Nach Amerika! Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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Nach Amerika! Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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wir», sagte der Bauer und sah seinen Nachbarn an.

       «Ich bin Ihnen sehr dankbar», unterbrach den Sprecher hier der junge Mann, der indessen die Zeitung nachgesehen und sich Einzelnes daraus notiert hatte.

       «Bitte», sagte Herr Weigel und nahm ihm das Blatt, ohne sich weiter um ihn zu bekümmern, aus der Hand und wandte sich wieder zu den Bauern, als der junge Fremde sich mit einem artigen «Guten Morgen, meine Herren!» empfahl.

       «Adje, Herr – Herr Schnellig», rief der Agent ziemlich laut hinter ihm her, ohne sich weiter nach ihm umzudrehen, während die Bauern freundlich den Gruß in ihrer Art erwiderten.

       «Wer war der junge Herr?» frug der erste Sprecher aber, als er die Tür rasch hinter sich ins Schloß gedrückt.

       «Ach, ein armer Teufel, der gern mit umsonst nach Amerika hinüber möchte!» sagte Herr Weigel. «Er tat zwar, als wär es nur für einen armen Verwandten, aber, hehehe, derlei Ausreden kennen wir schon – kommen alle Wochen vor.»

       «Umsonst mit nach Amerika?» sage der erste Sprecher verwundert. «D e r sieht doch nicht aus, als ob er etwas umsonst haben wollte, der ging ja s o fein gekleidet, Donnerwetter – mit Handschuhen und allem… »

       «Ja, auswendig sind die Leute in der Stadt meist alle schwarz und sauber angestrichen», lachte Herr Weigel, «aber inwendig, in den Taschen, da harperts nachher. Wer aber ein bißchen Übung darin hat, kann auch schon obenauf erkennen, ob der Lack echt oder bloß nachgemacht ist, hehehe!»

       «Bei dem war er wohl nachgemacht?» sagte der zweite Bauer, dem Anschein nach gerade nicht unzufrieden damit, daß der ,glatte Stadtmensch’ nicht so viel galt wie sie, und daß der Auswanderungsmann das sogleich durchschaut hatte. Herr Weigel nickte, seine Zeit war ihm aber kostbarer, als sie noch länger an jemanden zu verschwenden, bei dem er doch voraussah, daß er von ihm keinen Nutzen haben würde, und er suchte das Gespräch wieder dem mehr praktischen Anliegen der drei Bauern zuzulenken.

       «Also Sie wollten mitsammen nach Amerika gehen und sich eine ordentliche Farm gleich mit Land, Vieh, Häusern und was dazu gehört ankaufen, he ? – Wär keine so schlechte Idee!»

       «Ja, erst möchten wir aber einmal wissen, wie die Sache steht», sagte der erste wieder, der Menzel hieß. «Wenn man über einen Zaun springen will, ist es viel vernünftiger, daß man erst einmal hinüberguckt, was drüben ist, und wenn man das nicht kann, daß man jemanden fragt, der es genau weiß. Sind denn die Farmen da drüben wirklich so billig ? – Ist das wahr, daß man dort noch gutes, frisches Land für ein und einen Vierteltaler kaufen kann?»

       «Taler? – Nein», sagte Herr Weigel. « D o l l a r. »

       «Ja nun, das ist aber auch nicht viel mehr», meinte der zweite, Müller.

       «Nun, ein Dollar ist ungefähr ein Speziestaler», sagte Herr Weigel. «Lassen Sie mich einmal sehen – die stehen jetzt – stehen jetzt 1 Thlr. 12 ½ Silber- oder Neugroschen.»

       «Nu ja», sagte Menzel wieder, «das ist aber immer kein Geld – und für tausend Dollars kauft man da eine fix und fertig eingerichtete F a r m, wie sie’s, glaub’ ich, nennen, mit allem, was dazu gehört?»

       «Ich habe hier gerade», sagte Herr Wenzel, in seinen Papieren suchend, «ein paar Anerbietungen von höchst achtbaren Leuten – wirklichen Amerikanern – die mir Farmen zu höchst mäßigen Bedingungen offerieren. Die Leute wissen da drüben, daß hier viele zu mir kommen und sich nach solchen Plätzen erkundigen, und wenn sie dann ‘was Gutes haben, schicken sie’s mir. Wo hab’ ich denn die verwünschten Pläne jetzt hingelegt – ah, hier ist der eine – sehen Sie, Gebäude und alles sind darauf angegeben – und der andere kann nun auch nicht weit sein; ich habe sie erst vorgestern meinem Bruder gezeigt, der gar nicht übel Lust hatte, eine davon für sich zu kaufen – da ist er.»

