Ligurischer Urlaub. Jean-Pierre Kermanchec

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Ligurischer Urlaub - Jean-Pierre Kermanchec

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seinem Sessel zurück, schloss die Augen und entspannte sich. Nach wenigen Minuten war er eingeschlafen.

      Ab acht Uhr gab es Abendessen, so hatte der Portier zu ihm gesagt. Seine Uhr zeigte sechs Minuten vor acht als er das Zimmer verließ, über den roten Teppich den Gang entlang ging und die wenigen Stufen zum Restaurant hinunterstieg.

      Der Oberkellner kam ihm entgegen, fragte nach seiner Zimmernummer und geleitete ihn zu einem Ecktisch auf dem Balkon, der sich an der Westseite des Hotels direkt über der Terrasse, entlang des Restaurants und den verschiedenen Salons erstreckte. Bei schönem Wetter wurde das Essen hier draußen serviert. Von seinem Platz aus konnte er all das Geschehen beobachten.

      Das Haus war nicht mehr sehr belegt, die Nachsaison hatte begonnen und die meisten Urlauber waren bereits abgereist. Medernach sah, wie ein englisches Ehepaar zu einem Tisch geleitet wurde. Wenigstens war er der Meinung, dass es sich um Engländer handeln müsste, kurze Hosen, Kniestrümpfe, ein ungebügeltes Hemd und dazu Sandalen deuteten darauf hin. Der Mann hatte einen beträchtlichen Bauchumfang. Seine Kopfhaut hatte auch schon bessere Zeiten erlebt, denn die wenigen Haare boten ihr fast keinen Schutz mehr vor den Sonnenstrahlen. Die wulstigen Lippen und die buschigen Augenbrauen verliehen ihm ein eher unfreundliches Aussehen. Seine Frau unterschied sich von den Körpermaßen nur wenig von ihm. Ein zerknittertes hemdartiges Kleid mit fünf Knöpfen und weiße Socken verhüllten ihren Körper.

      Medernach dachte einen Augenblick an die Zeilen auf seinem Schreibtisch: „Wir bitten um gepflegte Kleidung zu den Mahlzeiten.“ Die Auslegung dieser Worte ist nun einmal sehr individuell, dachte er sich. Beim Eintreten des nächsten Paares vernahm er bekannte Laute. Der Oberkellner begrüßte mit einem herzlichen „bonsoir“ das elegant gekleidete Paar. Die beiden schienen schon länger im Hause zu weilen, denn man sprach sie mit ihrem Namen an. Monsieur et Madame Delacroix, hörte er und schloss daraus, dass es sich um Franzosen handelte. Diese Beiden unterschieden sich rein äußerlich wohltuend von dem ersten Paar.

      Wenig später trat eine ältere Frau auf den Balkon, eine nicht gerade attraktive Erscheinung aber sie war korrekt gekleidet und trug eine Tasche unter dem Arm. Medernach hatte noch nie eine so dürre Frau gesehen. In Luxemburg würde man sagen, ‚nur Haut an Schank‘. Sie sprach den Oberkellner in Italienisch an. Er lächelte freundlich und begleitete auch sie zu einem Tisch.

      Medernach hatte zwischenzeitlich seinen Aperitif erhalten, Campari Orange, sein Lieblingsaperitif, dazu Brot und Butter. Das Brot hatte es ihm angetan. Es war mit Oliven und Rosmarin gewürzt, einfach phantastisch, dachte er bei sich. Weshalb kommt man bei uns nicht auf die Idee? Er hatte in Luxemburg noch nirgendwo so ein Brot gesehen, geschweige denn gegessen.

      Während er seinen Aperitif genoss, schweifte sein Blick über die Balustrade hinaus aufs Meer. Er sah die Yachten zurück in den Hafen fahren und die Möwen und Tauben über die jetzt verlassenen Badeplätze kreisen, in der Hoffnung, liegen gebliebene Krümel zu finden. Die Sonne versank langsam hinter den Hügeln, die sich westlich von Santa Margherita in Richtung Portofino erstreckten. Die orange, gelb, rot und blau gestrichenen Häuser, die den Hafen perlschnurartig umgaben warfen das spärliche Sonnenlicht zurück. Beständig vernahm man das leise Dröhnen der Schiffs- und Bootsmotoren. Das war ein Teil des hiesigen Flairs. Ja, hier konnte man es durchaus aushalten, so es das Portemonnaie zulässt.

      Das Essen war einfach köstlich und der Chianti ein Genuss. Eine leichte Müdigkeit befiel ihn nun und er ging auf sein Zimmer.

      Das Zimmermädchen hatte zwischenzeitlich die Fensterläden geschlossen und die Klimaanlage reduziert.

