierungen zu beseitigen. Durch Juarez' Decret war sie aber darin beschränkt worden, sie sah sich nicht allein beraubt sondern auch in ihrer „weltlichen Macht" gebrochen, und ihr Grimm darüber, wie der Eifer, den sie entwickelte, um ihre verlorenen „Rechte" wieder zu erobern, läßt sich erklären.

      Maximilian erkannte vielleicht damals schon, in welcher schwierigen und gefährlichen Stellung er sich befand, wenn er von vornherein das ganze Pfaffenthum gegen sich bekam. Die verschiedenen Parteiführer, die er darüber sprach, verwirrten ihn aber noch mehr, denn kein einziger schien sich wirklich um das Beste des Landes zu kümmern, sondern nur /48/ immer und allein sein eigenes und damit das Interesse der besondern Partei im Auge zu haben.

      Maximilian wollte selber sehen und hören, und trat deshalb schon im August seine Reise durch einen Theil der Staaten an. Bis zu seiner Rückkehr waren daher entscheidende Maßregeln, feste Besetzung der Ministerien, selbst ein Entschluß in der Kirchenfrage verschoben worden, und die Kaiserin regierte, mit Almonte11 an ihrer Seite, indessen in Mexiko, während die französischen Generale emsig bemüht blieben und in der That alle Kräfte aufboten, um im Norden wie Süden die noch bestehenden „Rebellenbanden", wie man die Republikaner nannte, zurückzuwerfen und aufzureiben.

      So tapfer sich aber auch dabei die Franzosen zeigen mochten, so stellte ihnen doch das Land selber mit seiner unwegsamen Wildniß und ungeheuern Ausdehnung die größten Schwierigkeiten entgegen, und der Feind, zehnmal geschlagen, fand doch immer wieder Schlupfwinkel, durch die er entkommen und sich weiter entfernt wieder sammeln konnte. Die Franzosen nahmen fast alle Plätze, gegen die sie vorrückten, aber - sie konnten dieselben nicht behaupten, denn es war unmöglich, in diese Entfernungen das nöthige Kriegsmaterial wie Proviant zu schaffen. - Sowie sie sich zurückzogen, rückten die Republikaner wieder nach, und cs blieb nichts Anderes als eine Sisyphus-Arbeit, der sie sich unterzogen.

      Während der Reise des Kaisers hielten sich die Führer der verschiedenen Parteien noch vollständig ruhig - sogar der Klerus schien geduldig vor allen Dingen die Rückkehr des Monarchen abzuwarten, wozu auch das viel beitragen mochte, daß Labastida, der Erzbischof, mit dem General Bazaine auf einem sehr gespannten Fuß stand und mit ihm unter keiner Bedingung verhandelt hätte. Als aber Maximilian endlich zurückkehrte, preßte die Geistlichkeit in geschlossener Phalanx vor.

      Aber der Kaiser hatte in der Zeit doch eingesehen, daß er dem Drängen des Klerus nicht nachgeben durfte, wenn er nicht augenblicklich wieder eine Revolution heraufbeschwören wollte. Konnte doch dieselbe sogar noch durch die ganze Partei der Conservativen, also die Besitzenden, unterstützt werden, /49/ und mußte gefährliche Dimensionen annehmen, sobald sich diese mit den Liberalen vereinigten.

      Uebrigens kannte Maximilian schon ziemlich genau die Stützen, welche der Klerus in der Hauptstadt hatte, und suchte sie für sich zu gewinnen - vergebenes Bemühen. Miramon selber war ein häufiger Gast auf Chapultepec, und mit seinem geschmeidigen Wesen fügte er sich in Alles, sobald es nicht die Hauptsache berührte. Dann aber hielt diese Partei ihm nur immer mit Achselzucken das starre Non possumus12 entgegen, und es ließ sich mit ihr eben in keiner Weise unterhandeln. Es gab da nur zwei Wege: er mußte sich ihr fügen oder sie bekämpfen. Ein Compromiß zwischen beiden lag nicht im Bereich der Möglichkeit. Das Einzige deshalb, worauf Maximilian hoffen konnte, war der Erfolg seines eigenen Strebens, daß die Mexikaner nämlich einsehen und erfahren sollten, wie er selber nur das Beste des Landes und der Bevölkerung im Auge habe. Gelang ihm das, so konnte er den Klerus wenigstens isoliren und brauchte ihn nicht mehr zu fürchten.

      Unermüdlich war er dabei mit seinen Räthen beschäftigt, um dem Lande nützliche Gesetze und Verordnungen zu geben, die freilich anfangs nur noch auf dem Papier bleiben mußten, aber einmal erlassen auch in nur etwas ruhiger Zeit leicht ausgeführt werden konnten. Auch das Ministerium, das er ernannte, zeugte davon, daß er der liberalen Partei keinen Haß entgegentrug. Wie er selbst an Benito Juarez einen versöhnenden Brief schrieb, der aber von diesem kalt und halb drohend beantwortet wurde, so begünstigte er fast auffallend liberale Persönlichkeiten, und zwar so entschieden, daß man schon anfing, ihm einen Vorwurf daraus zu machen, aber er ließ sich nicht mehr beirren. Er hatte sich einmal seinen Weg vorgezeichnet und glaubte fest, daß es ihm gelingen müsse, sich

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