Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy

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Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy Geheimauftrag für Sax

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ich das wusste? - Berufserfahrung.“

      Sie sah ihn fragend an, und er antwortete ihr, um sie gesprächiger zu stimmen.

      „Ich arbeite für dieselbe Dienststelle wie Marius. Ich denke, Sie wissen sehr genau, womit er im Großen und Ganzen wirklich beschäftigt war. Also?“

      Sie überlegte. „Ich weiß nicht, ob es mit allem zusammenhängt.“, begann sie dann zögernd. „Marius und ich…“, sie unterbrach sich, und unwillkürlich standen ihr leichte Tränen in den Augen, als sie an ihren toten Geliebten dachte.

      „Ja?“

      „Er und ich, wir wollten ein neues Leben zusammen anfangen.“

      „Midlife-Crisis, bei Marius?“, fragte er skeptisch, aber sie ging nicht weiter darauf ein.

      „Vielleicht…“ – sie lächelte beinahe etwas verschmitzt. „Aber dafür brauchten wir Geld. Das Leben ist nicht billig.“

      „Mehr Geld, als Sie und Marius zusammen verdienten, nehme ich an. Wo wollten sie denn hin?“

      „An die Adria. Eine kleine Insel. Das war schon länger mein Traum!“

      Er überlegte, was diese neue Erkenntnis bedeutete. „Und es gab auch eine Idee, wie Sie zu diesem Geld kommen konnten?“, hakte er nach. „Das Spesenkonto von Marius hätte für ein gemeinsames süßes Leben kaum ausgereicht. Und ihr Gehalt auch nicht. Wo sollte das Geld denn herkommen?“

      „Sie wissen, wo genau ich arbeite?“

      „Sie sagten, in einer Klinik für plastische Chirurgie. Krankenschwester?

      „Nein, ich bin dort in der Verwaltung, beim Chef. Mitte des Jahres kam man dort auf die Idee, die alten Behandlungsakten zu vernichten, also alles, was älter als zwanzig Jahre war. So lange sind wir verpflichtet, diese mindestens aufzubewahren. Aus rechtlichen und Versicherungsgründen, wissen sie…“

      „Und ihre Aufgabe war es, diese Akten zu vernichten“, riet Freysing, halb unterbrechend. „Und weiter?“

      „Ich war neugierig und blätterte in den Pausen darin. Ein paar Mal nahm ich dann Akten mit nach Hause und las sie genauer durch. Was ich darin entdeckte, war sehr interessant. Ich erzählte Marius davon, und er war meiner Meinung.“

      „Und was war das ach so interessante?“

      „Damals haben sich eine Reihe von Leuten neue Gesichter zugelegt.“

      „Damals?“

      „In der Zeit des Umbruchs. Leute, die vorher in osteuropäischen Staaten gearbeitet haben und in oder nach der Zeit des großen Umbruchs auf politische oder strafrechtliche Verfolgung gefasst sein mussten.“

      „Auch aus der DDR?“, wurde Freysing nun hellhörig.

      „DDR?“

      „Deutsche Demokratische Republik. Naja, sie waren da ja noch kaum geboren…“

      Sie nickte jedoch. „Aus der DDR, aus Ungarn, aus Polen, aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus unserem eigenen Land – sie kamen von überall her. Die Klinik war damals noch sehr jung und konnte die Einnahmen sicher sehr gut gebrauchen. Ein dunkles Kapitel.“ Sie blickte ihn an und fügte hinzu, so als wolle sie nicht als Dummerchen gelten: „Ich habe in der Schule sehr viel über jene Zeit gelernt!“

      „Neue Visage, neue Identität, neues Leben. Diese Menschen haben sich ihrer Verantwortung entzogen und sind untergetaucht“, stellte Freysing unbeirrt fest.

      „So ist es gewesen. Genau“, bestätigte sie.