      Die angenehme Temperatur und die Dunkelheit hatten ihn gut schlafen lassen. Als Medernach am nächsten Morgen auf die Uhr sah erschrak er beinahe. Zehn Uhr war es inzwischen. Jetzt hörte er den Straßenlärm. Schnell stand er auf, duschte und beeilte sich noch etwas zum Frühstück zu bekommen. Er konnte sich erinnern, dass das Frühstück nur bis 10 Uhr 30 gereicht wurde.

      Für den heutigen Vormittag hatte er sich vorgenommen den Garten zu besichtigen. Nachdem er gestern den ganzen Tag verschlafen hatte, wollte er anschließend hinunter an das Meer. Die lange Fahrt mit der Bahn und die letzten Tage vor seiner Pensionierung hatten ihn doch etwas mitgenommen.

      Henri Medernach verließ nach dem Frühstück das Hotel und überquerte den Vorplatz. Er ging auf eine kleine Brücke zu, die die Straße überspannte und über die man in den wunderschönen Garten des Hotels gelangte.

      Er zählte die Stufen hinunter zum Meer. 146 hatte er gezählt als er unten angelangt war.

      Sofort kam ein junger Mann auf ihn zu. Quer über seinem T-Shirt konnte er den Schriftzug

      SALVATAGGIO lesen. Der junge Mann lächelte freundlich und sprach Medernach auf Englisch an.

      „Möchten Sie einen Liegestuhl und einen Schirm, Mister?“

      Medernach sprach mehrere Sprachen und so konnte er dem jungen Mann auch sofort antworten. Ohne zu übertreiben durfte er von sich behaupten ein Sprachgenie zu sein. Neben englisch, deutsch, französisch und italienisch konnte er auch noch etwas spanisch, niederländisch und schwedisch sprechen. „Ja, vielen Dank, einen Liegestuhl nehme ich sehr gerne und bei diesem herrlichen Wetter dürfte ein Sonnenschirm genau das Richtige für mich sein.“

      Der junge Mann kehrte nach wenigen Minuten mit einer Liege und einem Sonnenschirm zurück. Auch legte er Henri ein Badetuch über die Liege. Genüsslich legte Henri sich nieder und schloss die Augen. Er lauschte auf die Stimmen um sich herum und ließ sich von seinen Gedanken treiben.

      Medernach lag unter seinem Sonnenschirm und döste vor sich hin als er die unangenehme Stimme des Engländers vom gestrigen Abend vernahm.

      „Meine Liege und Sonnenschirm!“ rief er dem jungen Mann zu. Von Höflichkeit war keine Spur und er schien auch nichts hinzufügen zu wollen.

      Ohne eine Regung des Unmutes zu zeigen, rückte der so Angesprochene zwei Liegen zurecht, da die Frau des Engländers ihn begleitete, brachte den gewünschten Sonnenschirm und zwei Badetücher. Dann entfernte er sich mit einem höflichen: „Bitte schön, mein Herr.“

      Medernach sah aus den Augenwinkeln, wie sich der stark übergewichtige Mann auf seine Liege fallen ließ. Er unterhielt sich mit seiner Frau in einer Lautstärke, dass Medernach gezwungen war dem Gespräch der Beiden zu folgen.

      „Sollen wir es morgen dann erledigen?“ fragte die Frau.

      „Es dürfte noch etwas zu früh dafür sein, wir sollten noch ein wenig warten.“

      „Aber zu lange wäre schlecht, man kann nie wissen wie lange sie noch hier bleibt.“ Seine Frau hatte sich aus ihrem Liegestuhl erhoben und wartete auf eine Reaktion ihres Mannes. Der dachte überhaupt nicht daran, eine Antwort zu geben. Stattdessen drehte er sich um, wandte ihr den Rücken zu und blickte hinauf zum Hotel.

      So war der Engländer der Erste, der Frau Pellini die Treppe herunter kommen sah. Er wandte sich seiner Frau zu und sagte: „Die Salattante kommt auch wieder, es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann fällt sie vor lauter Schwäche die Treppen herunter.“

      „Vielleicht solltest du auch etwas mehr Salat essen, dann würden dir die Hosen besser passen und die Knöpfe nicht immer von deinem Hemd abreißen.“ antwortete seine Frau.

      Medernach sah nun zur Treppe. Er erkannte die Dame von gestern Abend sofort. Sie ist noch etwas dünner geworden, war sein erster Gedanke. Zwar hatten die beiden recht, was die Figur der Frau Pellini betraf aber Medernach fand ihre Bemerkungen dennoch unpassend.

      „Du solltest den Mund nicht

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