Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy

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Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy Geheimauftrag für Sax

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Hollers hatte Sax nichts dazu gefunden gehabt.

      Sie erreichten Přibice mit seinen eingeschossigen bunten Häuschen wenig später, und Sax setzte Irina dort ab. Dann fuhr er schnell weiter, ohne abzuwarten, bis die Schwester von Hollers Geliebter die Tür öffnete.

      *

      Freysing steuerte den Audi zu einem nahen Ufer des flachen Vrkoč-Sees, an welchem um diese Uhrzeit nicht unbedingt mit vielen Spaziergängern zu rechnen war. Von weitem erblickte er ein halbes Dutzend Netzfischer, die gerade ihr an langen Stangen befestigtes Arbeitsgerät von kleinen Booten her einholten. Sie befanden sich zu weit entfernt und würden nicht sehen können, was genau Sax hier trieb.

      Er stoppte den Wagen, stellte den Motor aus, zog den Zündschlüssel ab, stieg aus, und ging um den Wagen herum. Dort öffnete er den Kofferraum und ließ Zbytečný aussteigen, was diesem wegen der nach hinten gefesselten Hände äußerst schwer fiel. Aber es gelang ihm – die vorgehaltene Pistole war ein überzeugendes Instrument der Motivation. Der Mantel blieb zurück.

      „Hinknien!“, befahl Sax dann, hinter ihm stehend. Der von der Fahrt derangierte Mann erstarrte, und der Agent musste es wiederholen, damit Folge geleistet wurde.

      „Wollen Sie mich jetzt umbringen?“, fragte Zbytečný mit zittriger Stimme und warf einen äußerst besorgten Blick über die Schulter hinweg auf die Waffe in Freysings Hand.

      „Ich wollte es schon in Brno, aber nicht in Gegenwart der Frau“, gab Sax so bestimmt wie möglich von sich, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass er es ernst meinte. Er hielt den Lauf mit dem Schalldämpfer mit ausgestrecktem Arm an den Hinterkopf des Tschechen. Der fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.

      „Warten Sie…“, brachte er mit trockenem Hals hervor.

      „Du hattest deine Chance!“ - Sax entsicherte die Waffe mit einem hörbaren Klicken. Eine Patrone befand sich noch im Lauf, er musste nicht erst durchladen.

      „Dirschau“, sagte Zbytečný daher schnell, von Todesangst geplagt. „Der Mann, der mich beauftragt hat, nennt sich Koslowski, heißt aber in Wirklichkeit Dirschau!“

      „Dirschau? Ein Deutscher? Und das hat er dir einfach so gesagt, ja?“ Freysing glaubte, sich an den Namen zu erinnern, aber es musste, wie Steiner, ein Name in seiner weit zurückliegenden Vergangenheit sein. Doch so sehr er im Moment auch überlegte, er kam nicht darauf. Allerdings: So selten war der Name nun auch wieder nicht.

      „In meinem Job ist es besser, seinen Auftraggeber zu kennen. Es war nicht das erste Mal, und nicht schwer über meine Kontakte herauszubekommen, wer er ist.“

      „Was weißt du über ihn?“

      „Nur, dass er sich gegenwärtig in Prag aufhält.“

      Prag. Immer wieder Prag! Sax überlegte. Steiner hatte von Prag gesprochen, und darüber, dass dort diese Firma aus Ex-Stasi-Mitarbeitern für die Sicherheit bei der Einrichtung der GNSS-Systeme zuständig sei. Gehörte Dirschau, alias Koslowski, dazu?

      Fünfundzwanzig Jahre waren eine lange Zeit, und sicher war inzwischen viel Gras über die Vergangenheit einiger Leute gewachsen. Dirschau. Das war einer von ihnen. Es fiel Sax nun doch wieder ein: Dirschau war der Name eines Hauptmannes in der Leipziger Bezirksvertretung der Staatssicherheit gewesen. Damals, 1989. Er erinnerte sich an ein Verhör in seiner Studentenzeit, während der Wende, und an einiges mehr. Hing es aber auch mit den Akten Irinas zusammen?

