Djihad. Christoph Hoenings
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Was Hakeem bin Zaif so verwirrte war, dass Aisha das Kopftuch trug, so, dass niemals eine Strähne ihres Haars zu sehen war. Aber ihre Blusen ließen oft ihre Brustspitzen erahnen, und unter den engen Hosen zeichnete sich die Falte ihres Leibes ab.
Zudem dachte Aisha nicht im geringsten daran, ihren Blick zu senken. Sie guckte ihren Schülern offen und keck in die Augen, lobte oder tadelte sie, und pflegte eine beunruhigend offene Sprache.
Hakeem war gleichzeitig hingerissen und abgestoßen. Aisha war bei weitem nicht so verrucht wie die Frauen in Europa oder den USA. Aber gerade, weil sie einerseits so züchtig war und andererseits so lasziv wirkte, wusste Hakeem seine Gefühle nicht einzuordnen. So wie Aisha stellte er sich die Jungfrauen im Himmel vor, die auf die Helden warteten, die ihr Leben für den Heiligen Glauben hingaben.
Hakeem träumte des Nachts von Aisha.
Er respektierte sie viel zu sehr, nicht als seine Lehrerin, sondern als Frau, als dass er gewagt hätte, sie anzusprechen und einzuladen, außerhalb der Kurse Zeit mit ihm zu verbringen.
In seinen Träumen jedoch umarmte er Aisha, drang ein in ihren warmen Leib, und wenn er dann aus dem Schlaf schreckte, legte er, Allah möge ihm vergeben, Hand an sich selbst und befleckte sich, um sich Erleichterung zu verschaffen.
Einige Male war er in den Stadtteil gegangen, vor dem Feldwebel Abd el Abd ihn dankenswerterweise versucht hatte, zu warnen. Hakeem hatte sich die Etablissements angesehen, die Schaufenster mit den üppigen Frauen. Auf einer Bühne sah er den Akt der Vermehrung, durchgeführt von etlichen Paaren gleichzeitig, die dann auch noch während der Vorstellung ihre Partner wechselten.
Bei diesen Besuchen hatte Hakeem bin Zaif versucht, sein erregtes Fleisch durch die Hand in seiner Hosentasche zu verdecken, immer in der Angst, jeden Moment würde der unbändige Zorn Allahs in Form eines Blitzes auf ihn herab geschleudert.
Nachdem jedoch der Blitz ausblieb, und nachdem Hakeem die Erregung und Neugier nicht mehr länger aushielt, ging er zu einer der üppigen Frauen in der Straße mit den Schaufenstern. Die Frau war sicherlich älter als seine Mutter. Aber Hakeem versank zwischen ihren enormen Brüsten, in ihrem nachgiebigen Fleisch, das so weich und geschmeidig war, dass er nicht mal merkte, in die Frau eingedrungen zu sein, und er dachte dabei an Aisha und daran, welche Sünde er gerade beging.
Immer noch blieb der befürchtete Blitz aus, und Hakeem nahm an, dass Allah ihn entweder nicht für wichtig genug erachtete oder dass Allah sein Tun nicht als Sünde ansah.
Hakeem gefiel der zweite Gedanke besser. Die Frauen, mit denen er das Lager teilte, waren schließlich Frauen der Ungläubigen. Und so, wie Hakeem es sah, entwürdigte er durch seinen Akt die Ungläubigen und ihre Frauen, wodurch er gleichzeitig Allah lobpries.
Trotzdem war ihm nicht wohl bei seinem Tun. Sünde blieb wahrscheinlich doch Sünde.
Und weil es letztlich Aisha war, die ihn zu diesen Sünden trieb, wurde sein Zorn auf sie immer größer.
Gerade deshalb war er so perplex, als sie ihm mit einer Handbewegung bedeutete, sie wolle ihn nach Abschluss der heutigen Unterrichtsstunden noch unter vier Augen sprechen.
Nervös trödelte Hakeem bin Zaif herum, als er sein Heft und seine Bücher einpackte. Ebenso trödelte er, als er seine Jacke von der Garderobe holte und noch einmal in den Klassenraum zurück schlenderte, den seine drei Mitschüler soeben verließen und in dem Aisha noch damit beschäftigt war, die Wandtafel sauber zu wischen.
„Ach, Hakeem,“ sagte sie. „Du wartest auf eine Nachricht aus Riad. Ich habe da etwas für dich. Lass uns noch einen Tee zusammen trinken. Hier um die Ecke gibt es eine nette Teestube. Am liebsten dort mag ich deren grünen Tee.“
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