In Mexiko Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
In Mexiko Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

Rudolfo, Mensch, wo kommst Du her?" flüsterte ein Mestize, der etwa dem niedern Bürgerstande angehören mochte, einem Sambo8 zu, der, sein Gesicht mit einer alten Zarape halb verdeckt, einen arg mitgenommenen Strohhut auf dem Kopf und Sandalen an den Füßen, eben an ihm vorüber und die Straße hinab wollte. Der Mestize sah gegen ihn ganz anständig aus und war in die ächt mexikanische Tracht gekleidet, mit dem breitrandigen, sogar ein wenig geflickten Filzhut, den an der Außenseite geschlitzten und dicht mit runden Knöpfen besetzten Beinkleidern und schneeweißen Unterhosen, die durch den Schlitz sichtbar wurden. Das Begegnen des jedenfalls genau Gekannten schien ihn auch nicht besonders zu freuen, denn er warf den Blick wie ängstlich umher, als ob er fürchte, von irgend Jemandem hier öffentlich mit ihm gesehen zu werden.

      „Carajo, Gcronimo," lachte der Sambo, der aber ebenfalls den Blick nach rechts und links die Straße hinabwarf, ohne die, sein Gesicht halbverhüllende Zarape herunter zu nehmen, „und was treibst D u hier in Mexiko? - Ave Maria, Mann, /42/ Du siehst ja wie ein Caballero aus! Die Geschäfte müssen gut gegangen sein. Komm, laß uns ein Glas Pulque9 zusammen trinken, denn hier draußen möchte ich nicht gern eine lange Unterhaltung führen."

      „Und wenn Du erkannt wirst?"

      „Bah," lachte der Sambo, „die Parteien wechseln jetzt so rasch, daß Keiner vom Andern weiß, ob er zu der oder jener gehört. Und wenn ich wirklich erkannt würde, so sagte ich einfach, daß ich gut kaiserlich geworden wäre, und ließe mich unter die Soldaten stecken. - Wäre noch außerdem Profit, denn ich brächte gleich eine gute Muskete mit nach Hause."

      „Und wohin willst Du jetzt?" frug Gerónimo, indem er ihn am Arm faßte und einer der kleinen Seitenstraßen zuschob.

      „Wohin? - vielleicht zu Juarez zurück nach Monterey - vielleicht bleibe ich noch in der Stadt."

      „Bst - nicht so laut," meinte der vorsichtigere Mestize, - „es giebt in diesem Augenblick keinen gefährlicheren Namen als den in Mexiko."

      „Er wird ihnen noch gefährlicher werden," lachte der Sambo, „denn der Schwindel hier kann ja doch nicht lange dauern."

      „Und wie steht's dort oben?"

      „Gut - die Franzosen, die Gott verdammen möge, haben uns allerdings eine Zeit lang hin und her gehetzt, aber nichts hilft's ihnen - es ist, als ob sie Quecksilber in einem Sieb fangen wollten, und bald genug werden sie dessen müde werden."

      „Aber was kann er ausrichten?"

      „Werdet's bald hier merken. Vor vier Wochen war ich über dem Rio Grande drüben; die Amerikaner sind ganz des Teufels darauf, hier einzurücken."

      „Die haben selber alle Hände voll zu thun."

      „Schadet nichts, werden schon damit fertig werden, und dann sind sie wie ein Wetter bei der Hand - aber da drüben /43/ ist die Pulqueria - komm, der Wirth ist ein alter Freund - dort können wir noch ein Stündchen zusammen plaudern, und dann muß ich wieder fort. Bin gerade zur rechten Zeit hier eingetroffen, um die Komödie mit anzusehen."

      3.

      Auf Chapultepec.

      Die nächste Zeit verging den Bewohnern von Mexiko wie in einem Taumel, denn sie kamen vor lauter Festlichkeiten, Bällen, Paraden, Illuminationen und Aufzügen gar nicht zu sich selber. Den ersten außerordentlich glänzenden Ball veranstaltete der Kaiser im Theater, dann folgte Bazaine mit einem andern, der allerdings ein wenig böses Blut machte, denn die Einladungen waren ziemlich rücksichtslos abgefaßt. Aber wer hatte jetzt gerade Zeit, über derartige Kleinigkeiten lange nachzugrübeln, und wo sich nur das Kaiserpaar blicken ließ, empfing es ein so lauter und unverkennbar von Herzen kommender Jubel, daß Maximilian über die Stimmung, die in dieser Zeit in der Hauptstadt herrschte, wahrlich nicht in Zweifel sein konnte. Das aber setzte ihn über tausend andere Kleinigkeiten, die ihm sonst vielleicht störend genug entgegengetreten wären, leicht hinweg.

