Zwillingsmord. Rainer Rau

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Zwillingsmord - Rainer Rau

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style="font-size:15px;">      »Mann. Papa. Was machen wir jetzt?«

      Ein Gefühl der Verzweiflung kam auf.

      Marlene reagierte nicht auf die Wiederbelebung. Nach zwanzig Minuten gaben sie es auf. Das Mädchen kehrte nicht ins Leben zurück.

      Was sie nicht wussten, war, dass Marlene einen angeborenen Herzfehler hatte. Jeder vierte Mensch wird mit einem Loch in der Herzwand zwischen rechtem und linkem Vorhof geboren. Der Grund hierfür ist, dass der Blutfluss im Mutterleib zwischen beiden Herzkammern die Sauerstoffausbeute für den Fötus erhöht. Wenn sich das Kind nach der Geburt selbst über seine Lungen mit Sauerstoff versorgt, sollte das Loch zuwachsen. Bei rund 25 Prozent der Menschen schließt es sich aber nicht vollständig. In den meisten Fällen bereitet diese schlitzförmige Öffnung keine Probleme. Jedoch steigt die Gefahr des Schlaganfalls deutlich an.

      Der Schmerz und die Öffnung von der Größe einer Flaschenkapsel ließen den Muskel von Marlenes Herz zuerst rasen wie ein D-Zug, dann unregelmäßig stolpern und am Ende gänzlich erschlaffen. Sicher war der Schmerz der Auslöser des Herzstillstandes, es hätte sie aber auch zu jeder anderen Zeit, eventuell beim Joggen, treffen können.

      Volker Hohenfels wiederholte seine Frage: »Was machen wir jetzt mit ihr?«

      Der Professor wusste es auch nicht genau. Dann fiel ihnen Karena ein, die sie in der Hektik vergessen hatten.

      »Warte, ich muss nach ihrer Schwester sehen.«

      Karena saß bewegungslos auf dem Stuhl und hatte die Augen weit offen. Hohenfels erkannte die Panik in ihrem Blick. Sein Blut kam wieder in Wallung. Er war auf die Auswertung der Aufzeichnungen gespannt. Zu seinem Sohn sagte er: »Hol zwei Flaschen Schnaps von oben!«

      Als dieser die Flaschen brachte, schüttete er den Inhalt der einen Flasche Karena in den Mund und ließ den Alkohol die Kehle hinunterlaufen. Das Mittel, das die Muskulatur betäubte, war noch wirkungsvoll und so konnte sie nicht schlucken. Es würde wohl noch ein oder zwei Stunden anhalten. Der toten Marlene schütteten sie die andere Flasche in die Kehle.

      »Pass auf! Wir bringen sie an eine ruhige Stelle ans Ufer der Lahn. Wir ziehen ihnen die Kleider aus und lassen es so aussehen, als wenn es eine Vergewaltigung gewesen wäre.«

      »Aber die Party. Es haben sie doch hier mindestens 30 Leute gesehen!«

      »Ja. Aber sie haben sie hier lebendig gesehen. Du weißt nicht wann und mit wem sie von hier weggegangen sind. Du hast auch etwas getrunken und bist dann ins Bett gegangen, falls man dich fragen sollte.«

      Volker Hohenfels fuhr den Mercedes seines Vaters auf dessen Befehl hin in die Scheune. Mit dem Aufzug transportierten sie mit vereinten Kräften die Mädchen nach oben und luden sie auf die Rücksitze. Dann brachten sie die beiden Mädchen an die erwähnte Stelle an der Lahn.

      Sie beeilten sich, denn es konnten schon zu solch früher Stunde Jogger unterwegs sein. Sie hatten Glück und trafen auf keinen. Hohenfels riss den Mädchen die Jeans, Strumpfhosen und Slips herunter und warf die Unterwäsche in die Lahn. Die Mädchen ließen sie nebeneinander liegen. Dann verschwanden sie.

      Eine Stunde später fand der erste Jogger die beiden im Gras liegend und rief die Polizei. Kurz darauf erschien ein Großaufgebot von Polizei und Krankenfahrzeugen, Ärzten und Staatsanwaltschaft.

      In der Gerichtsmedizin in Gießen stellte man einen natürlichen Tod bei Marlene, hervorgerufen durch großen Alkoholgenuss fest. Der Auslöser war wohl ein Loch im Herzen, von zwei Zentimetern Durchmesser.

