Zwillingsmord. Rainer Rau

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Zwillingsmord - Rainer Rau

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muss ich dir doch etwas weh tun. Aber es dient der Wissenschaft und dauert auch nicht lange.«

      Der Junge weinte. Er fühlte, dass es schlimm werden würde.

      Hohenfels öffnete den Mund des Jungen mit einem Spatel und stach mit einer kleinen Kanüle zwischen Backenzahn und Zahnfleisch bis tief auf die Wurzel.

      Der Junge schrie wie am Spieß und bäumte sich auf. Hohenfels kannte kein Erbarmen. Er war wie im Rausch. Die Prozedur wiederholte sich dreimal. Dann ließ er von dem Jungen ab. Er gab ihm etwas Nelkenöl auf den Zahn, was ihm sofort Linderung brachte.

      »So. Du hast es überstanden. War doch gar nicht so schlimm. Oder? Jetzt habt ihr euch aber ein Eis verdient. Ach ja, das Auto selbstverständlich auch.«

      Hohenfels band den Jungen los, der schon wieder etwas versöhnt war, bekam er doch ein fernsteuerbares Auto geschenkt.

      Sie gingen nach nebenan. Hier befreite er Ergan von seinen Fesseln. In seinem Gesicht glaubte Hohenfels pures Entsetzen zu sehen.

      Wenn dies von den Auswertungen der Daten auf dem PC bestätigt wurde, so war eine weitere Hürde in Richtung Nobelpreis genommen.

      4. Marlene – der Nerv – und die Lahn

      Die 245 Kilometer lange Lahn entspringt im südlichen Rothaargebirge und mündet bei Lahnstein in den Rhein. Sie ist eine der schönsten Nebenflüsse Deutschlands.

      Die Forschungen von Professor Werner Hohenfels zogen sich durch die nächsten Jahre, ohne dass ein wesentlicher Durchbruch zu erkennen gewesen wäre.

      Dieses lag nicht am Einfallsreichtum oder an der Vorgehensweise des Arztes. Im Gegenteil, er wurde immer aktiver. So überredete er seinen Sohn frühzeitig, für ihn im Sinne der Wissenschaft tätig zu sein.

      Mit 17 machte sich Volker Hohenfels im Auftrag seines Vaters an eine Schülerin seiner Parallelklasse heran. Wie sollte es anders sein, war sie ein Zwilling. Volker Hohenfels machte ihr Komplimente und kleine Geschenke. Beim Treffen im Eiscafé spendierte er ihr großzügig einen Schwarzwaldbecher und gab sich weltmännisch, als er für sich lediglich einen Espresso bestellte. Beim anschließenden Bummel durch die Altstadt schenkte er ihr eine Kette, die sie im Schaufenster eines Juweliers gesehen hatte. Sie wollte diese zunächst nicht annehmen, als Hohenfels aber beleidigt tat und erwähnte, dass er in diesem Fall die Kette ihrer Schwester schenken müsse, zierte sie schnell den Hals des jungen Mädchens.

      So hatte er nach kurzer Zeit eine intime Beziehung zu ihr, was ihm nicht schwerfiel, denn das Mädchen hatte eine gute Figur. Es lag ihm nicht besonders viel an ihr, aber der Sex mit ihr, den er in den kommenden Tagen und Wochen hatte, war gut. Ihr Name war Karena und der ihrer Schwester Marlene.

      Eine Party mit Band in der Hofreite beeindruckte Karena und Marlene sehr. Es gab viel Alkohol und die beiden Schwestern waren heftig beschwipst, sodass sie in der Privatklinik übernachten wollten.

      Es war zwischen Volker Hohenfels und seinem Vater verabredet, wenn alle anderen Gäste gegangen waren, den beiden Mädchen einen letzten, kleinen Absacker zu reichen. Dieser sollte sie aber wirklich absacken lassen.

      Er enthielt ein Mittel, was die Muskulatur erschlaffen ließ, die Sinne jedoch nicht berührte. Der Professor entnahm es seinem Arzneischrank, den er wieder sorgfältig verschloss.

      Gegen 2.00 Uhr nachts war es so weit und die beiden Mädchen waren bewegungsunfähig. Nachdem Volker seinem Vater half, sie auf die Stühle zu setzen, wollte dieser ihn wieder nach oben schicken. Aber Volker bestand darauf, sehen zu wollen, was sein Vater mit ihnen machte.

