Djihad. Christoph Hoenings
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Hier unten waren sie sicher, solange sie keinen Ton von sich gaben.
Die Ungläubigen würden intensiv suchen, in einem Seegebiet von achtzig mal dreißig Kilometern. Das ungefähr war an der Reichweite der abgefeuerten Waffen auszurechnen.
Sie alle waren bereit, zu sterben und ins Paradies einzugehen. Dies hatten sie einander feierlich geschworen. Sie wussten, ihr Leben würde innerhalb der kommenden Stunde beendet sein.
Allah würde sie an der Pforte des Paradieses mit offenen Armen erwarten.
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Das Gebimmel an der Haustür und das Klopfen und Rufen war nicht zu überhören!
Aber Rupert Graf schlief den Schlaf der wirklich Gerechten!
An diesem Sonntagmorgen, es mochte halb elf gewesen sein, lag er friedlich auf dem Bauch. Von meiner Bettseite aus konnte ich lediglich seinen kahlen Hinterkopf erkennen, was mir zeigte, dass er zumindest Mund und Nase nicht in die Kissen vergraben hatte und sich nicht dem Erstickungstod aussetzte.
Seit ich Rupert Graf vor einigen Jahren in Lima kennen gelernt hatte, war er des Öfteren zu mir in mein Haus in Starnberg gekommen, wenn er nicht gerade auf Reisen war. In seiner Wohnung in Düsseldorf mochte ich ihn wegen seiner Freundinnen nicht besuchen, und nur gelegentlich hatten wir uns in Bremen getroffen, wo er eine Wohnung in Oberneuland besaß, seit er in den Vorstand der dortigen Werften berufen worden war.
Aber oft, wenn er die Zeit fand, kam er nach Starnberg.
Und nach den Aufregungen der vergangenen Wochen hatte er sich wirklich ein paar Tage der Ruhe verdient!
Als ich, ebenfalls noch verschlafen, die Tür öffnete, standen dort neben zwei Polizisten in Uniform mehrere Herren in Zivil.
„Ist Herr Graf bei Ihnen?“ fragte einer von denen.
Ich nickte nur.
„Wir müssen ihn sofort sprechen!“
Es dauerte eine Weile, bis ich Rupert soweit wach bekommen hatte, dass er seine Versuche, mich zu umarmen aufgab und ich ihm erklären konnte, dass unten eine größere Menschenmenge auf ihn wartete.
Vor sich hin grummelnd und übellaunig zog er sich einen Bademantel über und ging nach unten ins Erdgeschoss.
Als ich wenige Minuten später die Treppe hinabstieg, war es überraschend ruhig.
Sie waren alle weg.
Durch das Küchenfenster konnte ich erkennen, dass die Männer gerade in mehrere Autos stiegen. Rupert in seinem weißen Bademantel war nicht zu übersehen.
Mit kreischenden Reifen fuhren die Wagen davon.
Ich habe nach einer Stunde die Polizeiwache in Starnberg angerufen, aber dort wusste man nichts von Rupert. Dort war auch nicht bekannt, dass man ihn gesucht hätte.
Grafs Handy lag noch bei mir zu Hause. Am Abend habe ich bestimmt zehn Leute angerufen, von denen ich hoffte, sie könnten mir einen Hinweis geben.
Niemand wusste etwas.
Bei meinen Anrufen in Rupert Grafs Büros in Oberhausen und Bremen am folgenden Morgen gab man sich sehr verschlossen.
Unglücklicherweise hatte ich mich mit meinem Namen gemeldet, der in den deutschen Medien eine gewisse Prominenz besaß. Daher habe ich angenommen, dass man deshalb nicht mit mir sprechen wollte.
Ich wusste selbstverständlich, dass Rupert Graf sich mit dem Verkauf von Kriegsschiffen befasste. Ich wusste auch, dass Rupert sich hierbei Risiken aussetzte, die manchmal über die Pflichten eines, wie er sich zu nennen pflegte, „Vertriebsbeauftragten“ hinausreichten.
Rupert Graf blieb verschwunden. Seine Kleidung und seinen Beutel mit Rasierzeug habe ich nach einer Woche in seinen kleinen Rollenkoffer gepackt und diesen zusammen mit seinem Aktenkoffer an sein Unternehmen in Oberhausen geschickt.
Dieser Roman basiert auf den Protokollen der Vernehmungen Rupert Grafs, die mir viele Wochen nach den dramatischen Vorfällen zugänglich wurden.
Dorothée A. Nonim,
Starnberg, Juni 2013
1. Mahmud
DJIHAD
Sommer 2009
Lieutenant-Commander US-Navy Carl Almaddi kratzte sich hilflos den Hinterkopf. Er war ratlos, was den Inhalt des Telefonates anging.
Das Gespräch war kurz:
Der Anrufer: „Ich bin´s.“
Der Angerufene: „Code?“
Anrufer: „Grüner Tee ist ein gütiges Geschenk Allahs. Ewig sei Er für Seine Gnade gepriesen.“
Angerufener: „Um was geht es?“
Anrufer: „Um Hilfe bei U-Booten, die wir gegen den Großen Teufel einsetzen wollen.“
Hier muss der Sorgfalt halber gesagt werden, dass es den Begriff U-Boote im Arabischen nicht gibt. Genaugenommen sagte der Anrufende: Um Hilfe bei Schiffen, die unter Wasser segeln.
Angerufener: „Um was genau?“
Anrufer: „Nur mündlich.“
Angerufener: „Wo? Wann?“
Anrufer: „Am üblichen Platz, so Allah will. So schnell wie möglich!“
Mitgeschnitten und zur Analyse vorgelegt war das Gespräch, weil die angewählte Rufnummer einer fundamentalistischen Koranschule in Peshawar in Pakistan gehörte.
Peshawar liegt nur wenige dreißig Kilometer entfernt vom Khyberpass, einem der wichtigsten Grenzübergänge zwischen Pakistan und Afghanistan. Auf afghanischer Seite befand sich die Hochburg der Taliban. Die Koranschule hatte es in sich! Carl Abdul Almaddi hatte Bilder von dem Gebäude angesehen. Ein Haus in einer engen Gasse der pittoresken Altstadt Peshawars, die Fenster verborgen hinter kunstvoll aus Holz geschnitzten Gittern, in der Gasse basarähnliche mobile Marktstände mit Gemüse, Fleisch, Textilien, Lederwaren.
Sämtliche Dienste waren sich einig. Hier war eines der Nester, in denen die afghanischen Taliban pakistanische Helfer rekrutierten.
Was die US-Air Force davon abgehalten hatte, das Haus gezielt zu bombardieren – technische Mittel für einen punktgenauen Raketenbeschuss standen zur Verfügung– war neben der Anzahl der Marktbesucher, die sich täglich in der Gasse drängten die Tatsache, dass mindestens fünfzig halbwüchsige Knaben in dem Haus als Internatsschüler untergebracht waren und rund weitere fünfzig Kinder jeden Morgen als Tagesschüler dort eintrafen.
Zum Zeitpunkt des Gesprächs hatte sich der Anrufer im Garten des Grand Hyatt Hotels an der Old Airport Road in Riyadh aufgehalten. Das hatten Aufzeichnungen der Saudi Telecom ergeben. Als Anrufer war eine anonyme und bis zu diesem Zeitpunkt unbenutzte niederländische