      „Dein Auftrag lautete, Irina umzubringen, nicht mich. Ich habe das Bild im Umschlag gesehen. Warum will Dirschau-Koslowski deren Tod?“

      „Das hat er mir nicht gesagt.“

      Irina hatte eingestanden, dass sie zusammen mit Holler ein faules Ding hatte durchziehen wollen, um mit ihm ein gemeinsames Leben an der Adria zu genießen. Die Hintergrund-Informationen für die geplante Erpressung stammten von ihr. Gut, darum mussten sich die Kollegen kümmern, und auch in Prag aufräumen. Und Irina schützen. Die Zentrale war bereits über Prag informiert, nun würde er wegen allem Weiteren noch ein paar konkrete Angaben machen können. Was ihn selbst betraf, endete das Engagement an dieser Stelle. Die Polizeit hatte ihn mit im Visier, und alles Folgende mussten andere aus dem Dienst übernehmen.

      Freysing nahm die Waffe, die schwer in der Hand wog, einen winzigen Moment lang etwas herunter, zielte dann aber sofort wieder auf Zbytečný´s Kopf. „Ist das alles?“, fragte er schmallippig.

      „Ja. Mehr weiß ich wirklich nicht. Lassen Sie mich bitte laufen!“

      „Warum sollte ich das tun. Du bist ein Mörder, und Irina wäre mit Sicherheit nicht dein erstes oder letztes Opfer gewesen.“

      Zbytečný erwiderte nichts. Es war die Wahrheit. Er hatte bereits einige weitere Menschen auf dem Gewissen, und nie war deshalb so etwas wie Reue über ihn gekommen, auch wenn er die Gesichter seiner Opfer manchmal in der Nacht erschreckend lebendig vor sich sah. Zum Auftragsmörder wurde niemand geboren, auch er nicht. Es waren die Umstände seines Lebens gewesen, die ihn dazu machten. Jedenfalls versuchte er, sich selbst damit zu beruhigen und Berechtigung für sein mörderisches Handeln zu finden. Er flehte, und in seinen Augen standen gar leichte Tränen.

      Sax schlug ihm unvermittelt mit der Waffe auf den Kopf, sodass er bewusstlos im Schlick des Seeufers zusammenbrach und liegen blieb. Der Agent entlud die Waffe und steckte sie ihm in den Gürtel, nachdem er seine eigenen Fingerabdrücke sorgsam abgewischt hatte, dann rief er über die Auskunft mit dem IPhone bei der nächsten Polizeidienststelle an. Mit Sicherheit würde Zbytečný kein gänzlich unbeschriebenes Blatt sein. Hauptsache, er war aus dem Verkehr gezogen.

      Der Agent machte sich eilig aus dem Staube. Erst wollte er mit dem Audi einfach über die Grenze nach Österreich gelangen, aber bereits von weitem erkannte er, dass der Übergang kurz hinter Mikulov heute offenbar besonders gut bewacht und scharf kontrolliert wurde. Eine kurze Schlange an wartenden Fahrzeugen bildete sich bereits unmittelbar davor auf der tschechischen Seite. Sax bezog das irrtümlich nicht unbedingt auf sich, aber kehrte trotzdem sicherheitshalber um. Er ließ den Wagen in der zuvor bereits durchfahrenen Ortschaft stehen. Den Umschlag mit Irinas Foto nahm er mit. Als vorerst letzte nachvollziehbare Spur erwarb er am Bahnhof eine Fahrkarte für den nächsten Regionalzug nach Břeclav.

      *

      Oberinspektor Blansko hatte die weitere Jagd nach den beiden Männern und der Frau von der Leitstelle aus verfolgt. An der nächsten Straßenecke von Irinas Wohnung aus waren sie von einer Verkehrskamera aufgenommen worden. Die Fahrtrichtung war Süden, und so veranlasste er, dass die Beamten an der Grenze nach Österreich informiert wurden. Dorthin würde Freysing nicht entkommen können.

      Der Verdacht, dass der deutsche Agent dorthin fahren wollte, bestätigte sich, als es etwa zwei Stunden später einen Anruf von der Polizeidienststelle in Pohořelice gab. Sie hatten selbst einen anonymen Anruf erhalten und wenig später einen Mann namens Zbytečný gefunden – bewusstlos, aber am Leben. Der Beschreibung nach wurde er nicht nur von Blansko gesucht, sondern stand ohnehin auf der Fahndungsliste. Freysing war offenbar in der Gegend gewesen, und wenig später fand die Polizei auch den Audi in Mikulov. Sie konnte ermitteln, dass der Gesuchte mit dem Zug weitergefahren war. Von der Frau hingegen fehlte jede Spur.

      Blansko befürchtete zunächst Schlimmes, aber aus irgendeinem Grunde schätzte er Freysing nicht wirklich als Mörder ein. Nicht ganz astrein, aber kein Mörder. Zbytečný hingegen war ohne Zweifel einer, und wenn Freysing diesen

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