Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk
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räusperte und dann den Blick über die erwartungsvolle Menge schweifen ließ.
»Ihr Männer und Frauen des Pferdevolkes! Ihr seid heute hier versammelt,
um Zeuge zu werden, wie Dormunt, des Dorkemunt Sohn, und Gandoryn, der
Hellewyn Tochter, einander einzige Liebe und Treue schwören. So einer von
euch einen Grund weiß, der gegen diese Verbindung spricht, so möge er ihn
nun kundtun oder für immer schweigen.«
Natürlich wurde kein Einwand vorgebracht, aber Dorkemunt spürte
dennoch, wie sein Sohn sich nervös versteifte, als der Älteste eine kleine
Pause einlegte, bevor er mit der Zeremonie weiter fortfuhr. »Dorkemunt, habt
Ihr Euren Sohn Dormunt in den Traditionen des Volkes der Pferdelords
getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass er die Tugenden des Volkes in
Ehren hält?«
»Ja, Ältester«, versicherte Dorkemunt mit fester Stimme. »Dies schwöre
ich.«
»Hellewyn, habt Ihr Eure Tochter Gandoryn in den Traditionen des Volkes
der Pferdelords getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass sie die Tugenden
des Volkes in Ehren hält?«
»Ja, Ältester«, versicherte auch Hellewyn. »Dies schwöre ich.«
Der Älteste räusperte sich erneut und nahm dann einen reich verzierten
Zügel und eine ebenso reich verzierte Wasserflasche von einem kleinen Tisch
hinter sich. Er legte den Zügel in Dormunts ausgestreckte Handfläche.
»Dormunt, des Dorkemunts Sohn, schwört Ihr Gandoryn, Hellewyns Tochter,
die Treue, und schwört Ihr, für sie zu sorgen und euer Heim zu schützen?«
»Ja, Ältester«, versicherte Dormunt, und seine Stimme klang nicht ganz so
fest, wie er sich dies eigentlich gewünscht hatte. »Dies schwöre ich.«
»Gandoryn, der Hellewyn Tochter«, der Älteste legte die Wasserflasche in
Gandoryns offene Hand, »schwört Ihr Dormunt, Dorkemunts Sohn, die Treue,
und schwört Ihr, für ihn zu sorgen und euer Heim zu schützen?«
»Ja, Ältester«, sagte Gandoryn, und man hörte ihrer Stimme an, dass sie
dabei lächelte. »Dies schwöre ich.«
»So fasst nun Zügel und Wasserflasche gemeinsam«, sagte der Älteste
salbungsvoll, worauf die beiden jungen Leute beide Gegenstände umfassten
und der Älteste seine Hände auf die Köpfe des frisch vermählten Paares legte.
»Mögen die Hufe eurer Rösser rasch wie der Wind eilen, und möge das
Wasser zu eurer Erquickung nie versiegen. So hüllt Gandoryn nun in Euren
Umhang, Dormunt, und nehmt sie zu Eurem Weibe.«
Dormunt nahm die Zügel in eine Hand, löste seine andere von der
Wasserflasche und hüllte seine Frau und sich selbst in den weiten Umhang
des Pferdelords ein. Der Älteste hob den Blick. »So seid ihr nun vor Volk und
König …«
Er verstummte, und ein merkwürdiges Krächzen drang aus seinem Mund.
Alle hoben irritiert den Kopf und sahen nur, wie sich die Augen des
Ältesten weiteten, seine Hand sich hob und er hinter die Menge deutete, aber
noch bevor überhaupt irgendjemand den Kopf wenden konnte, ragte plötzlich
ein gefiederter Pfeilschaft aus der Kehle des Ältesten. Er stieß ein
merkwürdiges Gurgeln aus und kippte dann schlaff hintenüber. Im ersten
Augenblick war die Menge wie gelähmt. Schreie ertönten, und es waren nicht
nur Schreie der Verwirrung und des Entsetzens, sondern auch Schmerzens-
und Todesschreie.
Dorkemunt konnte aufgrund seines kleinen Wuchses nicht erkennen, was
hinter den Rücken der Menschen vor sich ging, also sprang er ohne zu zögern
auf das Podest, wo er den Ältesten, dessen Körper noch seltsam zuckte,
ignorierte und über die Köpfe der Anwesenden hinwegspähte. Doch da
begann die Menge sich bereits zu zerstreuen und panisch
auseinanderzudrängen. Dorkemunt spürte den Luftzug eines Pfeils, der an
seinem Ohr vorbeizischte.
»Orks«, krächzte er ungläubig. Er wusste sehr wohl, was das für Gestalten
waren, die da vom Rand des Weilers her auf den Platz drängten, auch wenn er
nicht verstand, woher die Ausgeburten der Dunklen Macht so unvermittelt
kommen konnten. Bisher hatten sie ihren Platz in alten Legenden gehabt,
doch nun waren sie leibhaftig hier in ihren finsteren Rüstungen und mit
gierigem Gebrüll. »Orks«, brüllte Dorkemunt. »Zu den Waffen, ihr
Pferdelords! Ein Überfall!«
Aber niemand hatte seine Waffen mit auf den Versammlungsplatz
genommen, mit Ausnahme einiger Pferdelords, die dem Brautpaar später das
Ehrengeleit geben sollten, und natürlich mit Ausnahme von Dormunt und
seinem Vater. Dormunt hatte sich dem Feind bereits zugewandt und stand
schützend vor Gandoryn und ihrer Mutter, während er seine Klinge zog. Auch
die Handvoll bewaffneter Pferdelords stellte sich mit gezückten Waffen dem
Feind, der auf sie vorrückte. Schon