Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy

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Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy Geheimauftrag für Sax

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bestand immer die Möglichkeit, dass die Angelegenheit irgendwas damit zu tun hatte, aber es schien ihr gerade nicht so.

      „Unter anderem, weil ein paar alte Freunde auch ihre Hand mit im Spiel haben.“

      „Alte Freunde?“, fragte sie, skeptisch und misstrauisch zugleich. So wie ihr Chef das sagte und sie es wiederholte, handelte es sich eher um das genaue Gegenteil.

      „Sie erinnern sich doch bestimmt noch an ihren ersten Auftrag für unsere Abteilung, diese etwas diffizile Operation gegen die DEMTAG Anfang des Jahres, oder?“

      Wie könnte sie nicht! Schlagartig dachte sie an jene etwa neun Monate zurückliegende gefährliche Wirtschaftsspionage-Affäre - und mit hüpfendem Herzen an ihren Geliebten „Gunny“, Günter Freysing, den sie bei genau jenem Auftrag in der Türkei kennengelernt hatte. Seither waren beide das, was man landläufig ein „Fernbeziehungspaar“ nannte. Trotz ihres anderen Freundes hier in Paris. Ihre Dienststelle duldete das, zum einen, weil sie es sowieso nicht wirklich verhindern konnte, ohne eine ihrer besten Nachwuchs-Agentinnen zu vergällen, zum anderen, weil Beziehungen der Geheimdienste auf operativer Ebene manchmal viele Dinge vereinfachen, die auf bürokratischer Ebene als unmöglich erscheinen.

      Als sie ihn zum letzten Mal in natura gesehen hatte, war er allerdings im Koma im Krankenhaus in Nürnberg gelegen – ebenfalls ein Resultat ihrer beider gefahrvoller Tätigkeit. Doch dann musste sie eilig los, wegen jenes neuen Jobs in Afrika aufgrund der Ebola-Epidemie, der nun seit wenigen Tagen erst hinter ihr lag.

      „Sie meinen, die DEMTAG ist irgendwie darin verwickelt?“

      „Wäre möglich. Das Unternehmen ist jedenfalls mit maritimem Gerät an der Suche nach den Trümmerteilen beteiligt. Der neben ein paar kleinen Kriegsschiffen einzige bisherige Beitrag auf deutscher Seite zu der Angelegenheit, nachdem der Start schiefgegangen ist! Und ich weiß nicht, ob das wirklich gut ist!“, stellte LeMondes fest.

      „Aber bei der DEMTAG bin ich doch bekannt. Wäre es nicht besser, jemand anderen zu schicken?“, wagte sie letztmalig einen kleinen Einspruch.

      „Gerade weil man sie auf der Führungsetage dort sicher noch in Erinnerung hat, wird das vielleicht etwas bewirken“, meinte jedoch LeMondes. „Nämlich Zurückhaltung!“

      „Und der BND?“, frug sie, und irgendetwas Hoffnungsvolles schwang darin mit. „Erst im Mai der AM4P, jetzt Spectator… - die Deutschen müssen doch sauer sein!“

      „Die Deutschen wollen sich offenbar in der Sache nicht zu sehr aus dem Fenster hängen, nach den ganzen Überwachungsskandalen der letzten Zeit(*6). Denken Sie an die wahre Aufgabe von Spectator!“

      „Schade“, sagte sie trocken. „Ich habe zuletzt gern mit den Deutschen zusammen gearbeitet. Sie dringen stets ohne viel Drumherum schnell, hart, tief und gründlich in jede neue Materie ein.“

      LeMondes am anderen Ende musste nun doch kurz auflachen. Trotzdem mochte er einen Moment lang überlegen, ob er überhaupt noch etwas dazu sagen wollte. Dann meinte er jedoch: „Sie leiden wohl unter Personalmangel. Aber ich habe meinen Amtskollegen beim BND nochmal deutlich gebeten, auch sobald wie möglich einen Mann zu schicken, aber dann jemandem, dem wir wirklich trauen können. Wäre sinnvoll, bei den ganzen Mitspielern. Er hat nach einigem Zögern grundsätzlich zugestimmt, will aber erst einmal abwarten, was die Untersuchung jener Trümmerteile ergibt, die bislang gefunden wurden.“ – Freundlichkeit lag in seiner Stimme, als er hinzufügte: „Es wird sie sicher sehr freuen, wenn ich ihnen verrate, um wen es sich dabei handeln wird – allerdings dauert es noch ein bisschen, bis er zu ihnen stößt. Er muss sich erst noch ein wenig länger von seinen schweren Verletzungen erholen und wird erst nach den Feiertagen zu ihnen stoßen. Bis dahin sollten sie daher alleine klar kommen. Halten sie sich derweil vorrangig an die Italiener.“