      Im Palacio an der Plaza, wo er seine Wohnung nehmen sollte, war fast noch nichts zu seinem Empfang geschehen. Nichts wenigstens, wie es ein europäischer Fürstensohn aus solchem Stamm gewohnt gewesen, und auch hier erwartet haben mochte. Selbst die ganzen Baulichkeiten des Palastes entsprachen wohl dem Land und Klima, aber doch nicht größeren Ansprüchen, und die mit der Einrichtung betrauten Beamten geriethen fast außer sich, als sie die Gemächer sahen, in welchen der Kaiser und die Kaiserin wohnen sollten. /44/

      Einzelne Stücke zeigten allerdings die höchste Pracht, so ein Toilettetisch z. B., den die Damen von Mexiko der Monarchin bescheert; sonst aber verriethen schon halb abgenutzte Teppiche, ordinäre Tapeten und tausend andere Dinge, daß die bisherigen Regenten Mexikos diese Räume früher wohl einmal bewohnt, aber noch nie Zeit und Gelegenheit gehabt hatten, sich selbst nur behaglich darin einzurichten.

      Maximilian, an andere Umgebungen gewöhnt, konnte sich hier natürlich nicht wohl und zu Hause fühlen. Das aber waren doch nur Kleinigkeiten und Nebensachen, die sich alle mit der Zeit und einigem Kostenaufwand verbessern ließen. Dazu freilich war es nöthig, daß man eine Menge von Arbeitern in den Räumen beschäftigte, und um diesen theils aus dem Weg zu gehen, theils auch einem etwas romantischen Zug folgend, der ihn ja bis jetzt auf seiner ganzen Bahn geleitet, beschloß der Kaiser, den alten Königssitz Montezuma's, das etwa eine gute halbe Stunde von Mexiko gelegene Schloß Chapultepec, zu seinem nächsten Aufenthaltsort zu wählen.

      Eine schönere Lage hat kein Schloß der Erde, in welchem Welttheil es auch liegen möge, und ob es auf hohem Fels am Meere, von Schneegebirgcn überragt, in schattige Buchen und dunkle Tannen hineingeschmiegt, oder von palmengekröntcn Hängen umgeben wäre.

      Chapultepec, mit gerade nicht hervorragenden architektonischen Formen, ist aber, fast im Mittelpunkt des ganzen Thals von Mexiko, auf einem jener kleinen Hügel erbaut, die, unmittelbar aus der Ebene emporsteigend, der ganzen mexikanischen Hochebene charakteristisch und jedenfalls vulkanischen Ursprungs sind.

      Am Fuß dieses Hügels, und wahrscheinlich die Ueberreste eines uralten, den Göttern geweihten Haines bildend, stehen jene mächtigen Cedern mit kolossalem Stamm und Wipfel, unter denen Geschlecht nach Geschlecht wandelte - und wandeln wird, und oben aus den Gipfel haben die früheren spanischen Vicekönige ein festes Schloß mit hohen Mauern und Wällen gesetzt, das eine Rundsicht bietet, wie sie auf der Welt kaum weiter gefunden wird.

      Gerade voraus, nach Osten zu, vielleicht in Ost-Südost, /45/ liegen die herrlichen schneebedeckten Vulkane, der Popocatepetl und der Ixtaccihuatl oder die weiße Frau - der erstere spitz und pyramidenartig, der andere mit langgestrecktem Gipfel und in den Umrissen einer ruhenden, mit einem riesigen weißen Tuch überdeckten Frauengestalt nicht unähnlich.10 Links davon dehnte sich der Höhenzug aus, der die Thäler Mexikos und Pueblas von einander scheidet - den Mittelgrund bildeten die Seen, links die Texkoko, rechts der Chalco und Kochimilco, und den Vordergrund die weit ausgedehnte Hauptstadt mit ihren geradausgelegtcn Straßen und von zahllosen kleinen Dörfern, Städtchen und Hacienden umgeben, während links an den sich dort aufthürmenden Hängen der Wallfahrtsort Guadalupe, rechts das freundliche Tacubaya und viele andere kleine Ortschaften sichtbar wurden, und weitere Höhenzüge, sich an die vorderen anschließend, ein vollständiges und für sich abgeschlossenes Panorama bildeten.

      Dort hinauf verlegte Maximilian, nur wenige Tage nach der Ankunft in der Hauptstadt, seine Residenz; und wenn er auch hier, vom Luxus ganz abgesehen, so wenig Bequemlichkeiten fand, daß er in der ersten Nacht genöthigt wurde auf einfacher Matratze in der Veranda des innern Schlosses zu schlafen, so setzte er sich in seiner liebenswürdigen Einfachheit leicht darüber hinweg. Die wundervolle Lage, die historische Erinnerung des Platzes entschädigte ihn für alles Uebrige, und selbst die sonst so

Скачать книгу