       Die drei Bauern drängten sich um den kleinen Tisch herum, auf dem Herr Weigel die Pläne jetzt ausbreitete, und suchten sich in den kreuz und quer laufenden Strichen zu orientieren, wie der Platz eigentlich liege und was darauf stände.

       «Ja, aber w o ist denn das nun eigentlich und wie sieht’s dort aus?» sagte Menzel endlich nach einigen vergeblichen Versuchen deshalb. «Aus der Geschichte wird man nicht klug.»

       «Ja, sehen Sie», sagte Weigel, mit seinem Finger den Plan erklärend und den angegebenen Zahlen folgend, «das hier, Nr. 1, ist das Wohnhaus, ein Doppelgebäude, der Zeichnung nach mit einer offenen Veranda dazwischen, des warmen Klimas wegen, denn drum herum stehen ,Baumwollenbäume’ angegeben, Nr. 2 da ist ein anderes Gebäude, bis jetzt zu Negerwohnungen benutzt; denn der bisherige Besitzer scheint Sklaven gehalten zu haben; Nr. 3 ist eine Scheune; Nr. 4 ist ein Rauchhaus, die Leute verschicken von dort aus viel getrocknetes Fleisch; Nr. 5 ist, wie es scheint, ein Waschhaus, und Nr. 6 ein anderes Wohnhaus, was dem ersten gegenübersteht und wahrscheinlich den ganzen Hofraum, da die Front nach dem Flusse zu liegt, abschließt.»

       «Und welcher Fluß ist das?»

       «Der Missouri, einer der größten Ströme Amerikas, über eine englische Meile breit und viele hundert Meilen hinauf schiffbar; alle Wetter, meine Herren, von den dortigen Strömen können wir uns hier gar keinen Begriff machen!»

       «Hm – und wieviel Land gehört dazu?»

       «Dazu gehört ein ,Died’ von vierzig Ackern, was früher als Kongressland gekauft und schon bezahlt ist, und natürlich mit übernommen wird; um den Platz herum kann noch so viel Kongressland dazugenommen werden, wie man haben will – nur die vierzig Acker, von denen aber ein Teil schon urbar gemacht ist, müßten natürlich höher bezahlt werden23

       «Und was soll die ganze Geschichte kosten?» frug Müller. Der dritte, dessen Name Brauhede war, hatte noch kein einziges Wort zu der ganzen Verhandlung gesagt.

       «Die ganze Geschichte», erwiderte Weigel, sich das Kinn streichend, «wie ich sie Ihnen hier gleich an Ort und Stelle überlassen kann, mit Häusern und Grundstück und dazu noch einem kleinen Viehbestand von vielleicht einigen achtzig Stück Rindvieh und fünfundfünfzig oder sechzig Schweinen, würde – etwa – Eintausend und einige sechzig spanische Dollars betragen.»

       «Und das wäre nach unserem Geld?» sagte Menzel, Müller dabei heimlich unter dem Tisch anstoßend.

       «Nach unserem Geld?» wiederholte Herr Weigel, mit einem Stück dort liegender Kreide die Summen rasch auf dem Tisch selber aufaddierend. «Würde es in einer runden Zahl etwa Tausend – vierhundert – eine Kleinigkeit über vierzehnhundert Taler Preußisch Courant betragen.»

       «Wieviel Stück Rindvieh?» sagte Müller.

       «Einige achtzig Stück sind angegeben», sagte Weigel, «und müssen auch überliefert werden; aber gewöhnlich sind es noch mehr, denn das Vieh läuft draußen im Freien herum und bekommt Kälber, und man weiß es oft nicht einmal – die Kälber werden überhaupt nie mitgezählt.»

       «Und die Passage hinüber kostet?» frug Menzel.

       «Zwischendeck oder Kajüte?»

       «Zwischendeck – immer wo’s am billigsten ist», lachte Menzel und strich sich wohlgefällig über die silbernen Knöpfe.

       «Ja, kann mir’s denken», rief Herr Weigel, auf den Scherz eingehend und ihn leise gegen den Arm von sich stoßend, «Sie sehen mir auch gerade aus, als ob’s Ihnen auf ein paar Taler ankäme!»

      

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