      „Und Sie haben die alten Akten ausgegraben“, nickte Freysing, der ahnte, was jetzt kam. Zumindest ein wenig.

      „Ich fand Bilder. Unzählige Bilder von Menschen, wie sie damals ausgesehen hatten, vor und dann nach der OP. Sie glauben gar nicht, wie viele das waren! Marius hielt es für eine gute Idee, eine Reihe dieser Akten zu scannen und herauszufinden, wo sich diese Leute alle heutzutage aufhalten. Dazu besaß er wohl Möglichkeiten.“

      „Einige von ihnen dürften inzwischen das Zeitliche gesegnet haben.“

      „Einige, ja, aber längst nicht alle. Die meisten von ihnen leben noch. Und sie sitzen teilweise in verantwortungsvollen Positionen, in denen sie sehr gut verdienen.“

      „Davon wollten sie etwas abbekommen.“

      „Marius muss ohne mein Wissen damit angefangen haben, weitere Recherchen zu betreiben, und vielleicht auch schon, mit diesen Leuten Kontakt aufzunehmen.“

      „Um sie zu erpressen“, stellte Freysing klar. „Und womöglich deswegen ist er jetzt tot.“

      Sie schluchzte heftig, als sie daran erinnert wurde. „Ja. Möglich. Es ist grausam!“

      Freysing dachte darüber nach. Marius Holler war für den BND tätig gewesen. Er hatte in Prag etwas herausgefunden, das GNSS betraf, und dessen Kontakt Steiner in der Angelegenheit war nun umgebracht worden. Eine Spur. Gleichzeitig hatte er, mit oder ohne Irinas konkretes Wissen, jedoch mit den von ihr beschafften Akten, Leute ausfindig gemacht und dann zu erpressen versucht, die nach den sogenannten friedlichen Revolutionen in Osteuropa untergetaucht waren. Eine andere Spur.

      Hing beides irgendwie zusammen, oder waren dies wieder einmal zwei völlig verschiedene Ansätze, die unterschiedlichen Gruppierungen Motive für extreme Vorgehensweisen lieferten? Und zu welcher Gruppierung gehörte Zbytečný?

      Natürlich waren die von Irina zur Vernichtung vorgesehenen Akten auch für den BND selbst sehr interessant. Hatte Holler Irina nur benutzt und ein mehrfaches Spiel getrieben, ohne seine Vorgesetzten davon zu informieren? In Prag wusste man angeblich davon zumindest wohl eher nichts, sonst hätte man ihn informiert, als er dort eintraf. Möglicherweise würde er das nie erfahren, aber er wollte es von Berlin aus zumindest noch einmal genauer nachprüfen lassen.

      „Und die Akten?“

      „Ich besaß zuletzt nur zwei Akten bei mir zuhause. Die sind weg. Und auch mein Laptop mit den gescannten Dokumenten ist weg. Alles futsch. Die Einbrecher müssen es mitgenommen haben“, versicherte sie glaubhaft.

      „Ich denke weiterhin nicht, dass das zufällige Einbrecher waren. Die wussten ganz genau, wonach sie gesucht haben. Aber möglicherweise kann uns unser Freund da hinten im Kofferraum weitere Auskünfte erteilen.“

      „Damit will ich nichts zu tun haben“, stellte Irina klar, und schluckte.

      „Ich setze Sie bei ihrer Schwester ab. Bleiben sie für ein paar Tage dort. Ich sorge dafür, dass diese Woche noch jemand dort hinkommt und sich um Sie kümmert.“

      Mit ihrem Wissen über Holler durfte sie auf keinen Fall zu Blansko laufen – das würde die Integrität der BND-Arbeit in Prag weiter verletzen. Ein BND-Agent, der Leute erpresste… - das ging gar nicht! Jedenfalls nicht auf eigene Rechnung!

      „Gibt es weitere Kopien von den gescannten Unterlagen?“

      „Marius besaß einen USB-Stick. Da war auch alles drauf, was ich

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