      Eine Vergewaltigung fand aufgrund fehlender Indizien und der Tatsache, dass Marlene noch Jungfrau war, wohl eher nicht statt.

      Einzige Auffälligkeit an der Leiche war eine kleine Entzündung im Anfangsstadium an einem Backenzahn. Sonst konnten keinerlei Verletzungen festgestellt werden. Eine Polizistin, die in der Gerichtsmedizin nochmals genau nachfragte, da sie keinen Hinweis im Protokoll auf Hautpartikel unter den Fingernägeln fand, war zufrieden, als der untersuchende Arzt ihr sagte, dass es keine gegeben hätte.

      Karena konnte noch nicht ausführlich befragt werden, sie stand unter Schock und hatte eine Alkoholvergiftung, die mit extrem starken Kopfschmerzen verbunden war.

      Ihren Angaben zufolge konnte sie jedoch keine nähere Auskunft erteilen. Insbesondere wusste sie nicht, wie sie mit ihrer Schwester an die Lahn gekommen war.

      Die letzte Erinnerung, die sie hatte, war die an eine Party in der Hofreite von Hohenfels.

      Der Hausherr Prof. Werner Justus Hohenfels war an diesem Abend nachweislich in der Klinik, also gar nicht zu Hause. Sein Sohn Volker Hohenfels hatte den Barhocker schon frühzeitig mit seinem Bett getauscht und konnte sich wegen des hohen Alkoholpegels an nichts erinnern. Er wusste nicht, wann und mit wem die beiden Mädchen die Party verlassen hatten.

      So wurde die Akte Marlene geschlossen, bevor sie überhaupt geöffnet wurde.

      Eine Beamtin der Kripo Gießen-Land vermutete, dass sich beide Schwestern wohl in Folge hohen Alkoholgehaltes im Blut und der fehlenden Unterwäsche an dem Lahnufer miteinander vergnügt hätten. Die Beamtin konnte dieses in Anbetracht der tollen Figuren der Mädchen sehr gut verstehen, hatte sie nicht des Öfteren ebensolche Lust, sich mit ihrer Lebensgefährtin in freier Natur zu vergnügen. Eine solch intime Verhaltensweise gehöre nach ihrer Auffassung nicht in die Öffentlichkeit.

      So wurde auch in der Presse davon nicht weiter berichtet. Man sah keinen spektakulären Fall, der einer weiteren Meldung Nährstoff gegeben hätte.

      5. Carla Frentzen

      Prof. Dr. Hohenfels verglich am Computer das Diagramm mit den zeitlichen Daten der Behandlung des Nervs. Es ließ sich dieses Mal genau bestimmen. Immer wenn eine Reizung des Nervs an Marlenes Backenzahn erfolgte, floss ein wesentlich höherer Strom durch die hintere linke Gehirnhälfte von Karena. Ebenso ging ihr Puls für diese Zeit um drei bis vier Schläge in die Höhe. Weiterhin war ein etwas höherer Feuchtigkeitsfluss der Achseldrüsen zu messen. Für ihn waren das eindeutige Beweise dafür, dass es eine telepathische Übertragungen gegeben hatte, und somit die Gedankenübertragung von Mensch zu Mensch existent ist.

      Bisher waren keine empirischen Belege für die Existenz von Telepathie und keine allgemein anerkannten wissen-schaftlichen Theorien, die sie erklären würden, bekannt.

      Hohenfels hatte nun einen Beweis, den er jedoch nicht nutzen konnte. Er hatte sich strafbar gemacht und ein Menschenleben auf dem Gewissen.

      Er dachte jedoch nicht weiter an ein Schuldeingeständnis, sondern sagte sich: Wenn es in der Medizin keine Experimente mit solchen Verlusten gegeben hätte, wären sehr viel mehr Menschen an Krankheiten, die heute heilbar sind, gestorben.

       Hätten Ärzte und Forscher im Mittelalter nicht Leichen obduziert, obwohl es verboten war und sie Gefahr liefen, als Hexer verbrannt zu werden, wäre die Pest heute noch weit verbreitet.

       Hätten die vielen Verwundeten der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht hergehalten, um Beine und Arme zu entfernen, so wäre wohl die Lehre von Muskeln, Knochen und Blutbahnen nicht so ausgereift, wie sie heute ist.

      Hohenfels kam zu dem Schluss, dass die moderne

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