      Die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Gunny, wie sie ihn nannte, stand ihr ins Gesicht geschrieben, nachdem LeMondes ihre Vermutung bestätigte und sie sich im weiteren Gespräch Einzelheiten für ihre Mission geben ließ. Dazu gehörten auch, soweit verfügbar, die Dossiers der anderen Agenten, über die er sie kurz informierte - Italien und Belgien. Über den Engländer gab es allerdings nicht viel. Angeblich eine Koryphäe. Wahrscheinlich hatten auch noch andere Parteien an der Sache Interesse: Ein Stelldichein der Geheimdienste auf der anderen Seite des Ozeans.

      „Seien Sie bei allem vorsichtig!“, beendete LeMondes seine bisherige Einführung.

      „Aber - warum jetzt? Ich meine, warum jetzt erst? Und dann so plötzlich?“

      Sie hörte längere Zeit zu, bestätigte immer wieder mit „aha´s“ und „m-mh´s“, während ihr LeMondes Einzelheiten offenbarte. Dieser schloss dann mit den Worten:

      „Die Sache ist heikel. Scheinbar kommen die Italiener in der Angelegenheit auch nicht weiter. Oder sie haben selbst etwas zu verbergen und verraten nichts. Sie wissen ja, in unserem Beruf ist alles möglich! Und der Minister macht richtig Druck!“

      „Und die Spanier?“ – auch diese waren an der VEGA finanziell beteiligt, wusste sie.

      „Sind auf den gleichen Gedanken gekommen wie wir, und wollen die Rital nicht mehr lange alleine alles machen lassen. Sie haben wohl nur keine geeigneten Ressourcen, um eigene Nachforschungen zu betreiben. Madrid hat noch nichts.“

      „Genau wie die Schweden, hm? Ich soll mich also eigentlich nur darum kümmern, dass die Angelegenheit nicht aus dem Ruder läuft und die vielen Dienste sich nicht gegenseitig auf die Füße treten, oder uns. Mit weiblichem Charme?“

      „Genau. Setzen Sie ein, was sie haben – aber, nochmal, trauen Sie niemandem!“

      „Das kann ja heiter werden!“, seufzte sie, beinahe etwas resignierend. Danach unterhielten sie sich noch geraume Zeit über Nebenaspekte des Auftrages, die möglicherweise wichtig werden konnten. Schließlich beendeten sie eine Weile später das Telefonat.

      „Vielleicht sind sie ja Weihnachten schon wieder an der Seine?“, bemerkte LeMondes hoffnungsvoll zum Schluss, aber sie mochte es nicht recht glauben. Und er selbst wohl auch nicht. Sie plante eigentlich, dann zu ihren Eltern in den Elsass zu fahren, die sie schon wieder viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Cathleen Conquête legte gedankenverloren das Telefon beiseite. Dann setzte sie sich über die seitliche Kante der Liege zum Fenster hin auf, ließ das Badetuch, mit dem sie sich eben noch bedeckt hatte, neben sich fallen, und glitt die wenigen Zentimeter herunter auf den steingefliesten Heizboden des Massageraumes.

      Mit ein paar kurzen, leichten Schritten ihrer wohlgeformten kleinen Füße erreichte sie splitterfasernackt den Garderobenständer, über dem der geliehene Frotteebademantel in Institutsfarbe hing, welchen sie vor der angenehmen Behandlung dort ausgezogen hatte. Sie bekleidete sich schnell damit, ohne ihn vorne herum besonders fest zu schließen, und hielt dann längere Zeit nachdenklich inne.

      Der Blick ihrer blaugesprenkelten Augen fiel durch die hellen Untergardinen vor der geschlossenen Doppelverglasung hinunter auf die stark befahrene Straße, deren Lärm nicht bis hier hereinzudringen vermochte. Aus dem zweiten Stock heraus wirkten die vorbeieilenden Menschen klein, arglos und geschäftig.

      Ein als heiliger Nikolaus verkleideter falschbärtiger Mann ging inmitten des Trubels gerade auf der anderen Straßenseite den Bürgersteig entlang und schwang dabei seine große goldene Glocke, was bereits ein paar Kinder angezogen hatte, die ihm nun eiligen Schrittes auf seinem Weg folgten. Mit der linken Hand zog er einen kleinen Bollerwagen hinter sich her. Auf diesem befanden sich

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