      »Gut, dann kannst du mir assistieren.«

      Seine Freundin Karena war im Nebenraum. Vor ihnen auf dem Stuhl saß, schlafend und alkoholisiert, Marlene. Oder war es ungekehrt? Jedenfalls hatten sie dem Mädchen im Nebenraum Sensoren auf dem Kopf und am Körper befestigt.

      Volker Hohenfels hatte sich bis dahin noch keine richtigen Gedanken um das, was sein Vater für seine Forschungen tat, gemacht. Jetzt sah er, dass er dem Mädchen wehtun wollte. Es schreckte ihn jedoch nicht ab, sondern erregte ihn eher. Er sah seinem Vater fasziniert zu.

      »Und den Schmerz der einen kannst du bei der anderen sehen?«

      Prof. Hohenfels sagte zu seinem Sohn: »Ja, aber das zu beweisen ist mir noch nicht gelungen. Halt ihr den Mund auf. Die Nerven der Zähne sind sehr empfindlich. Wenn ich sie am Körper verletze und man sieht dies, kann man das eventuell als Beweis gegen mich verwerten, falls sie morgen zu einem Arzt gehen sollte.«

      Er stieß mit einer Kanüle durch das Zahnfleisch auf den Nerv. Marlene spannte alle Muskeln an.

      »Sieh dir diese Reaktion an. Trotz eines starken Mittels zur Betäubung der Muskulatur bäumt sie sich auf. Es müssen starke Schmerzen sein. Wir haben ausnahmsweise einmal Zeit. Für die Aufzeichnungen sind größere Abstände der Behandlung von Vorteil. Warten wir also etwas.«

      Hohenfels war im Erklärungsrausch und stopfte seinen Sohn mit Wissen voll.

      »Willenskraft lässt Energie entstehen. Deutlich wird dies, wenn wir uns in einer Notsituationen befinden und um unser Leben fürchten. Die Energie, welche dann plötzlich in uns steckt und mit welcher wir uns dem Überlebenskampf stellen, hätten wir uns wahrscheinlich selbst niemals zugetraut. Sie ist so groß wie bei der Löwenmutter, die um ihr Junges kämpft und dabei ungeahnte körperliche Kräfte mobilisiert, allein durch ihren geistigen Zustand. Durch den Trieb, ihre Brut zu schützen. Wut, Hass, Verzweiflung und Angst werden also in pure Energie umgewandelt.«

      Dann stieß er wieder mit der Kanüle tief auf den Nerv am Zahnhals entlang und kratzte an ihm. Ein langes Stöhnen und ein starkes Anspannen der Muskeln war Marlenes Reaktion. Er hielt inne.

      »Wir wissen, welche Macht unsere Gedanken auf uns selbst und andere haben. Die Willenskraft nutzen Menschen, um Unglaubliches zu vollbringen, über sich hinauszuwachsen, ungeahnte körperliche Kräfte zu entfalten und sprichwörtlich Berge zu versetzen. All das ist bei Zwillingen sehr viel stärker vertreten. Und mir gelingt irgendwann der Beweis. Ich werde finden, was vor mir noch keinem gelang.«

      Wieder traf die Nadel auf den Nerv. Und wieder bäumte sich das Mädchen auf. Hohenfels bewegte den Nerv hin und her. Marlene zitterte nun. Hohenfels hörte nicht auf. Die Tortur nahm kein Ende. Das Mädchen musste ungeheuere Schmerzen erleiden.

      Marlene zitterte immer stärker. Ihr Gesicht war weiß wie die Wand. Plötzlich hörte ihr Zittern auf. Ihr Herz hörte ebenso auf zu schlagen. Prof. Hohenfels bemerkte es zunächst gar nicht.

      Sein Sohn machte ihn aufmerksam.

      »Du, Papa. Ich glaube, sie lebt nicht mehr.«

      Hohenfels musste das erst einmal verdauen.

      Er wollte sie doch nicht umbringen. Ein paar Minuten Schmerzen am Zahn können doch keinen Menschen töten. Und doch hatte sie keinen Herzschlag mehr.

      Hohenfels band sie los und legte sie auf den Boden. Dann fing er mit der Reanimation an.

      Volker Hohenfels stand hochrot im Gesicht mit klopfendem Herzen da. Der Professor fuhr ihn an:

      »Gib

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